Zähl Pixel
Gewalt

TSchülerin im Kreis Cuxhaven verprügelt: Mutter erhebt schwere Vorwürfe

Mobbing und Gewalt sind an Schulen zunehmend ein Problem (Symbolfoto).

Mobbing und Gewalt sind an Schulen zunehmend ein Problem (Symbolfoto). Foto: Colourbox

Laut Bianca Lukowsky ist ihre Tochter Felicia Opfer einer Gewalttat geworden: Ein Junge soll die Viertklässlerin an ihrer Grundschule attackiert haben. Der Mutter zufolge nicht der erste Vorfall.

Von Pascal Patrick Pfaff Sonntag, 23.11.2025, 05:50 Uhr

Loxstedt. Eine taubeneigroße Beule im Gesicht, dazu mehrere blaue Flecken: Die Spuren in Felicias Gesicht sind deutlich erkennbar. Sie sollen nach Aussage ihrer Mutter Bianca Lukowsky das Ergebnis einer Attacke sein, die ihre 10-jährige Tochter in der vergangenen Woche an der Loxstedter Heinrich-Luden-Grundschule über sich ergehen lassen musste.

„Es war gerade Pause und Felicia spielte, als ein Junge aus dem Nichts von hinten kam und auf sie einschlug“, schildert Bianca Lukowsky die ihr zugetragene Situation. Zuvor habe sich ihre Tochter mit zwei anderen Jungs gekabbelt. Die Mutter vermutet, dass der dritte Junge dies mitbekommen hat, zu ihrer Tochter ging und ihren Kopf gegen die Hauswand schlug.

Wiederholte Streitigkeiten in den vergangenen Jahren

Seit drei Jahren bekomme sie mit, dass ihre Tochter immer wieder in Streitigkeiten verwickelt werde. „Manchmal hat sie auch blödsinnige Ideen, aber wenn jemand anderes ihr die Haare abschneiden will, dann hört es auf.“ Bianca Lukowsky erzählt, dass Felicia autistische Züge hat und sie sich einen anderen Umgang mit ihrem Mädchen wünscht.

Nach ihrer Meinung hat Felicia „eine tolle Klassenlehrerin, die fragt, wie es meiner Tochter geht“. Doch habe sie auch mitbekommen, „wie Kinder von Lehrern gemobbt werden“. Es sind schwere Vorwürfe, die Bianca Lukowsky erhebt. Sie wisse von vergleichbaren Vorfällen, die sich an der Grundschule und auch an weiterführenden Bildungseinrichtungen in Loxstedt und Umgebung zuletzt „deutlich gehäuft“ haben. Ihrer Tochter soll etwa von einer Lehrerin gesagt worden sein, sie solle „ihre verlogene Klappe halten“.

Bianca Lukowsky wirft der Grundschule vor, „konsequent inkonsequent bei der Ahndung solcher Vorfälle zu sein“. Sie frage sich, ob Felicias Schule und auch andere Bildungseinrichtungen in der Gemeinde einen Sicherheitsdienst benötigen. Zudem plädiere sie dafür, das Thema „Gewalt an Schulen“ auf die Tagesordnung eines politischen Gremiums zu bringen.

Die Nordsee-Zeitung hat bei Grundschulleiter Björn Bauch nachgefragt. Der verweist indes auf das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB). Philipp Schmidt, stellvertretender Sprecher des RLSB am Dienstort Lüneburg, berichtet denn auch, dass die Institution von dem Fall um Bianca Lukowskys Tochter weiß. Er sagt, dass es an einem Ort wie der Grundschule, an dem viele junge Menschen aufeinandertreffen, „vereinzelt zu Konflikten kommen kann“. Eine vermehrt auftretende körperliche Gewalt sei derzeit jedoch nicht zu verzeichnen.

Was ist ein Konflikt und was ist Mobbing?

Ferner müsse unterschieden werden zwischen den Begriffen „Konflikt“ und „Mobbing“. Ersterer bezeichne ein gegenseitiges Spannungsverhältnis, das nach seiner Einschätzung in vielen Fällen lösbar sei. Mobbing kennzeichne sich durch ein dauerhaftes, systematisches Ungleichgewicht, in dem eine Person gezielt ausgegrenzt wird.

Die Schulleitung in Loxstedt habe eine Aufsichtspflicht – und nehme „diese Aufgabe verantwortungsbewusst wahr“. Schmidt verweist darauf, dass Anti-Mobbing- oder Anti-Gewalt-Projekte in der Regel an jeder Schule in den Konzepten verankert sind. „An der Grundschule Loxstedt ist es weiterhin üblich, dass Gespräche mit ausgebildeten Beratungs- und Förderlehrkräften geführt werden.“ Überdies gebe es die Möglichkeit, etwaige Vorfälle über die Plattform SDUI zu melden. Und: „Alle Kinder sind über die Unfallkassen unfallversichert.“

Präventionsveranstaltung am 4. Dezember

Schmidt macht auch auf das Präventionskonzept aufmerksam, das es an einer Schule wie in Loxstedt geben muss. Außerdem stehe die Schulpsychologie des RLSB Lüneburg jederzeit zur Seite, um allen Beteiligten Hilfsangebote zu machen. Die sind auch Loxstedts Bürgermeister Detlef Wellbrock bekannt. Er verweist in diesem Kontext auf eine Präventionsveranstaltung, die am 4. Dezember ab 19 Uhr im Bürgersaal des Loxstedter Rathauses steigt: Dort wird ein Theaterstück für Kinder ab 12 Jahre aufgeführt, das die Themen Respekt und Toleranz in den Mittelpunkt stellt.

Wellbrock führt aus, dass die Gemeinde Träger der Grundschulen ist und damit ausschließlich für Gebäude und Schulausstattung zuständig sei. Dasselbe gelte für die weiterführenden Schulen, bei denen der Landkreis als Träger in Erscheinung tritt. Weil für den täglichen Ablauf in der Schule demnach die Schulleitungen und Lehrkräfte Ansprechpartner sind, müsse eine Anfrage bezüglich Bianca Lukowskys Tochter auch dort gestellt werden.

Heißt laut Wellbrock: „Ich weiß von dem Fall, werde mich aber nicht dazu äußern.“ Zu Lukowskys Ansinnen, das Thema „Gewalt an Schulen“ auf die politische Agenda zu heben, sagt er: „Als Schulträger können wir nicht bestimmen, ob die Sache auf eine Tagesordnung kommt.“ Erwähnt werden sollte indes, „dass sich die Gemeinde vorbildlich mit dem Thema Prävention beschäftigt“.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel