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Kirchenarbeit

TSchutz vor Missbrauch: Kirchenkreis Stade schafft neue Stelle

Helena Santen ist die neue Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit und für Prävention sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Stade.

Helena Santen ist die neue Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit und für Prävention sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Stade. Foto: Stehr

Fälle von Missbrauch und Gewalt unter dem Dach der Kirche haben auch im Landkreis Stade schon für Entsetzen gesorgt. Mit Helena Santen bekommt Präventionsarbeit jetzt ein Gesicht.

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Von Lena Stehr
Freitag, 18.04.2025, 08:02 Uhr

Stade. Trotz Prävention hat es in der Vergangenheit in der Landeskirche sexualisierte Gewalt und Kindesmissbrauch gegeben - auch im Landkreis Stade. Wie berichtet hatte ein damals 41-jähriger Diakon aus Apensen im Jahr 2008 auf einer Ferienfreizeit in Fallingbostel zwei Jungen im Alter von zehn und zwölf Jahren missbraucht.

Im vergangenen Jahr wurde zudem auch die St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude von einem Skandal erschüttert. Mehrere Personen sollen Kindern und Jugendlichen auf Freizeiten zwischen 2006 und 2009 psychische und körperliche Gewalt angetan haben. Sexuellen Missbrauch soll es bis auf einen Grenzfall aber nicht gegeben haben.

Um einen wirksamen Schutz vor sexualisierter Gewalt zu unterstützen, haben auch die Kirchenkreise Stade und Buxtehude im Auftrag der Landeskirche Hannover eigene Schutzkonzepte erstellt und Ende 2024 beschlossen. „Wir wollen jetzt ins Handeln kommen“, sagt Helena Santen. Die 29-Jährige ist seit Anfang 2025 die Beauftragte für Prävention sexualisierter Gewalt in den evangelisch-lutherischen Kirchenkreisen Stade und Buxtehude. Außerdem ist sie die neue Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Stade.

Aktive in der Kirche müssen in die Schulung

Im Zuge des Schutzkonzeptes wird Helena Santen in den kommenden Monaten unter anderem Grundschulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt durchführen. Leitungspersonen, Kirchenvorsteher, Pastoren, aber auch ehrenamtliche Gruppenleiter sind zur Teilnahme verpflichtet. Es gehe insbesondere darum, für das Thema zu sensibilisieren, es künftig immer mitzudenken und so fest in den kirchlichen Strukturen zu verankern. Alle sollten sich Gedanken machen, mit welchen Grenzverletzungen sexualisierte Gewalt womöglich schon beginne und sich auch selbst hinterfragen, so Santen. Jeder solle sich sicher und wohl fühlen und das Gefühl haben, auch über unangenehme Dinge sprechen zu können.

Helena Santen unterstützt außerdem die einzelnen Kirchengemeinden dabei, Risiken zu analysieren. Im Rahmen des Schutzkonzeptes soll überprüft werden, wie innerhalb der verschiedenen Beziehungsgeflechte gearbeitet wird und ob es Abhängigkeiten gibt. Machtstrukturen müssten selbstkritisch analysiert und Situationen, die Gewalt und grenzüberschreitendes Verhalten begünstigen, verhindert werden, heißt es im Konzept etwas allgemein.

Helena Santen hat grundsätzlich auch für alle knapp 90.000 Mitglieder der Kirchenkreise Stade und Buxtehude ein offenes Ohr und bietet rund um das Thema sexualisierte Gewalt Unterstützung an. „Sexualisierte Gewalt darf keinen Raum haben. Wir müssen handeln, bevor etwas passiert“, sagt Santen.

Helena Santen kommt aus Ostfriesland

Sie kommt ursprünglich aus Ostfriesland und hat in Oldenburg ihren Bachelor in evangelischer Theologie und Sozialwissenschaften sowie im Anschluss ihren Master in Internationalen Beziehungen und Entwicklungspolitik gemacht. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit sexualisierter Gewalt in Konflikten beschäftigt sowie mit der Frage, wie Betroffene in den Aufarbeitungsprozess eingebunden werden können.

Kirche ist für Helena Santen ein Ankerpunkt in der Gesellschaft, eine gelebte Gemeinschaft und starke Kraft, die Halt gibt. In beiden Kirchenkreisen sei sie herzlich aufgenommen worden und fühle sich auch in ihrer neuen Heimat Stade sehr wohl. Sie mag vor allem die kleinen Gassen in der Altstadt, das Wasser und den Hafen.

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