TSechs Jahre lang Debatten: Wenn ein Harsefelder Brunnen zum Politikum wird

Prost mit Wasser aus dem neuen Brunnen: Klimamanagerin Mareike Wilshusen, Hanna Lewandowski (TWV), Bauamtsleiter Peter Walthart, Flecken-Bürgermeisterin Susanne de Bruijn, Regionalmanagerin Nicola Kaatz, Dirk Wibusch (TWV) und Gemeindedirektorin Ute Kück (von links). Foto: Fehlbus
Eigentlich geht es nur um eine Station in Harsefeld, die Trinkwasser liefert. Doch ganz so einfach ist das nicht. Warum es von der ersten Idee bis zur Einweihung sechs Jahre dauerte.
Harsefeld. Unscheinbar steht die Wassersäule am Schmiedeplatz in Harsefeld. Wer seine Trinkflasche nachfüllen möchte oder einfach nur Durst hat, findet hier seit Beginn der Sommerferien freien Zugang zu Trinkwasser - geprüft vom Gesundheitsamt. Seit dieser Woche ist der Brunnen offiziell eingeweiht.
„Endlich“, sagt Harsefelds Flecken-Bürgermeisterin Susanne de Bruijn von der Freien Wählergemeinschaft. Sechs Jahre hat es gedauert, bis das Projekt umgesetzt werden konnte. Die Gründe für die mehrfachen Verzögerungen waren keine der Bürokratie geschuldeten, es lag aus Sicht der FWG an der bewussten Ablehnung des Projekts.
Anträge in einer schwierigen Zeit der Ratsarbeit
„Für uns waren diese ständigen Ablehnungen absolut nicht verständlich und es ist schade, dass unser Antrag zu einem Politikum gemacht wurde. Schließlich geht es hier um ein Grundrecht für alle Menschen“, sagt de Bruijn rückblickend. Die Anträge fielen in eine Zeit, in der die Zusammenarbeit der Fraktionen im Rat durch Streitigkeiten getrübt war.
„2019 fragte mich unser Sohn, warum wir in Harsefeld eigentlich keinen öffentlichen Trinkwasserbrunnen hätten. Schließlich seien wir Klimakommune, der Zugang zu sauberem Trinkwasser sei ein Menschenrecht. Und zur Vermeidung von Plastikmüll trügen Trinkwasserbrunnen auch bei“, erinnert sich de Bruijn. Im Juni 2019 gab es einen ersten Antrag der Wählergemeinschaft. Schnellstmöglich sollte Harsefeld einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen bekommen.
Seit 2021 ist das Harsefelder Rathaus Refill-Station
Zunächst habe die Umsetzung einen positiven Verlauf genommen. Es gab eine breite Zustimmung und auch über den Standort gab es Einigkeit, so de Bruijn. Anfang 2020 seien die Vorgespräche auch mit dem Trinkwasserverband abgeschlossen gewesen und das Geld für die Maßnahme stand im Haushalt des Fleckens zur Verfügung.
Mit dem Hinweis auf die Corona-Pandemie lehnte die Mehrheit der Ratsmitglieder die Maßnahme dann aber ab. 2021 gab es für Harsefeld zumindest Aufkleber. Das Rathaus wurde offiziell als Refill-Station kenntlich gemacht.
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2022 kam der zweite Anlauf. Unterstützt durch die Bekanntgabe des Bundesumweltministeriums, dass die Städte und Gemeinden verpflichtet werden sollen, Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten zu installieren, stellte die Wählergemeinschaft im August erneut einen Antrag, den öffentlichen Trinkwasserbrunnen für Harsefeld umzusetzen.
„Und wieder wurde die Umsetzung mit einer knappen Mehrheit abgelehnt, weil zunächst abgewartet werden sollte, ob der Gesetzgeber tatsächlich eine entsprechende Regelung vorschreibt“, so de Bruijn.
11.200 Euro kommen aus dem Leader-Programm
Ende 2023 fiel die Entscheidung für das Projekt. Ein bisschen bremste die Bürokratie dann doch noch den Fortgang aus. In diesem Sommer nun steht der durch das Leader-Programm geförderte Brunnen. 11.200 Euro wurden durch das europäische Förderprogramm zur Verfügung gestellt.
Für den Flecken bleiben Kosten in Höhe von 9000 Euro. Der Anschluss wurde durch den Trinkwasserverband Stader Land vorgenommen und konnte über den Schacht für die Auffüllleitung des benachbarten Schmiedebrunnens erfolgen, erläutert Dirk Wibusch vom Trinkwasserverband.
Trinkwasserbrunnen erhöht die Aufenthaltsqualität
Der Nachhaltigkeitsgedanke durch das Auffüllen von Flaschen und der Zugang zu Trinkwasser in Zeiten des Klimawandels sind Argumente, die heute für den Brunnen stehen. Gemeindedirektorin Ute Kück (parteilos) und Klimamanagerin Mareike Wilshusen stellen das noch einmal heraus. Aus städteplanerischer Sicht trage der Brunnen zur Aufenthaltsqualität bei, sagt Bauamtsleiter Peter Walthart.
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