Zähl Pixel
Landleben

TSelbstversorgerin: Womit Judith Rakers auf der Stader Geest begeisterte

Judith Rakers plauderte vor 200 Zuschauern über ihr Buch und andere Projekte.

Judith Rakers plauderte vor 200 Zuschauern über ihr Buch und andere Projekte. Foto: Franziska Felsch

Auf Einladung des Vereins Fredenbecker Geest ist die Ex-Tagesschausprecherin zu Gast in Schwinge. Die Selbstversorgerin wirbt fürs Landleben - und trifft den Nerv der 200 Zuhörer.

Von Franziska Felsch Montag, 28.10.2024, 16:30 Uhr

Fredenbeck. Jeder kennt sie als das Gesicht der Tagesschau, als Moderatorin bei „3 nach 9“, dem Hamburg Journal und dem Reisemagazin „Wunderschön“. Doch die Zeit als Tagesschausprecherin liegt seit Anfang des Jahres hinter Judith Rakers. Seit sie ihre große Leidenschaft, das Homefarming, für sich entdeckt hat, habe sie sich entschieden, einen ihrer Jobs an den Nagel zu hängen. „Wenn man eine Tür zumacht, geht eine andere auf“, verrät sie ihr Lebensmotto. Das sei der Fall gewesen, als sie ein Haus am Stadtrand von Hamburg kaufte und sich dem Anbau von Gemüsen und Obst widmete.

Alle Tiere bei Judith Rakers haben Namen - so wie Günter Grabowski

Dort wohnt die 48-Jährige in schöner Eintracht mit drei Katzen, zwei Dutzend Hühnern und einem Maulwurf, den sie Günter Grabowski taufte. „Alle meine Tiere haben Namen“, erzählt sie im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal von „Jägers Rast“ und zeigt Fotos von ihren tierischen Lieblingen, die in ihrem Buch „Homefarming. Selbstversorgung ohne grünen Daumen“ eine große Rolle spielen.

Eine ihrer Rassekatzen dränge sich immer aufs Bild, wenn sie für Social Media filme, um ihre Fortschritte zu dokumentieren. Denn am Anfang habe sie überhaupt keine Ahnung gehabt, nur eine Idee und die kam ihr nach einer Talk-Show, in der der Botaniker Wolf-Dieter Storl über Selbstversorgung philosophierte. „Es packte mich, obwohl ich seine Theorie nach Mondphasen zu pflanzen, skeptisch gegenüberstand“, gesteht sie. Als ein Kollege ihr kurz darauf selbstgezogene Zucchini schenkte, stand ihr Entschluss fest: „Das probier‘ ich auch.“

Experimentieren ohne grünen Daumen: Das ging alles schief

Ein Wagnis, denn einen grünen Daumen habe sie wirklich nicht gehabt. Ihr Basilikum schaffte es noch nicht mal vom Supermarkt nach Hause und ließ schon auf dem Weg alle Blätter hängen. Blumen überlebten bei ihr nicht und was das Gemüse angeht: „Wozu ernten, wenn es Erbsen in der Dose gibt?“ Diese Einstellung änderte sich, als sie von dem Virus Selbstversorgung infiziert wurde.

Selbstversorgerin: Womit Judith Rakers auf der Stader Geest begeisterte

Die Journalistin recherchierte gründlich, bevor sie sich ans Werk machte. Nicht alles klappte auf Anhieb, aber man dürfe nicht den Mut verlieren, empfiehlt sie ihren Zuhörern, die oft lachen müssen, wenn sie von ihren Missgeschicken spricht.

Gärtnern auf kleinstem Raum: Aber am besten mit Hühnern

Selbst auf kleinstem Raum, sogar auf der Fensterbank, sei es möglich, Kräuter, Früchte oder Gemüse zu ernten. Natürlich sei ein eigener Garten besser. Allein deshalb, weil man sich da Hühner halten könne. „Ich kann mir nichts Schöneres mehr vorstellen, probiert es aus, es wird euer Leben bereichern“, verspricht sie. Sie erzählt, wie sie - anfangs semi-begeistert - ihre ersten Hennen kaufte und der Züchter ihr einen Hahn mitgab, mit der Begründung: „Den brauchen Sie.“ Was man unbedingt benötige, sei ein Stück Sandplatz, will man nicht seinen Rasen opfern. Auch das habe sie erst lernen müssen, wie vieles, zum Beispiel, dass ein Gewächshaus aufzubauen nicht so einfach ist, wie einem der Verkäufer das weismachen will.

Anleitung zum Homefarming, Kochbuch und Kinderbuch

Mittlerweile regt sie sich über so etwas nicht mehr auf. Auch nicht über Grabowski, der sieben Hügel in einer Nacht schafft. „Die aufgewühlte Erde eignet sich hervorragend für das Hochbeet. Seitdem ist er mein Mitarbeiter des Monats“, liest Rackers aus ihrem Buch „Homefarming“ vor, das neben einem Kochbuch und einem Kinderbuch in der Pause weggeht wie warme Semmeln.

Andrang am Büchertisch: Die meisten Besucher wollten das Buch signiert haben.

Andrang am Büchertisch: Die meisten Besucher wollten das Buch signiert haben. Foto: Franziska Felsch

Wohl auch, weil darin praktische Tipps stehen, die plausibel erklärt werden, so dass selbst totale Anfänger damit etwas anfangen können. „Vieles, was es auf dem Buchmarkt gab, hat mich nicht so überzeugt, also habe ich selbst angefangen zu schreiben, oft nach der Schicht bei der Tagesschau“ berichtet sie. Beeindruckende Fotos machen das Werk komplett, auf das sie ein bisschen stolz ist. „Alles selbst geschrieben, es durfte nichts geändert werden, ich habe jeden Buchstaben verteidigt.“

Es gibt noch viele Projekte: Rezepte ja - Kochshow nein

Aber Judtih Rakers ist nicht nur Autorin und Unternehmerin, sondern arbeitet auch als Synchronsprecherin und Moderatorin, wie sie in dem Gespräch mit Sophie Hohmeister und Ulrich Koch vom Verein Fredenbecker Geest Marketing und Touristik erzählt. Die wollen am Ende wissen, ob sie nicht mal Lust auf eine Kochshow habe. Obwohl sie ein Buch mit Rezepten herausgebracht hat, sei sie keine begnadete Köchin, gibt die Moderatorin zu. „Aber heute serviere ich überbackene Pastinaken statt Nudeln mit Ketchup wie früher“, sagt Rakers, die eigentlich Lehrerin werden wollte. Dass sie einen anderen Weg eingeschlagen hat, erst beim Hörfunk, dann beim Fernsehen, und das erfolgreich, freut nicht nur die Zuschauer in Schwinge. „Ich bin dankbar für alles und habe noch viele Projekte, die ich verwirklichen möchte“, sagt Rakers.

Judith Rakers plauderte vor 200 Zuschauern über ihr Buch und andere Projekte.

Judith Rakers plauderte vor 200 Zuschauern über ihr Buch und andere Projekte. Foto: Franziska Felsch

Weitere Artikel