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Nordsee

TSensationsfund: U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg wird vor Cuxhaven geborgen

Mit seiner imposanten Größe kam der Schwimmkran "Matador 3" am Mittwoch in Cuxhaven an, um eine große Bergung vor Scharhörn durchzuführen.

Mit seiner imposanten Größe kam der Schwimmkran "Matador 3" am Mittwoch in Cuxhaven an, um eine große Bergung vor Scharhörn durchzuführen. Foto: Lisa Sonntag

Vor der Küste zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk werden regelmäßig Kampfmittel entdeckt. Doch der jüngste Fund des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie ist vor über 100 Jahren gesunken.

Von Tim Larschow Donnerstag, 28.08.2025, 19:42 Uhr

Cuxhaven/Neuwerk. Vor der Küste zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk werden regelmäßig Kampfmittel entdeckt. Doch der jüngste Fund des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ist von historischer Bedeutung: Nördlich von Scharhörn wurde das Wrack des im Jahr 1919 gesunkenen deutschen U-Boots U-16 entdeckt. Nun soll das fast vollständig erhaltene Relikt aus dem Ersten Weltkrieg nach Informationen von „Cuxhavener Nachrichten“ und „Niederelbe-Zeitung“ geborgen werden - möglichst in einem Stück.

Diese Feldpostkarte zeigt das 58 Meter lange U-Boot (U16) im Jahr 1915 in voller Fahrt. Foto: Wikipedia

Diese Feldpostkarte zeigt das 58 Meter lange U-Boot (U16) im Jahr 1915 in voller Fahrt. Foto: Wikipedia Foto: Wikipedia

„Das Wrack wurde im Rahmen einer routinemäßigen Suche nach Unterwasserhindernissen festgestellt und anschließend vermessen“, erklärte Jörg Fräßdorf vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee. Vorbereitend seien Baugrunderkundungen sowie eine Kampfmittelsondierung durchgeführt worden, um mögliche Gefahren auszuschließen. Mithilfe eines Laderaumsaugbaggers wurde der Untergrund um das Wrack freigespült, damit Taucher die Bergeseile unter dem U-Boot hindurchziehen konnten. Für die Arbeiten werden zur Positionierung von den Arbeitsfahrzeugen Anker ausgebracht. Die Anker werden mit beleuchteten Bojen gekennzeichnet -ebenso die Drähte.

Schwimmkran „Matador 3“ kommt in Cuxhaven an

Am Mittwoch (27. August 2025) traf in Cuxhaven schließlich der Schwimmkran „Matador 3“ ein, der für die Bergung des 57 Meter langen U-Boots vorgesehen ist. Das in Rotterdam stationierte Spezialschiff wurde 2002 in Rumänien gebaut und kann Lasten von bis zu 1.800 Tonnen heben.

Der Schwimmkran "Matador 3" soll für die Bergung vor Scharhörn sorgen.

Der Schwimmkran "Matador 3" soll für die Bergung vor Scharhörn sorgen. Foto: Lisa Sonntag

Der Schwimmkran hat eine Länge von 72 Metern und eine Breite von 32 Metern. Mit ihm soll das über 100 Jahre alte Wrack in den kommenden Tagen an die Wasseroberfläche gebracht werden.

Ausgelegt für den Einsatz auf hoher See

Das U-Boot U-16 war ein sogenanntes Zweihüllenboot, ausgelegt für den Einsatz auf hoher See. Es lief 1911 bei der Kieler Germaniawerft vom Stapel und stand bis 1919 im Dienst. Mit einer Länge von 57,8 Metern, einer Breite von sechs Metern und einer Besatzung von 29 Mann galt es damals als hochmodern. Die Maschinen für die Überwasserfahrt waren zwei Sechs- und Achtzylinder-Zweitakt-Petroleummotoren von Körting mit einer Leistung von zusammen 1200 Pferdestärken.

Zur Unterwasserfahrt kamen zwei Elektromotoren von der Schiffswerft und Maschinenbau GmbH zum Einsatz, die auf den deutschen U-Booten des Ersten Weltkriegs verwendet wurden. Damit erreichte das Boot 15,6 Knoten an der Oberfläche und 10,7 Knoten getaucht. Die maximale Tauchtiefe betrug 50 Meter. Der Aktionsradius des Boots betrug bis zu 4500 nautische Meilen bei Überwasserfahrt; bei getauchter Fahrt mit 5 Knoten Marschgeschwindigkeit wurden maximal 90 nautische Meilen erreicht.

Das U-Boot liegt vor der Insel Neuwerk.

Das U-Boot liegt vor der Insel Neuwerk. Foto: Schröder

Bewaffnet war U-16 mit vier Torpedorohren sowie einem Geschütz. Während des Ersten Weltkriegs versenkte das Boot nach historischen Aufzeichnungen insgesamt zehn Handelsschiffe der Entente-Mächte (Bündnis zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Russland). Sein Ende fand es am 8. Februar 1919 auf der Überführungsfahrt nach Großbritannien: Aufgrund eines Unfalls sank es in der Nordsee. Was mit den Besatzungsmitgliedern geschah, ließ sich bei der Recherche nicht klären.

Bergung wird dokumentiert

Sollte es gelingen, das Wrack unbeschädigt an die Oberfläche zu bringen, wird über eine museale Nutzung nachgedacht, teilte Jörg Fräßdorf vom WSA Elbe-Nordsee mit. Wann genau die Bergung stattfinden soll, hängt von der Tide und vom Zustand des Wracks ab. Die „Matador 3“ machte sich am Donnerstag (28. August 2025) um 13 Uhr auf den Weg zum Wrack. Sollte es beim Bergen zerbrechen, könnten die Arbeiten länger andauern. Fotos von dem Wrack gibt es bisher nicht, die Bergung soll aber dokumentiert werden.

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