TSie ist das neue Gesicht im Horneburger Samtgemeinderat

Als Nachrückerin schaffte es Fenja Beckedorf erstmals im Herbst 2024 in den Horneburger Samtgemeinderat. Foto: Buchmann
Seit September sitzt Fenja Beckedorf in zwei Gremien der Samtgemeinde Horneburg. Für eine Frau mit Familie eine Herausforderung. Aber sie ist familiär vorbelastet.
Bliedersdorf. Fenja Beckedorf ist ehrlich: „Vor 15 Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, in die Kommunalpolitik zu gehen“. Das klingt nachvollziehbar, denn die mittlerweile 36-jährige Erzieherin hat schon seit Kindertagen das geschäftige Treiben in Gemeinderäten und Ausschüssen miterlebt - durch ihren Vater.
Am 18. September 2024 rückte Fenja Beckedorf offiziell für die Freie Wählergemeinschaft in den Samtgemeinderat nach. Ihr Vater Hans-Wilhelm Glüsen hatte zuvor nach fast 50 Jahren sein Mandat niederlegt, der erste Nachrücker Thilo Jungnickel verzichtete. Aufgeregt sei sie nicht gewesen, gesteht Fenja Beckedorf. „Beim Theaterspielen war ich nervöser“, sagt sie und lacht.
Tiefe Wurzeln in Bliedersdorf geschlagen
Die ausgebildete Erzieherin ist fest in Bliedersdorf verwurzelt. Mit ihrem Mann und den beiden Kindern lebt Beckedorf in einem Hinterhaus an der Hauptstraße, die älteste Tochter besucht die örtliche Grundschule. Neben Arbeit und Familie engagiert sich Beckedorf bei der Bliedersdorfer Theatergruppe, aktuell pausiert sie jedoch.
Ihr Elternhaus liegt nur einen Steinwurf entfernt. Das sei wichtig, sagt Fenja Beckedorf. Denn wenn sie abends zu Sitzungen muss, können entweder ihr Mann oder die Großeltern auf die Kinder aufpassen. Auch arbeitet sie Teilzeit in einer Kita. „Sonst könnte ich das nicht machen“, sagt sie.

Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel begrüßt Fenja Beckedorf im Kaufhaus Mohr am 18. September 2024 offiziell als neues Ratsmitglied. Foto: Buchmann
Dass Kommunalpolitiker gerade bei der Familie auf vieles verzichten müssen, wisse sie aus erster Hand. „Früher kam mein Vater mit der Bahn von Hamburg nach Hause, kümmerte sich noch schnell um die Tauben und musste dann schon wieder zu seinen Abendterminen“, erinnert sich Fenja Beckedorf. Wenn dann die Räte in die Sommerpause gegangen waren und der Vater abends zu Hause war, habe sie ihn spaßeshalber gefragt: „Was machst du denn hier?“ Sich selbst lokalpolitisch zu engagieren, sei daher lange für sie nicht vorstellbar gewesen.
Politisch aktiv und trotzdem Zeit für die Familie
Geändert habe sich ihre Ansicht 2016, als sie sich das erste Mal für die Freien Wähler aufstellen ließ - obwohl die Familienplanung in vollem Gange war. „Ich habe Anfang September hochschwanger am Tisch gesessen und auf die Wahlergebnisse gewartet“, sagt Fenja Beckedorf.
Da zu diesem Zeitpunkt klar war, dass sie mit ihrer Familie in Bliedersdorf bleiben würde, wollte sie auch gerne vor Ort mitwirken und Weichen für die Zukunft stellen. Ihr Mann stehe hinter ihrer Entscheidung und halte ihr den Rücken frei. „Man muss sich gut organisieren“, sagt die 36-Jährige, die seit letztem Sommer auch im Schulvorstand der Bliedersdorfer Grundschule aktiv ist.
Zum Einstieg seien der Samtgemeinderat und der Bauausschuss „gar nicht so verkehrt“, auch was die Zeit für ihre Familie angeht. Denn die Gremien tagen jeweils nur etwa vier- bis fünfmal pro Jahr. Als die Neue dabei zu sein, habe sich zunächst komisch angefühlt. Doch sie sei freundlich aufgenommen worden - und scheue sich nicht davor, viele Fragen zu stellen. „Ich kann ja nichts entscheiden, was ich vorher nicht verstanden habe“, sagt Fenja Beckedorf selbstbewusst. Sie bringe Ausdauer mit und verstehe sich als zurückhaltende Zuhörerin.
Wenige Frauen in Horneburger Räten und Ausschüssen
Dass in den Räten überwiegend Männer sitzen - im Samtgemeinderat sind von 30 Mitgliedern gerade mal sieben Frauen, im Bauausschuss von 13 Mitgliedern nur zwei - störe sie nicht - jedoch das Durchschnittsalter: „Ich habe das Gefühl, der Rat muss etwas jünger werden.“ Denn eine Mischung aus Jung und Alt sei wichtig, um besser voneinander zu lernen.
Sie könne verstehen, dass jungen Menschen aktuell eine Work-Life-Balance wichtiger ist als die Politik - unabhängig vom Geschlecht. Initiativen wie „Frauen.Macht.Demokratie“ des Landes Niedersachsen findet Fenja Beckedorf gut, um mehr Frauen für politische Ämter zu begeistern. Insbesondere durch das Tandem-Programm mit erfahrenen Mentorinnen an ihrer Seite können interessierte Frauen mehr über zukünftige Aufgaben lernen und wie sie die Politik am besten mit Leben und Beruf vereinbaren.