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TSie ist die einzige Ortsbrandmeisterin im Landkreis Stade

Sie ist die einzige Ortsbrandmeisterin im Landkreis Stade: Katharina Jarck aus Breitenwisch.

Sie ist die einzige Ortsbrandmeisterin im Landkreis Stade: Katharina Jarck aus Breitenwisch. Foto: Helfferich

Mit 25 Jahren wurde Katharina Jarck im Frühjahr zur Ortsbrandmeisterin in Breitenwisch gewählt. Jung und weiblich - das ist immer noch im Feuerwehrwesen ungewöhnlich.

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Von Susanne Helfferich
Sonntag, 03.08.2025, 06:00 Uhr

Breitenwisch. Sie ist aktuell die einzige Ortsbrandmeisterin im Landkreis Stade - also die einzige Frau in diesem Ehrenamt. Es gibt zwei Stellvertreterinnen: Svenja Klose in Immenbeck und Sandra Gelhaar in Hollenbeck. Auch war bis 2023 Ines Plate in Brest als Ortbrandmeisterin aktiv. Aber Frauen in Führungspositionen sind noch immer im Feuerwehrwesen eine Ausnahme.

„Ob Mann oder Frau, das war für mich nie ein Thema“, sagt die 25-Jährige. Dennoch freut sich Katharina Jarck, dass ihre Feuerwehrkameraden aus Breitenwisch sie einstimmig zur Ortsbrandmeisterin wählten. Zwei Jahre zuvor hatte sie für den Stellvertreterposten kandidiert. Doch den Job schnappte ihr Ole Schomacker vor der Nase weg, mit einer Stimme mehr.

Jetzt ist sie die Chefin von 20 Feuerwehrkameraden, davon drei Frauen. Auch das, Chefin sein, ist für sie unerheblich. Konkurrenzgehabe gebe es nicht. „Wir unterstützen uns gegenseitig, arbeiten Hand in Hand, um Mitglieder zu akquirieren und Veranstaltungen zu planen“, sagt die 25-Jährige. Die aktive Mitgliederwerbung ist eines ihrer zentralen Themen. Derzeit erfüllt die Ortswehr gerade die Anforderungen an die Mindeststärke.

„Wir müssen uns aufeinander verlassen können“

Was motiviert die junge Frau, sich in der Feuerwehr zu engagieren? „Ich möchte Menschen helfen“, sagt sie ganz unspektakulär, und sie liebt die Gemeinschaft. Doch sie erlebt im Moment den Wandel: Junge Menschen zögen nach Schule oder Ausbildung weg aus Breitenwisch. Ältere ziehen sich zurück aus dem aktiven Leben. Da will sie gegensteuern. „Es heißt doch ,Alle für einen, einer für alle‘“, sie möchte die Redewendung nicht als Phrase verstehen. „Das ist doch, was wir tun: Retten, bergen, löschen. Wir helfen. Und wir brauchen den Zusammenhalt und die Gewissheit, sich aufeinander verlassen zu können.“

Die 25-Jährige ist in Breitenwisch aufgewachsen. Ihr Großvater sei in der Feuerwehr sehr aktiv gewesen, ihr Onkel war 30 Jahre Ortsbrandmeister, und dennoch war Katharina Jarck das Engagement bei der Feuerwehr nicht in die Wiege gelegt. „Ich habe mich zwar seit der frühen Jugend für die Feuerwehr interessiert, aber ich hatte mich lange nicht getraut mitzumachen“, erzählt sie.

Ortsbrandmeisterin will als Notärztin arbeiten

Erst mit 18 Jahren habe sie die Zweifel überwunden und sei der Feuerwehr beigetreten. Seither ist sie aktiv dabei. So gehört sie auch zur AED-Gruppe (automatisierter externer Defibrillator) in Himmelpforten, war Sicherheitsbeauftragte für ein Jahr und im Samtgemeindekommando Schriftführerin. Und nebenher hat sie die zeitintensiven Truppmann-Ausbildungen absolviert, mit vielen Übungsdiensten. „Es ist wichtig, dass wir das regelmäßig üben, wir lernen so die Fahrzeuge kennen und wissen dann für den Ernstfall, wo was zu finden ist. Im Einsatz muss alles schnell gehen. Und jeder Einsatz ist anders.“

„Seit ich in der Feuerwehr bin, bin ich sehr ehrgeizig“, erklärt Katharina Jarck. Prägend war dabei ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Hamburg nach dem Abitur. „Da waren nur Leute, die mich nicht kannten. Es gab keine Schublade, in die man mich gesteckt hat, und so konnte ich Neues ausprobieren“, erinnert sie sich, und sie habe eine ordentliche Portion Selbstvertrauen und Selbstverantwortung entwickelt.

Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke (rechts) überreicht Katharina Jarck die Ernennungsurkunde zu Ortsbrandmeisterin in Breitenwisch. In der Mitte Hauke Jarck, der auf eine Wiederwahl verzichtete.

Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke (rechts) überreicht Katharina Jarck die Ernennungsurkunde zu Ortsbrandmeisterin in Breitenwisch. In der Mitte Hauke Jarck, der auf eine Wiederwahl verzichtete. Foto: Hardtke-Arndt

Sie suche die Herausforderung, sagt Katharina Jarck. „Sich aus der Komfortzone zu bewegen, nur daran kann man wachsen“, sagt sie. So hatte sie das Angebot, sich zur medizinischen Fachkraft ausbilden zu lassen. Aber sie wollte Medizin studieren. Weil sie den NC (Numerus clausus) nicht erfüllte und auch nicht weit wegziehen wollte, studiert sie an einer Fernuni, jetzt im Master-Studium. Ihr Wunsch ist, nach dem Studium als Notärztin zu arbeiten. Und da ist sie wieder ganz dicht dran an der Feuerwehr, an den ehrenamtlichen Helfern der Gemeinschaft.

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