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TSie wollen das Mega-Holzkraftwerk in Bützfleth stoppen

Gleich neben der AOS liegt am Elbufer die Ruine der Müllverbrennungsanlage (im Foto mittig links neben der Elbe), die abgerissen und durch ein Altholzkraftwerk ersetzt werden soll.

Gleich neben der AOS liegt am Elbufer die Ruine der Müllverbrennungsanlage (im Foto mittig links neben der Elbe), die abgerissen und durch ein Altholzkraftwerk ersetzt werden soll. Foto: Martin Elsen

Altholzverbrennung ist keine saubere Energiequelle, finden die Bürgerinitiative Bützfleth und Umweltorganisationen. Sie erklären, warum sie das geplante Holzkraftwerk ablehnen.

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Von Anping Richter
Freitag, 15.11.2024, 09:50 Uhr

Stade. Die Firma Hansekraft verspricht, aus der Verbrennung des Abfallprodukts Altholz saubere Energie zu produzieren. Die Bürgerinitiative Bützfleth sieht das anders. „Diese Art der Energieerzeugung befeuert im wahrsten Sinne des Wortes die Klimakrise“, heißt es in einem neuen Informationspapier, das sie gemeinsam mit den Umweltorganisationen Robin Wood, Biofuelwatch, Nabu und Deutsche Umwelthilfe (DUH) ausgearbeitet hat.

Größtes Altholzkraftwerk Deutschlands

Wie berichtet, will Hansekraft im Industriepark an der Elbe das größte Altholzkraftwerk Deutschlands bauen und Strom, Fernwärme sowie Dampf für die Industrie produzieren - in einem Kilometer Entfernung von Wohnbebauung und Kindergarten in Bützfleth. Die dortige Bürgerinitiative sieht das nicht nur wegen der Auswirkungen auf die Klimaerwärmung mit Sorge. Anwohner fürchten auch Lärm und Schadstoffausstoß.

Um ihr Vorhaben vorzustellen und Bedenken zu zerstreuen, hat Hansekraft die Öffentlichkeit im April bei einer Veranstaltung im Stader Rathaus informiert. Auch BI-Mitglieder waren dabei, zeigen sich jedoch nicht überzeugt.

Nun hat Hansekraft Vertreter des Stader Rats, des Ortsrats Bützfleth und der Stadtwerke zu einem Ausflug eingeladen - in ein Kraftwerk, dessen Schwester sie in Stade bauen will: Das EBE Holzheizkraftwerk Emlichheim. Stade würde allerdings eine wesentlich größere Schwester werden.

Emlichheim erzeugt aus 200.000 Tonnen Holz jährlich bis zu 155.000 Megawattstunden Strom pro Jahr (MWh/a) und 80.000 MWh/a Prozessdampf pro Jahr, den sie an ein benachbartes Werk liefert, das Stärke produziert. Stade soll künftig 1.2 Millionen MWh/a Prozessdampf, 300.000 MWh/a Strom sowie 150.000 MWh/a Wärme erzeugen. Dafür werden jährlich 500.000 Tonnen Altholz benötigt.

Der Bützflether Ortsbürgermeister Christoph von Schassen war bei dem Besuch in Emlichheim dabei. „Ich habe die Möglichkeit genutzt, mich vor Ort zu informieren, bevor ich mir ein Urteil bilde“, sagt er. Bützfleth brauche wirtschaftliche Entwicklung - allerdings nicht um jeden Preis.

„Hansekraft muss versuchen, in der Ortschaft Vertrauen und Akzeptanz zu bekommen“, sagt von Schassen. Der Ortsrat wolle im neuen Jahr zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung mit Hansekraft und den Stadtwerken einladen.

Bützfleth als dreckige Werkbank der Stadt

„Die Dimension und Größe des Projekts zwingt uns, diese Pläne nicht nur für Bützfleth, sondern auch für Deutschland und Europa zu bewerten“, sagt Dr. Jan Witt, Meeresbiologe, Bio-Obstbauer und Mitglied der Bürgerinitiative (BI) Bützfleth. Die hatte mit Robin Wood, Biofuelwatch und Nabu regionale und überregionale Pressevertreter zu einem Gespräch eingeladen. Witt sagt, die Bützflether hätten es satt, als „dreckige Werkbank der Stadt“ behandelt zu werden.

Die Schadstoffemissionen würden durch die gesetzlichen Grenzwerte zwar in der Konzentration geregelt. Doch je größer das Kraftwerk, desto mehr Schadstoffe - nicht pro Kubikmeter, aber in der Gesamtfracht.

Die BI sei in Sorge, dass weder das Gewerbeaufsichtsamt als Genehmigungsbehörde noch die Hansestadt Stade sich ausreichend darum kümmern werden, die Lebensqualität der Anwohner zu sichern. Den Bau eines Kohlekraftwerks und einer Müllverbrennungsanlage habe die BI in der Vergangenheit verhindern können. Nun befürchte sie, dass das geplante Holzkraftwerk auch nur eine getarnte Müllverbrennungsanlage sei.

Holz wächst nicht so schnell nach

„Bei der Holzverbrennung wird mindestens so viel CO2 wie bei der Verbrennung von Kohle freigesetzt“, sagt Almuth Ernsting von Biofuelwatch. Deutschland verbrenne 80 Prozent seines Altholzes - mehr als viele Länder, von denen Hansekraft sich künftig beliefern lassen will (Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Polen). Wenn der Verkauf als Brennstoff für diese lukrativ sei, könne die Folge sein, dass sie für die Spanplattenproduktion mehr Bäume abholzen.

Als Problem sehen Umweltverbände und BI auch, dass Holz als erneuerbarer Energieträger eingestuft wird: „Holz wächst zwar nach, in diesem Fall ist erneuerbar aber nicht klimafreundlich. Denn Holz kann nicht in dem Tempo nachwachsen, in dem es verbrannt wird.“

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