Zähl Pixel
Straßenverkehr

TSo kompliziert ist der Radwege-Bau in der Harsefelder Straße

Entlang der Harsefelder Straße gibt es nicht viel Platz für Fußgänger und Radfahrer. Das soll sich ändern.

Entlang der Harsefelder Straße gibt es nicht viel Platz für Fußgänger und Radfahrer. Das soll sich ändern. Foto: Strüning

Der Bau eines neuen Fuß- und Radwegs an der Harsefelder Straße in Stade ist eine Herausforderung für Planer, Straßenbauer, Anlieger und Autofahrer. Das TAGEBLATT beantwortet die wichtigsten Fragen zu Sinn, Kosten und Ablauf des Projekts.

author
Von Lars Strüning
Freitag, 22.03.2024, 21:02 Uhr

Was genau wird gebaut?

Die Stadt Stade baut auf beiden Seiten entlang der Harsefelder Straße einen neuen, deutlich breiteren Fuß- und Radweg. Er soll vor allem als sicherer Schulweg zum neuen Bildungscampus in Riensförde im Süden der Stadt Richtung Harsefeld dienen. Später ist er auch als eine der großen Tangenten gedacht, die Radler in die Innenstadt bringen.

Wie lange dauern die Bauarbeiten?

Die Bauarbeiten ziehen sich hin und sind in neun Abschnitte aufgeteilt. Der Startschuss für die sichtbaren Arbeiten ist bereits gefallen: Zwischen den beiden Kreisverkehren in Riensförde wurden Leitungen im Untergrund verlegt, der neue Radweg auf der Westseite wurde mit farbig markierten Pfählen gekennzeichnet. Der Radwegebau soll in diesen Tagen starten. In einem weitaus sensibleren Bereich, auf Hohe der Einmündung Sachsenstraße, schreiten die Bauarbeiter voraussichtlich ab Mitte April auf der Ostseite zur Tat. Ab dann ist mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. In vier Jahren, also im Verlauf 2028, soll das Projekt abgeschlossen sein.

Wieso zieht sich der Bau des Radwegs so lange hin?

Der Bau kann nur etappenweise erfolgen, nicht in einem Rutsch. Häufig hängen Sperrungen einzelner Straßen davon ab, dass in einem anderen Bereich wieder freie Fahrt herrscht, damit Grundstücke, Arbeitsplätze oder Schulen immer erreichbar sind, Umleitungen zur Verfügung stehen. Außerdem muss Rücksicht auf die Müllabfuhr oder die Post genommen werden.

So fängt die Stadt - jeweils an der Ostseite - mit der Sperrung der Sachsenstraße an, um hier den Einmündungsbereich fertigzustellen. Ist das erfolgt, geht es weiter mit der Straße Am Exerzierplatz (Camper Höhe). Ist diese Baustelle geschlossen, nehmen die Bauarbeiter den Bereich bis zur Straße Im Neuwerk in den Angriff. Außerdem werden nicht nur Geh- und Radwege verbreitert, sondern auch neue Leitungen zum Beispiel für die Telekommunikation verlegt und von der Abwasserentsorgung Stade (AES) neue Kanäle gebaut, die auch Starkregenereignisse auffangen können. Die Vorbereitungen laufen seit Jahren, von den ersten Planentwürfen bis zu den Grundstücksverhandlungen, die heute noch andauern.

Zwischen EVB-Bahnstrecke und Bildungscampus wird bereits am neuen Radweg gebaut.

Zwischen EVB-Bahnstrecke und Bildungscampus wird bereits am neuen Radweg gebaut. Foto: Strüning

Was macht Planung und Bau so kompliziert?

Die Lage vor Ort. Es ist schlichtweg zu wenig Platz da für alle Ansprüche. Grundstücke mit Häusern reichen direkt bis an den bisherigen Geh- und Radweg. Teilweise enden hohe Böschungen hier. Da gibt es kaum Platz für eine Erweiterung. Die Stadt wird Parkplätze an der Straße auflösen, die Fahrbahnen für den Autoverkehr schmaler gestalten und durch diverse Grundstücksankäufe Platz gewinnen. Anliegern wird ein Beweissicherungsverfahren angeboten. Das hilft, falls später Schäden an ihrer Immobilie auftreten.

Außerdem sollen möglichst viele Bäume erhalten bleiben entlang der Strecke. Sie stehen manchmal im Weg, Radfahrer müssen sich auf einen teils kurvigen Trassenverlauf einstellen. Ein Baumgutachter begleitet den Baufortschritt. An den Kreuzungen werden zudem neue Ampelanlagen installiert. Das alles findet während des laufenden Verkehrs statt. Für jeden Baustellenfortschritt müssen neue Umleitungen ausgewiesen und Ampelschaltungen getaktet werden.

Warum auch noch Brückenbau in der Harburger Straße?

Der Radwegebau in der Harsefelder Straße muss abgestimmt werden mit dem dringend notwendigen Neubau der maroden Brücke übers EVB-Gleis im Zuge der Harburger Straße, der ebenfalls vielbefahrenen Parallelstrecke zur Harsefelder Straße. Bewusst fängt die Stadt die Radweg-Maßnahme an der Einmündung der Sachsenstraße in der Harsefelder Straße an.

Ist der Umbau hier abgeschlossen und die Sachsenstraße als Bypass wieder frei befahrbar, können die vorbereitenden Arbeiten in der Harburger Straße beginnen. Die sollen dann im Herbst 2024 beginnen und bis zu anderthalb Jahre andauern. Ist dieses Projekt beendet, kann an der Harsefelder Straße der Bereich an der Bundesstraße 73 angefasst werden. Hier soll nördlich und südlich bei den Auffahrten je ein Kreisel gebaut werden, auch die Überführung der B73 will der Bund in diesem Zuge neu bauen. Auch das muss zeitlich koordiniert werden.

Was kostet der Bau des neuen Geh- und Radwegs?

Die Stadt kalkuliert mit reinen Baukosten von zwölf Millionen Euro - vom Bildungscampus bis zur Hansebrücke, wobei das Stück von der Thuner Straße bis zur Hansebrücke später realisiert wird, wenn wiederum klar wird, ob an den Enden der Hansebrücke Kreisverkehre gebaut werden können und ein Fahrstreifen auf der Brücke für Radler und Fußgänger reserviert wird. Das wäre dann die nächste große Baustelle. Die Stadt erhält zu den Baukosten eine Förderung vom Bund, die vom Land zugeteilt wird, in Höhe von 75 Prozent.

Was bedeutet die Baustelle für die Autofahrer?

Für alle, die die Harsefelder Straße nutzen, wird es Unannehmlichkeiten geben. Voraussichtlich wird die Harsefelder Straße ab Mitte Juni halbseitig gesperrt. Der Verkehr fließt dann bis Ende der kompletten Baumaßnahme nur noch stadtauswärts gen Süden.

Wer in die Stadt will, muss auf die anderen Einfallstraßen ausweichen: Bremervörder Straße, Thuner Straße oder über die Ostumgehung die Altländer oder die Freiburger Straße nehmen. Die Harburger Straße ist wegen der Bauarbeiten ab Herbst an der Brücke nur bedingt zu empfehlen. Hier wird wohl eine Ampelschaltung den Verkehr wechselseitig regeln. Vor allem an den ersten Tagen - so die Erfahrungen aus vorherigen Baustellen - wird es drunter und drüber gehen rund um die Harsefelder Straße, bis sich die neuen Wege eingeschliffen haben.

Die Stadt will regelmäßig über den Baustellenfortschritt und mögliche Umleitungen gerade für den lokalen Verkehr und für die Anlieger berichten. Auch das TAGEBLATT wird hier seiner Informationspflicht nachkommen.

Weitere Radwegebauten in Stade

Der Neubau des Radwegs entlang der Harsefelder Straße ist nicht das einzige Projekt, das die Stadt dieses Jahr startet, um den Radverkehr in Stade anzukurbeln. Umgesetzt werden soll auch der neue, gut einen Kilometer lange asphaltierte Radweg an den Burgwiesen Richtung Schölisch und Hohenwedel, Auf der Koppel zwischen Hansestraße und Fachmarktzentrum Freiburger Straße sowie im Bereich Parkweg/Parkstraße.

Weitere Artikel