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Norddeutschland

TSolaranlagen: Wird das Autoterminal in Bremerhaven überdacht?

Kaiserhafen BLG Autoterminal..13.8.24

Vielleicht nicht der, aber auf jeden Fall einer der größten Parkplätze in Deutschland: Flächen des Autoterminals. Foto: Scheer

Der Parkplatz im Hafen von Bremerhaven gilt als einer der größten in Deutschland. Forschern gefällt die Idee, das Terminal mit Solaranlagen zu überbauen.

Von Thorsten Brockmann Freitag, 13.09.2024, 10:00 Uhr

Bremerhaven. Es braucht viel Platz, um 70- bis 80.000 Autos oder zur Not auch noch einmal ein paar Zehntausend mehr abstellen zu können. 295 Hektar Fläche umfasse das Autoterminal in Bremerhaven insgesamt, teilt eine Sprecherin der BLG mit.

Das ist mehr als ein Drittel der gesamten stadtbremischen Überseehafenfläche und als asphaltierte Fläche so groß, dass das größte Solarforschungsinstitut Europas bei der Auswertung von Landkarten darauf stieß.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme (ISE) vermuteten sofort, dass die Möglichkeiten enorm sein könnten, den Parkplatz mit Solarmodulen zu überdachen und von der Sonne produzierten Strom zu ernten.

Auf Dächern sind Solaranlagen künftig Pflicht

Das Land Bremen schreibt Hausbesitzern ab 2025 vor, bei Dachsanierungen oder auch Neubauten Solarkollektoren zu verbauen, nicht aber bei Parkplätzen. Die Pflicht existiert tatsächlich bereits in sieben Bundesländern. Wer etwa in Hamburg einen größeren Parkplatz mit mindestens 35 Stellflächen neu baut, muss darüber Solarpaneele installieren.

Die Bremer Landesregierung hat über ihr Landesprogramm „Solar Cities Bremen und Bremerhaven“ wenigstens den Auftrag erteilt, nach neuen Ideen zur Nutzung von Sonnenenergie zu suchen und dabei besonders Parkplätze zu berücksichtigen.

Die Deputation für Umwelt, Klima und Landwirtschaft wird sich in ihrer Sitzung am Donnerstag damit beschäftigen, die Überdachung von zehn Parkplätzen eines Hochschul-Gebäudes in der Stadt Bremen zu fördern.

111 Gigawatt Strom jährlich möglich

Über solche Dimensionen können die Wissenschaftler des ISE im besten Falle vermutlich nur schmunzeln. Sie haben längst als Daumengröße errechnet, dass sich auf jedem Parkplatz in Deutschland vier von zehn Stellplätzen nutzen ließen für Photovoltaik-Module.

Für das Autoterminal legen die Freiburger Forscher sogar eine noch bessere Quote zugrunde, weil es kaum Hindernisse wie Bäume oder Gebäude auf den riesigen Flächen und nur wenige Zufahren gibt. „Eine Standardabschätzung zum erwartbaren Ertrag“ habe man angestellt, sagt der Physiker Christian Schill, beim ISE Gruppenleiter für Photovoltaik-Kraftwerke.

Solaranlagen über den Parkplätzen im Hafen könnten pro Jahr 111 Gigawatt Strom liefern, haben sie ermittelt - das reichte rechnerisch, um 26.000 Einfamilienhäuser zu versorgen. Zum Vergleich: Alle 25 Windräder auf Bremerhavener Stadtgebiet produzieren rein rechnerisch annähernd 253 Gigawatt Strom im Jahr - was reichte, um mehr als 59.000 Vier-Personen-Haushalte im eigenen Häuschen mit Strom zu beliefern.

Die BLG rechnet mit geringerem Ertrag

Die BLG beschäftigt sich tatsächlich mit den Möglichkeiten, Teile des Autoterminals zu überdachen. Gearbeitet werde insgesamt an einem Konzept, weniger fossile Energieträger im Hafenareal zu nutzen, sagt Unternehmenssprecherin Julia Wagner.

„In diesem Rahmen spielt auch der Aufbau von PV-Anlagen auf vorhandenen Dach- und Stellplatzflächen eine große Rolle.“ Die BLG ist aber nicht ganz so optimistisch wie die Freiburger Forscher und hat für sich ausgerechnet, immerhin 82 Gigawatt Strom erzeugen zu können - weil dann doch wegen des High&Heavy-Umschlags weniger Flächen überdacht werden könnten, als die Freiburger meinten.

Auch Fahrstraßen müssten frei bleiben. Für mehr als 19.000 Häuser reichte dieser Ertrag aber immer noch, man würde im Hafen allerdings wohl selbst ein Vielfaches davon gebrauchen können.

Es gibt einige Hürden im Hafen

Die Parkplätze zu überdachen, biete für die Kunden einen besseren Schutz der Fahrzeuge als Vorteil, sagt Wagner und so argumentiert auch Schill. Allein schon wegen der doppelten Nutzung der Fläche eigne sich das Autoterminal sehr gut, so das ISE.

Den Energiebedarf selbst zu erzeugen, passe zum Ziel der BLG, ab 2025 ausschließlich Ökostrom einzusetzen, sagt Wagner. Die Herausforderung dabei sei aber, überhaupt einen entsprechenden Netzanschluss für eine derartige Strommenge zu bekommen und: die hohen Kosten für die Paneele und die meterhohen Ständer und Konstruktionen, sie zu tragen.

Die müssen auf einem Parkplatz nämlich erheblich stabiler gebaut werden als auf einem Dach und auch dafür zugelassen sein, dass sich darunter Menschen bewegen. PV-Parkplatzanlagen seien etwa 50 Prozent teurer als Dachanlagen, heißt es beim ISE.

Die BLG hat bisher vier Solaranlagen installiert - ausschließlich auf Dächern, in Bremen aber die europaweit größte auf einer Logistikimmobilie. Insgesamt erzeuge die BLG 450 Megawattstunden ihres Strombedarfs selbst.

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