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Wirtschaft

TSpektakuläre Übernahme: Dieses Unternehmen kauft die Karl Meyer AG

Die Müllgebühren steigen ab 2025 kräftig - bei der braunen und bei der schwarzen Tonne. Das liegt unter anderem an den gestiegenen Personalkosten, aber auch an den Preisen für die Müllverbrennung in Hamburg.

Die Müllgebühren steigen ab 2025 kräftig - bei der braunen und bei der schwarzen Tonne. Das liegt unter anderem an den gestiegenen Personalkosten, aber auch an den Preisen für die Müllverbrennung in Hamburg. Foto: Martin Elsen/Karl Meyer-Gruppe

Eines der bekanntesten Unternehmen in der Region wechselt den Besitzer: Die Karl Meyer AG wird von einem Bremer Unternehmen gekauft. Das ist bislang bekannt.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 25.03.2025, 16:18 Uhr

Landkreis. Die Beschäftigten der Karl Meyer AG sind im Alltag vielerorts präsent. Sie holen seit Jahren den Müll ab und leeren zudem die Altpapiercontainer. Jetzt haben sie einen neuen Arbeitgeber. Rückwirkend zum 1. Januar 2025 erwirbt die Nehlsen AG aus Bremen sämtliche Anteile der Karl Meyer AG. Dazu gehören alle Geschäftsfelder einschließlich des Autohauses in Wischhafen. Zu den Folgen für die Beschäftigten und die Standorte bleibt eine Pressemitteilung der beiden Unternehmen vage. Die Beschäftigten wurden am Dienstagmorgen über den Verkauf informiert.

„Beide Familienunternehmen bringen eine tief verwurzelte regionale Präsenz sowie ein breit gefächertes Produkt- und Dienstleistungsportfolio mit“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Durch die Zusammenlegung der Kompetenzen entständen „neue Potenziale für eine effizientere Kreislaufwirtschaft“. Die Entscheidung fuße auf gemeinsamen Werten, basierend auf einer traditionellen Unternehmensgeschichte und einer nachhaltigen Zukunftsvision.

Verkaufsgrund: Fehlende familieninterne Nachfolge

Die Karl Meyer AG mit Hauptsitz in Wischhafen kann auf eine lange, fast 80-jährige Geschichte zurückblicken. Seit der Gründung im Jahr 1947 hat sich das Unternehmen von einem kleinen Fuhrbetrieb zu einem vielseitigen Full-Service-Entsorgungs-Dienstleister mit rund 800 Mitarbeitenden entwickelt.

Aktuell ist das Unternehmen unter anderem für alle Müllsammlungen im Landkreis verantwortlich. Das sind der Hausmüll, der Biomüll und die Sperrmüllabfuhr im Auftrag des Landkreises Stade. Auch die Gelben Säcke und das Altpapier laufen über das Unternehmen aus Kehdingen.

Landrat: Bestehende Verträge laufen weiter

„Das Unternehmen Karl Meyer gehört zu den herausragenden Familienunternehmen unserer Region und ist durch die Familie zu beeindruckender Größe geführt worden“, sagt Landrat Kai Seefried in einer ersten Reaktion. „Die Firmengeschichte der vergangenen Jahre ist wirklich herausragend und fest mit der Region verbunden.“

Die Kreisverwaltung wurde am Dienstag von der Unternehmensführung über die Anteilsübernahme durch die Nehlsen AG informiert. Der Landrat könne die private und familiäre Entscheidung nachvollziehen und begrüßt, dass hier ein Weg für eine zukunftsfähige Aufstellung des Unternehmens auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herbeigeführt wurde.

Für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Stade ändere sich in Bezug auf die Müllabfuhr durch den Verkauf der Unternehmensanteile unmittelbar nichts. „Die bestehenden Verträge laufen unverändert weiter“, sagt Seefried.

Mehr Informationen zur Karl Meyer AG

Aufgrund fehlender familieninterner Nachfolge haben sich die Eigentümer entschlossen, die Zukunft des Unternehmens in andere Hände zu legen. „Der Zusammenschluss beider Unternehmensgruppen ermöglicht den Ausbau bestehender Stärken. Wir freuen uns, mit Nehlsen einen Partner gefunden zu haben, der die gleichen Werte vertritt“, erklärt Dr. Axel Meyer, Vorstand der Karl Meyer AG.

Strategische Verbindung mit viel Potenzial

Die Nehlsen-Gruppe ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich Umwelt- und Entsorgungsdienstleistungen mit Hauptsitz in Bremen. Mit rund 3000 Mitarbeitenden bietet Nehlsen Lösungen in den Bereichen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement. Zuletzt hatte Nehlsen im Zusammenhang mit der Gewerkschaft Verdi für Schlagzeilen gesorgt. Dort kam es zu Streiks und Verzögerungen bei der Müllabfuhr.

Mehr Informationen zur Nehlsen-Gruppe

Für den Nehlsen-Vorstandsvorsitzenden Oliver Groß birgt die Zusammenführung beider Unternehmen nach eigener Aussage enorme Vorteile: „In dem Zusammenschluss liegt viel Potenzial: Durch die gestärkte regionale Präsenz werden die Abläufe in allen Bereichen der Abfallentsorgung effizienter.“

Hafen-, Insel- und Schiffsentsorgung

Besonders freut sich Groß, dass der Kauf von Karl Meyer die Stellung des Unternehmens im Gewerbe-, Handels- und Industriesektor stärke. Darüber hinaus sei der Ausbau der gemeinsamen führenden Position in Hafen-, Insel- und Schiffsentsorgung ein wichtiger Schritt in Richtung maritimer Full-Service-Dienstleister. Dies beinhalte auch den Transport von Seefracht.

„Wir nutzen zu diesem Zweck die hafennahe Infrastruktur aller Standorte“, so Nehlsen-Vorstand Groß weiter. So könne auch das Dienstleistungsangebot ausgeweitet und weiter optimiert werden, um den Kunden umfassende Lösungen für feste und flüssige Stoffe sowie industrielle Abfallentsorgung bereitzustellen.

Schiffsflotte von elf eigenen Schiffen

Mit einer gemeinsamen Flotte von mehr als 1000 Lkw und rund 3800 Mitarbeitenden an über 80 Standorten werden das Angebot und die Reichweite vergrößert. Bei diesen Zahlen sind die Beschäftigten und die Standorte der Karl Meyer AG enthalten.

Die Geschäftsfelder der Nehlsen AG werden durch den Zukauf erweitert - in den Bereichen Energiesysteme und Schifffahrt mit elf firmeneigenen Schiffen. Die überregionale Kundenakquise und -betreuung soll weiter professionalisiert werden. Die Zusammenführung von Karl Meyer und Nehlsen schaffe eine solide Basis für nachhaltiges Wachstum und Innovation. Die Unternehmen freuten sich auf die Zusammenarbeit und die gemeinsame Gestaltung einer erfolgreichen Zukunft.

Was passiert mit den Beschäftigten?

Weitere Informationen zum Erhalt der Arbeitsplätze und der Standorte gab es auch auf TAGEBLATT-Nachfrage nicht. Nicht geklärt ist auch, ob der Name Karl Meyer erhalten bleibt. Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden.

2022 haben die Mitarbeiter von Karl Meyer 5000 Tonnen Spermüll eingesammelt. Sie werden dies bis Ende 2027 weitermachen.

2022 haben die Mitarbeiter von Karl Meyer 5000 Tonnen Spermüll eingesammelt. Sie werden dies bis Ende 2027 weitermachen. Foto: Elsen

Die Beschäftigten der Karl Meyer AG kommen bei jedem Wetter, um den Müll abzuholen.

Die Beschäftigten der Karl Meyer AG kommen bei jedem Wetter, um den Müll abzuholen. Foto: Karl Meyer AG

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