THautpilz breitet sich aus: Gesundheitsamt plant Kontrollen in Barbershops

Nach dem Besuch von Barbershop kommt es gehäuft zu Hautpilzerkrankungen. Foto: Anspach/dpa
Vier Männer klagen nach dem Besuch von Barbershops über eine Hautpilzinfektion im Kopf- oder Bartbereich. Der vermutete Grund: mangelnde Hygiene. Das Gesundheitsamt will aktiv werden.
Bremerhaven. Schuppende und teils auch eitrige Pilzinfektionen auf dem Kopf und im Bartbereich nehmen vorrangig bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern rasant zu. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Personen überwiegend in Barbershops infizieren - also in Frisörgeschäften, die sich vorwiegend an diese Kundengruppe wenden und mit günstigen Preisen werben.
Experten sprechen deutschlandweit von mittlerweile tausenden Infektionen mit dem Pilz „Trichophyton tonsurans“. Der Grund: mangelnde Hygiene und unzureichende Desinfektion etwa von Rasiergeräten. Wie ist die Situation derzeit in Bremerhaven? „Bislang wurden noch keine Fälle in Bremerhaven gemeldet“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Björn Ackermann. „Aufgrund der aktuellen Problematik sind aber Begehungen geplant.“
Lage in Bremerhaven ist bisher entspannt
Der Hautpilz „Trichophyton tonsurans“ ist den Hautärzten im Klinikum Reinkenheide bekannt. „Es gibt hier aber derzeit kein gehäuftes Aufkommen“, sagt Hautklinik-Chefarzt Dr. Michael Sachse. „In der Regel werden damit zuerst die niedergelassenen Dermatologen angesteuert.“
Mangelnde Hygiene
Hochansteckender Hautpilz verbreitet sich rasant
Aber auch in den Hautarztpraxen scheint die Lage in Bremerhaven noch ruhig zu sein. Dermatologe Dr. Volker Meyer und seine Kollegin hatten in ihrer Wulsdorfer Praxis in den vergangenen Wochen keinen derartigen Behandlungsfall. Meyer hat allerdings von seinen Bremer Kollegen gehört, dass diese bereits Fälle behandelt haben.
Hohe Dunkelziffer: Es braucht eine Meldepflicht
Die Dunkelziffer sei zudem hoch, denn eine Meldepflicht gebe es für diesen Pilz nicht, eine solche sei aber überfällig, sagt Pietro Nenoff, Laborarzt und Professor für Dermatologie an der Uni Leipzig. „Trichophyton tonsurans“ sei sehr ansteckend und kann auch innerhalb von Familien oder Gruppen von Kita-Kindern übertragen werden, die zuvor mit einer infizierten Person zusammen waren.
Gerade bei Minderjährigen sei die Behandlung aber nicht so einfach, da die Tabletten für Unter-18-Jährige nicht zugelassen seien, sagt Nenoff.
Das rät der Hautarzt, wenn man infiziert ist
Die Infektion mit dem Hautpilz äußere sich in Form einer deutlichen Rötung auf der Kopfhaut und Schuppenbildung, sagt der Bremerhavener Hautarzt Dr. Volker Meyer. Die Anlage einer Pilzkultur durch den Facharzt sei der Goldstandard, um eine klare Diagnose zu erhalten.
Mitunter könne bereits ein Anti-Schuppen-Shampoo helfen, den Pilz zu bekämpfen. Diese Shampoos enthielten Stoffe wie Octopirox oder Ketoconazol, die gegen Pilze wirken, sagt Meyer. Sollte das nicht ausreichend helfen und die Schuppen immer wieder kommen, sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.
Wenn der Pilz nach dem Schnitt etwa mit einer Rasierklinge oder durch andere kleinere Verletzungen unter die Haut gerät, kann es auch zu eitrigen Pusteln, Vernarbungen und auch Haarausfall kommen. Eine Infektion sei gut behandelbar - äußerlich, aber auch von innen mit Tabletten.
Friseurinnung fordert mehr Kontrollen
Möglicherweise mit ein Grund für die Verbreitung des Pilzes: Nichtwissen um hygienische Notwendigkeiten und die mangelnde Fortbildung von Mitarbeitern beziehungsweise die Beschäftigung ungelernter Mitarbeiter. Oft sei in Barbershops kein Friseurmeister vor Ort, der auf die Einhaltung hygienischer Standards achten könne, sagt die Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen, Judith Warmuth.
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Dazu gehöre die fachkundige Desinfektion von Maschinen und Scheren mit speziellen Mitteln oder auch Tauchbäder der Friseur-Utensilien in spezielle Desinfektionslösungen. Mehr Kontrollen durch Behörden seien wichtig. Wenn eine Leistung sehr preisgünstig angeboten werde, funktioniere das in der Regel nur, wenn einiges nicht ordnungsgemäß ausgeführt werde, gibt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde, Imke Lathwesen, zu bedenken.
Regelmäßige Desinfektion von Werkzeugen ist Pflicht
„Die Gesundheit unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität“, betont Manuela Härtelt-Dören, Präsidentin des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks. „Die Einhaltung der Hygienebestimmungen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege ist für unsere Mitglieder selbstverständlich.“
Zu den präventiven Hygienemaßnahmen gehören unter anderem die regelmäßige Desinfektion von Werkzeugen und Arbeitsplätzen sowie das Einhalten strikter Hygieneprotokolle. Der Zentralverband fordert alle Frisörrinnen und Frisöre auf, verstärkt auf Hautbildveränderungen bei ihren Kundinnen und Kunden zu achten.