TSpürhund in Bremerhaven: Junges Duo in Bremerhaven hat Alleinstellungsmerkmal

Ein inniges Dream-Team: Lennard Günter und sein Diensthund "Don". Foto: Schwind
Eine innige Beziehung: Lennard Günter und Rauschgiftspürhund „Don“ starten in Bremerhaven bald in den Dienst. Zahlreiche Herausforderungen warten.
Bremerhaven. Morgenmuffel, Autonarr, Dekorateur, Polizist und bald auch noch Drogenfahnder: „Don“ wird Bremerhavens erster Rauschgiftspürhund. Nicht nur deswegen ist der dreijährige Rüde etwas Besonderes. Über einen Hund mit fünf Jobs und seinen Hundeführer.
Müde und „ziemlich zerknautscht“ starteten vor einigen Wochen die beiden selbst ernannten Morgenmuffel, Polizist Lennard Günter und sein Diensthund „Don“ in ihre Spezialausbildung bei der Diensthundestaffel der Bereitschaftspolizei Bremen. „Don“ wird Rauschgiftspürhund - Bremerhavens erster.
Lennard und „Don“ - ein Band fürs Leben
„Don ist zwar nicht mein erster Hund, aber mein erster Arbeitshund“, sagt der Polizeikommissar und lächelt. Für den kleinen Vierbeiner schlief der damals frisch gebackene Hundepapa mehrere Nächte auf einer Matratze neben der Hundebox.
Der Verantwortung für seinen Diensthund war sich Lennard Günter von Anfang an bewusst. Wie viel ihm das kleine Fellknäuel mit den großen Kulleraugen einmal bedeuten würde, ahnte er jedoch nicht.
Tiefe Beziehung
„Die Beziehung zwischen einem Hundeführer und seinem Diensthund ist irgendwie tiefer“, versucht er zu erklären. Sie sei nicht mit der einer „normalen“ Mensch-Hund-Freundschaft zu vergleichen. „Wahrscheinlich schweißen einen die schwierigen Einsätze so fest zusammen“, sagt der Diensthundeführer.

Großes Vorbild für die Kleinen: Die ersten Schritte auf dem Weg zum Diensthund hat „Don“ bereits lange hinter sich. Nun wird der Dreijährige ein Dualhund. Foto: Bundeswehr/Ebeling
Lennard Günter weiß, dass jede Einsatzsituation für „Don“ tödlich enden kann. „Und ich muss abwägen, ob ich ihn da reinschicke oder nicht.“ Der Gedanke, seinen Freund einer gefährlichen Situation aussetzen zu müssen, beschäftigt den Polizeibeamten oft. „Das ist ein Gedankengang, den man nicht mit einmal abhakt.“
Im April 2021 auf den Hund gekommen
„Don“ wurde dem Diensthundeführer Lennard Günter im Alter von vier Monaten im April 2021 zugewiesen. Das war ungewöhnlich und ein großer Vertrauensbeweis für den Polizeibeamten, denn zu dem Zeitpunkt war er noch kein Diensthundeführer.
„Das war schon eine große Sache, dass man mir ,Don` vorher anvertraut hat“, erzählt Lennard Günter gerührt. „Es stand zwar fest, dass ich ein Hundeführer werde. Aber eben erst einige Monate später.“ So gingen die beiden die ersten Ausbildungsschritte bereits gemeinsam.

Discomeilen, Kneipenviertel, Großveranstaltungen wie die Eishockey-Playoffs der Fischtown Pinguins - Alltag für „Don“ und Lennard Günter. Foto: Günter
Günter und seine Frau erliegen seitdem regelmäßig dem Charme ihres Vierbeiners und kämpfen wie viele andere Hundehalter auch mit Erziehungsfehlern und Besonderheiten des tierischen Mitbewohners. Denn trotz einer Ausbildung zum Polizeihund hat der mittlerweile dreijährige Rüde wie jeder Hund seine Eigenarten und das alltägliche Zusammenleben laufe auch nicht perfekt.
„Don“ liebt es auszuschlafen, mit seinem Wassernapf für Überschwemmungen zu sorgen und das Haus seiner Halter - „nett ausgedrückt“ - umzugestalten, wenn er einen Moment unbeobachtet ist.
Er haart und ist ein wachsamer Freund, den Lennard Günter oft zum Schlafen überreden muss. „Ich habe gelesen, dass Hunde 16 bis 20 Stunden am Tag schlafen. Daher geht es für ,Don‘ so ins Bett, dass er mindestens 8 Stunden Ruhe hat.“
Große Ehre und große Herausforderung
Seit einigen Wochen absolvieren „Don“ und Lennard Günter nun die RSH-Ausbildung bei der Diensthundestaffel in Bremen. Von den vier Bremerhavener Diensthunden wurde „Don“ diese Ehre zuteil. „Er hat ein sehr gutes Sozialverhalten und einen ausgeprägten Spieltrieb“, sagt Lennard Günter. „Beides sind wichtige Kriterien für das Bestehen der Ausbildung.“

Ein leises Flüstern - fast ohne Worte weist Lennard Günter „Do“n in die Einsatzlage ein. Die Ausbildung fordert das Team jeden Tag heraus. Foto: Schwind
Das frühe Aufstehen war die erste Hürde, die die beiden Nachteulen „Don“ und Lennard gemeinsam meistern mussten. „Es sah bestimmt witzig für die Kollegen aus, wie wir beide hier am ersten Tag morgens auftauchten“, erzählt der Polizeibeamte und lacht dabei.
Keine leichte Umstellung vom Schutz- zum Spürhund
Schwieriger war jedoch die Umstellung vom Schutz- zum Spürhund. Die vergangenen Dienstjahre und Ausbildungseinheiten bedeuteten für den jungen Hund vor allem Lärm, Stress und permanente Anspannung.
Meistens in den Abend- und Nachtstunden unterstützten „Don“ und Lennard Günter überwiegend die Kollegen des Einsatz- und Streifendienstes der Polizei Bremerhaven in hitzigen Situationen, die ein erhebliches Aggressionspotenzial besitzen.

Die Hunde werden in ihrer Ausbildung so gut es geht auf verschiedene Situationen vorbereitet. Foto: Schwind
Da reicht ein kurzes Zeichen des Hundeführers, und aus dem fröhlichen Spielkalb wird ein wachsamer Weggefährte, der schützt - um jeden Preis. „Einmal hat er einem Angreifer in die Hand gebissen“, erzählt der Polizist.
Trotz mehrfacher Verwarnungen der Beamten habe sich der Mann gewehrt und auf „Don“ eingeschlagen. „Da hat er uns und sich verteidigt.“
Leises und ruhiges Vorgehen
Ganz anders ist das Arbeiten als Spürhund. Leise und ruhig, ohne Hektik und fast ohne Worte verlaufen die Tage in Bremen. Die Hunde werden in ihrer Ausbildung, so gut es geht, auf verschiedene Situationen vorbereitet.
Quicklebendig statt tot
Hündin nach achten Tagen aus Bergnot gerettet
Hundebesitzer staunen oft über die unglaublichen Fähigkeiten von Rauschgiftspürhunden. Mit erstaunlicher Genauigkeit erschnüffeln sie illegale Substanzen und helfen ihren Diensthundeführern, die Sicherheit in der Gesellschaft zu gewährleisten.
Für Polizist Lennard Günter heißt das ebenfalls: lernen, lernen, lernen. „Jede Trainingseinheit für ,Don‘ ist auch eine Trainingseinheit für mich.“ So müsse er die „Lagen“, also Einsatzorte, zuvor sichten, einordnen und „Don“ darin einweisen. Während der Vierbeiner sucht, achtet Lennard Günter auf seine Körperhaltung, gibt ihm Hilfestellungen oder beschützt ihn vor Gefahren.
Drogenschmuggel auf Rekordhoch
Nach bestandener Prüfung geht es für das Spezial-Team direkt wieder in den Dienst. Eine Probezeit gibt es nicht. Dann erwarten die beiden neben dem Schutzdienst andere, zusätzliche Herausforderungen wie Autokontrollen und Hausdurchsuchungen. Der Polizist ist gespannt auf den neuen Aufgabenbereich.
Der Zoll hat nach eigenen Aussagen noch nie so viele Drogen in Bremerhaven gefunden wie im vergangenen Jahr. Fast zwei Tonnen Kokain wurden sichergestellt – ein Rekordwert. Dies zeige, dass die Einfuhren auch über Bremerhaven zunehmen.
Der Bedarf an vierbeinigen Drogenfahndern ist deshalb hoch. Drogenspürhunde sind unverzichtbare Hilfen im Kampf gegen die Betäubungsmittelkriminalität.
Alleinstellungsmerkmal übt Druck aus
In Verbindung mit Rauschgiften, Bargeld oder Ähnlichem arbeitet die Polizei Bremerhaven bisher mit dem Zoll zusammen.
Anders etwa bei der Personensuche: Hier unterstützen auch „zivile“ Vereine die Beamten, wenn es um den Einsatz eines Rauschgiftspürhundes geht. Doch bald kann Bremerhaven einen eigenen Superschnüffler einsetzen.
Das Alleinstellungsmerkmal, das Lennard Günter und „Don“ in Zukunft erst einmal besitzen, übe jedoch schon einen gewissen Druck aus.
„Das ist eine enorme Verantwortung“, sagt er. „Vor allem, weil ich hier in der Einheit keine RSH-Kollegen habe, mit denen ich mich austauschen kann.“
Alleine sind „Don“ und Lennard Günter aber nicht. Mit ihrer erfahrenen und einfühlsamen Ausbilderin Yvonne Stellmacher haben sie großes Glück. „Ich kann mich immer bei ihr melden und Fragen stellen.
Auch nach der Ausbildung“, sagt der Diensthundeführer. Und einmal im Jahr steht eine Fortbildung und Überprüfung der Dienstfähigkeit des Hundes an.
„Ich würde für ihn durchs Feuer gehen“
Druck verspüren Lennard und „Don“ aber nur im Dienst. „Zu Hause ist er gar kein Diensthund mehr“, sagt der Beamte. „Da vergisst man das sehr schnell.“ Und auch Polizisten haben ja einmal Feierabend. Dann darf der verspielte Rüde „einfach nur Hund sein“.
Das Leben des Diensthundes liegt in den Händen seines Diensthundeführers. Und manchmal auch umgekehrt. Auf die Frage, ob „Don“ ein solcher Hund sei, der für seinen Halter, also ihn, durchs Feuer gehen würde, antwortet Lennard Günter entschieden und ohne zu zögern: „Ja. Und ich für ihn.“