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542. Stiftungsfest

Stader Rosenkranz-Brüderschaft feiert im Zeichen von Mitgefühl, Hilfe und Mut

Festgebender Bruder Dr. Udo Schmidt (links) übernimmt von seinem Vorgänger Bruder Jörn-Hinnerk Abbe den Kranz und die Rechnungsführung bis zum nächsten Stiftungsfest im Jahr 2025.

Festgebender Bruder Dr. Udo Schmidt (links) übernimmt von seinem Vorgänger Bruder Jörn-Hinnerk Abbe den Kranz und die Rechnungsführung bis zum nächsten Stiftungsfest im Jahr 2025. Foto: Angela Becker/Fotostudio Bilder

Sie feiern, um Gutes zu tun: Die Stader Rosenkranz-Brüderschaft hat im Stadeum ihr Stiftungsfest abgehalten und dabei mehr als 21.000 Euro an Spenden gesammelt.

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Von Sabine Lohmann
Montag, 11.11.2024, 16:40 Uhr

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Stade. Die Brüder leisten mit ihrem Wirken einen Beitrag zum Frieden und sozialen Miteinander: Auf diese Besonderheit wies Sebastian Duwe hin, als er am Sonnabend das 542. Stiftungsfest der Stader Rosenkranz-Gottes-Hülfe-Brüderschaft im Stadeum eröffnete. Es ist Duwes erstes Jahr als Präsidierender Ältermann.

Der Festgebende Bruder Dr. Udo Schmidt freute sich mit seiner Ehefrau Christiane über die 233 Gäste, die das Wirken der Brüderschaft mit ihrer Teilnahme unterstützen sollten. Schmidt erinnerte an die Unterstützung notleidender Menschen: „Mitgefühl, Hilfe, Mut machen - diese Worte begleiten uns auch heute.“

Den Trinkspruch auf den Pokal hielt Bruder Tim Steffens. Er gab dem Willkomm-Pokal eine Stimme: „Vergesst die Menschen nicht vor eurer eigenen Haustür.“ Armut kenne keine Grenzen, und es gebe sie auch in Stade. Die Festgäste hatten an diesem Abend die Möglichkeit, die eigene Gemeinschaft zu unterstützen. Steffens‘ Worte wirkten, und die Festgäste warfen anschließend großzügig ihre Spenden in das herumgereichte wertvolle historische Sammelbehältnis. Damit nahm die Brüderschaft einen Betrag von 21.263,60 Euro ein. Hinzu kommen noch die in den Sammelbüchsen enthaltenen Münzen, die die Brüder von den Gästen einforderten, wenn sie diese beim traditionellen Werfen des Papiers während des Festmahls erwischten.

Bruder Dr. Ralf Koppermann gewährte den Teilnehmenden in seinem unterhaltsamen Trinkspruch auf den Festgebenden Bruder Einblicke in das Leben des Gastgebers: 1998 machte sich Schmidt als Diplom-Geologe in der Hansestadt selbstständig. Privat habe er viele Qualitäten zu bieten. Dr. Koppermann beschrieb ihn als „Menschensammler“, Verführer“, „Werber“ und „Schelm“, zitierte dabei auch seine Frau und die Kinder. Auch außerhalb der Familie werde der Festgebende Bruder sehr geschätzt. Er ist 1. Vorsitzender des Fördervereins pro musica Stade e.V., engagiert sich in der Stadtkantorei und im Rotary Club Stade.

Eine unterhaltsame Frage über Männer und Frauen

In der Damenrede stellte sich Bruder Ralf Hammann die unterhaltsame Frage, ob sich die Herren nicht in ihr vertrautes Geschlecht zurückziehen und den Damen durch diese Form der Geschlechtertrennung die vollständige Emanzipation ermöglichen sollten. Hammann selbst gab die Antwort, indem er auf eine gesellschaftliche und eine emotionale Ebene verwies. Den „starken testosterongesteuerten“ männlichen Führungspersönlichkeiten träten zahlreiche Frauen engagiert und selbstbewusst und mit den Tugenden „Ehrlichkeit, Anstand und Besonnenheit“ gegenüber. Der Redner wandte sich an die anwesenden Damen: „Es sind die inneren Werte, die uns bei Ihnen beeindrucken.“ Dabei dankte er ihnen für deren „Geduld, Toleranz und Nachsicht“. Die anwesenden Herren fühlten dabei wie Hammann, denn sie spendeten Beifall.

Jörn-Hinnerk Abbe, Festgebender Bruder des Vorjahres, durfte den Trinkspruch auf die Älterleute und den Vorstand halten. Diesen trug er zum Wohlgefallen der Gäste auf Plattdeutsch vor. Er stellte fest, dass die Gruppe der Älterleute vollständig aus Baby-Boomern bestehe und sich damit im besten Alter befinde. Aufgrund ihrer beruflichen Fähigkeiten und ihres langjährigen Engagements seien sie zu Recht das „Top-Management unserer Brüderschaft“. Abbe erwähnte auch das Engagement des Vorgängers des Präsidierenden Ältermannes, Fritz Thalemann, und dankte ihm für die langjährige wertvolle Unterstützung.

„Sie haben uns wirklich animiert, die Portemonnaies zu öffnen“

In seinem Grußwort für die Hansestadt Stade erinnerte Erster Stadtrat Lars Kolk an das geschichtsträchtige Datum des 9. Novembers. Dabei ging er auf das Leben des jüdischen Stader Bankiers Gotthelf Friedländer ein. Dieser war selbst Mitglied der Rosenkranz-Brüderschaft, verließ sie aber 1938 nach vielen Schikanen auf Wunsch des damaligen Präsidierenden Ältermannes. Der Austritt schien zwischen den beiden abgestimmt gewesen zu sein, da er ohne finanzielle Nachteile für Friedländer erfolgte. Wenige Wochen später wurden Friedländer und sein Lehrling am 9. November 1938 von Stader Bürgerinnen und Bürgern angefeindet, beleidigt und angegriffen. Die Situation war für ihn und seine Frau unerträglich, so dass sie nach England auswanderten. „Diese Brüderschaft hat so viele Kriege, Krisen und Notlagen nicht nur überstanden, sondern anderen in dieser Stadt dabei geholfen, diese bestmöglich zu überstehen. Das gibt Mut und dient als Vorbild“, würdigte Kolk.

„Sie haben uns wirklich animiert, die Portemonnaies zu öffnen und die Büchsen zu füllen.“ Damit dankte Hauke Ramm stellvertretend für die Gäste. Das Erlebnis der besonderen Atmosphäre innerhalb der Gemeinschaft während des Festes soll als Beispiel für das Zusammenleben dienen.

Das Grußwort der Kirche bildete den Abschluss des Festmahls. Pastor Volker Dieterich-Domröse bestätigte, dass ohne das Engagement der Brüderschaft das „gesellschaftliche Klima in unserer Hansestadt kälter“ wäre. Die persönlichen Besuche seien ein „zusätzliches und nicht mit Geld zu bewertendes Geschenk an Zeit und damit Aufmerksamkeit.“ Dieterich-Domröse gelang es, eine Begebenheit aus dem Leben Rainer Maria Rilkes mit dem Rosenkranz in Einklang zu bringen und die Besonderheit zu betonen, dass Aufmerksamkeit durch Zuhören auf Augenhöhe das Wichtigste für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei.

Im Anschluss an das Festmahl folgten das Tabakskollegium, in dem fünf neue Brüder begrüßt wurden, der Einzug der Brüder in den Saal, die Übergabe des Bruderkranzes und die Pavane. Mit der anschließenden Gäste-Polonäse begann das gemeinsame Tanzen und Feiern.

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