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Triathlon

TStader Triathlet feiert Überraschungscoup und qualifiziert sich für WM

Jonas Winter jubelt beim Zieleinlauf in der Türkei seiner Freundin zu.

Jonas Winter jubelt beim Zieleinlauf in der Türkei seiner Freundin zu. Foto: privat

Der Stader Jonas Winter hat einen großen Sieg gefeiert und sich für die diesjährige Weltmeisterschaft qualifiziert. Ein Triathlet über Ambitionen und Möglichkeiten.

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Von Jan Bröhan
Donnerstag, 09.01.2025, 17:30 Uhr

Stade. Mitte November 2024 ist Jonas Winter in der Türkei. Das gute Wetter lädt zum Urlauben und Entspannen ein. Der 24-Jährige ist aber im Wettkampfmodus. Mit der Startnummer 644 startet er unter fast 1400 Teilnehmern beim international besetzten Ironman 70.3.

Der gebürtige Stader erwischt einen starken Wettkampftag. Er beendet die halbe Ironman-Distanz - 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, 21,1 Kilometer Laufen - nach 4:03:13 Stunden. Beim Zieleinlauf ballt er beide Fäuste und schaut strahlend in Richtung seiner Freundin, die ihn dabei fotografiert.

Es ist ein Siegerfoto. Dass er so gut abschneiden würde, hat er sich nicht erhofft. Man kenne die Konkurrenz aus ganz Europa ja nicht, sagt Winter. Er wurde im Gesamtklassement 15. - und gewann in seiner Altersklasse von 18 bis 24 Jahren. Nur der Gewinner qualifizierte sich bei diesem Wettkampf für die diesjährige Weltmeisterschaft.

Vom Schwimmanfänger zum ambitionierten Triathleten

Mit sieben Jahren lernte Jonas Winter beim Stader SV das Schwimmen. Zwei Jahre lang verfeinerte er im Verein seine Techniken. Als Neunjähriger nahm er im Zuge der Schüler-Serie an seinem ersten Triathlon teil - 200 Meter Schwimmen, 5 Kilometer Radfahren, 800 Meter Laufen.

Damit war seine Laufbahn eingeleitet. „Nur Schwimmen war mir zu langweilig geworden“, sagt Winter. Das Laufen habe ihn sofort gepackt, „das hat Spaß gemacht“.

Natürlich habe er als Kind auch „vieles andere“, zum Beispiel Fußball, ausprobiert. Es habe aber immer „ein paar Faktoren“ gegeben, die nicht stimmten. Als typischen Einzelkämpfer würde er sich aber nicht bezeichnen - auch wenn man das im typischen Triathlon-Wettkampf ist.

„Der Teamgedanke ist im Triathlon groß“, sagt Winter. Gerade das Gruppentraining motiviere. Zudem startet er mit Mannschaften in Serien.

Winter zieht es von Stade nach Köln

Seit 2022 lebt Jonas Winter in Köln und studiert Sport und Leistung, wie sich sein Bachelor-Studiengang nennt. Zudem arbeitet er als Werkstudent am Triathlon-Landesstützpunkt in Bonn und trainiert Jugendliche.

Er gehört einem Kölner Triathlon-Team an, das in allen hohen Klassen Mannschaften am Start hat. In diesem Jahr würde er es gerne in die 2. Bundesliga schaffen. „Das ist aber gar nicht so leicht, weil es so viele gute Athleten gibt“, sagt Winter.

Der 24-Jährige startet mit Trainingseinheiten in den Tag. Nach der Uni und Arbeit lässt er nochmals zwei Einheiten folgen. Am Wochenende stehen längere Trainingseinheiten an. 15 bis 16 Stunden trainiere er pro Woche, sagt Winter.

Auf das straffe Zeitmanagement angesprochen, sagt er, dass seine Freundin natürlich auch ihre Zeit bekommen möchte. Freunde versuche er, so oft wie möglich zu sehen. „Das ist wichtig“, sagt Winter, „ein Ausgleich, um über andere Sachen zu reden und nachzudenken.“

So geht er das WM-Jahr an

Am 8. und 9. November findet die Weltmeisterschaft Ironman 70.3. in Marbella (Spanien) statt. Natürlich sei er darauf fokussiert, so Winter. „Mein Trainingsvolumen bleibt aber in etwa das Gleiche“, sagt er, „durch Uni und Arbeit kann ich gar nicht mehr leisten.“

Winter arbeitet mit einem Trainer zusammen, der in demselben Studiengang den Master gemacht hat und als ehemaliger Triathlet nun Radprofi ist. Zusammen mit ihm erstellt er für sich Trainingspläne.

Anfang April ist ein zehntägiges Trainingslager geplant. Am Ende des Sommers beginnt die spezifische Vorbereitung auf die Mitteldistanz und er wird in größeren Blöcken trainieren. Während des Sommers wird er am Ligabetrieb teilnehmen und kürzere Wettkampfdistanzen absolvieren. Drumherum kann er dann verschiedene Wettkämpfe einplanen.

2024 hat Winter an elf Wettkämpfen teilgenommen, darunter waren drei Mitteldistanzen und zwei Olympische.

Lieber Laufen, viel essen und wenig ausgeben

Das Laufen ist vor dem Radfahren seine Lieblingsdisziplin. In beiden Disziplinen könne man sich mit Fleiß stetig verbessern. „Das Schwimmen ist mittlerweile meine schwächste Disziplin“, sagt Winter. Durch den hohen technischen Anspruch sei es auch die Disziplin, in der man sich am schwierigsten verbessern könne.

Raus aus dem Meer. Wie für viele andere Triathleten auch ist das Schwimmen nicht gerade seine Lieblingsdisziplin.

Raus aus dem Meer. Wie für viele andere Triathleten auch ist das Schwimmen nicht gerade seine Lieblingsdisziplin. Foto: privat

Einen speziellen Ernährungsplan hat der ambitionierte Athlet nicht. „Ich achte aber auf eine ausgewogene Ernährung und weiß, was mir guttut“, sagt Winter. Er darf und muss auch viel essen, um genügend Energiereserven zu haben.

Je professioneller ein Triathlet ist, desto mehr kommt es auch auf das Material an. Winter finanziert sich selbst und wird von seinen Eltern unterstützt, wie er sagt. „Dadurch, dass ich so viel Sport mache, gebe ich auch ansonsten wenig aus“, sagt er und lacht.

Die Verschleißteile beim Rad seien relativ günstig. Solange man kein großes Pech habe. Der Verschleiß an Schuhen beziffert er pro Jahr auf eine größere dreistellige Summe.

Über Vorbilder und eigene Ziele

Mit Patrick Lange hat zuletzt wieder einmal ein Deutscher den Ironman auf Hawaii gewonnen. 2017 und 2018 krönte sich Lange dort auch schon. Für Winter bleibt der Triathlon-König aber Jan Frodeno, der seine Karriere 2023 beendet hat.

Frodeno gewann den Ironman 2015, 2016, 2019. „Durch seinen Olympiasieg 2008 hat er einen kleinen Hype ausgelöst und für den Sport mehr gemacht“, sagt Winter über Frodeno. Ihm imponierte immer, mit welcher Akribie Frodeno den Sport betrieben hat.

Er selbst ist vom Profileben „ein gutes Stück weit entfernt“, so Winter, „und jetzt auch schon zu alt“.

Nachdem er die WM-Qualifikation geschafft hatte, dachte Winter mit ein wenig Abstand auch darüber nach: „Was kommt jetzt noch?!“

„Es wäre cool, wenn es mit der 2. Liga klappt.“ Langfristig will er sich über die Ironmandistanz auch eine Hawaii-Teilnahme sichern. Und in diesem Jahr hat er mit der WM einen Höhepunkt zum Jahresabschluss.

Schnell nachgefragt - So tickt Jonas Winter

Pizza oder Burger? Pizza.

Bier oder Wein? Bier. An Wein komme ich geschmacklich nicht ran.

Film oder Serie? Früher Film, mittlerweile Serie.

Party oder Spieleabend? Früher Party, jetzt lieber Spieleabend mit Freunden.

Rap oder Rock? Viele sagen, ich habe keinen Musikgeschmack, weil ich eigentlich alles höre.

Mallorca oder Provence? Mallorca, hauptsächlich zum Trainieren.

Stadt oder Dorf? Mittelding. Komplett Dorf könnte ich langfristig nicht.

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