TStader ist Kopf hinter größter deutscher Olympia-Sensation

3x3 Basketball ist dynamisch und kennt fast keine Pausen. Foto: Francois-Xavier Marit/AFP/dpa
Disziplinchef Matthias Weber aus Stade dachte unkonventionell, als er dem schnellen Basketball-Ableger 3x3 Struktur verlieh. Etabliert sich der Sport nach Gold auch im Kreis Stade?
Stade. 3x3 ist eine dynamische und schnelle Basketballs-Variante. Bei den Olympischen Spielen gelang den deutschen Frauen in jener Disziplin die größte Überraschung: Sie holten bei ihrer ersten Teilnahme direkt Gold.
Es ist die erste deutsche Olympia-Medaille im Basketball überhaupt. Basketball-Legenden wie Dirk Nowitzki und der spanische König Felipe applaudierten, als Deutschland in einem packenden Finale gegen Spanien gewann.
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Auch Matthias Weber, Disziplinchef des Deutschen Basketball Bundes (DBB) für den Bereich 3x3, erlebte die Spiele auf dem ikonischen Place de la Concorde. „Die Freude war riesengroß.
Man kann das gar nicht in Worte fassen“, sagte der 47-Jährige, der den VfL Stade vor mehr als zehn Jahren in die dritte Liga führte und mit seiner Familie in Stade wohnt. Weber ist seit 2019 für das deutsche 3x3 verantwortlich und hat maßgeblich dazu beigetragen, diese in Deutschland noch junge Sportart zu strukturieren.

Matthias Weber hat den 3x3-Basketball Struktur gegeben. Foto: Lucas Kroeger
Kein Vertrauen vom Sportbund - aber vom Verband
Für Talente errichtete Weber einen Bundesstützpunkt in Hannover. Kurzzeitig war sogar Stade im Gespräch. Die besten Spieler zogen in die Landeshauptstadt und arbeiteten an ihrem Traum, während Weber im Hintergrund mit einem relativ kleinen Budget die Fäden zog.
„Erfolg ist nicht linear. Man muss investieren, durchhalten, an seinen Plan glauben und mutig sein“, sagte er der Zeitschrift „Leistungssport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes. Der DOSB hatte einst keine Vision für 3x3.

Der ehemalige Basketballspieler Dirk Nowitzki feiert mit den Goldmedaillengewinnerinnen Svenja Brunckhorst, Marie Reichert, Sonja Greinacher und Elisa Mevius. Foto: Maximilian Specht/dpa
Bei der letzten Potenzialanalyse stuften die Verantwortlichen 3x3 der Frauen als drittschlechteste aller 103 bewerteten Disziplinen ein. Anhand dieser Rangliste wird die Höhe der künftigen Sportförderung festgelegt.
Der DBB hingegen glaubte an das Projekt und stimmte auch unkonventionellen Ideen zu, sagt Weber. 3x3 in Deutschland sei nicht nach dem klassischen Pyramidensystem aufgebaut. Stattdessen konzentrierte man sich zunächst auf den Erfolg an der Spitze und will nun verstärkt die Breite mitnehmen.

Svenja Brunckhorst spielte bei Olympia eine große Rolle. Foto: Sina Schuldt/dpa
Der DBB möchte den Olympia-Schub nutzen, damit 3x3 nicht erst 2028 in Los Angeles wieder groß in der Sport-Öffentlichkeit steht. „Das war ein großes Ziel, 3x3 populärer zu machen. Es steckt noch in den Kinderschuhen. Das Turnier hat gezeigt, was für ein geiler Sport das ist“, sagt Olympiasiegerin Sonja Greinacher zur dpa.
Darum ist 3x3 so spannend
Der Basketball-Ableger ist so rasant, da es im drei gegen drei nur einen Korb gibt und es nach einem Wurf, defensiven Rebound oder Ballgewinn direkt weitergeht. Die zuvor verteidigende Mannschaft passt oder dribbelt den Ball hinter die 2-Punkte-Linie, um den eigenen Angriff zu starten. Dieser darf nur zwölf Sekunden dauern.
Ziel ist es, innerhalb von zehn Minuten die meisten Punkte zu erzielen. Wer 21 Punkte erzielt, gewinnt vorzeitig. Für einen Korb oder Freiwurf gibt es einen Punkt, erfolgreiche Würfe jenseits der 2-Punkte-Linie zählen doppelt.
Breitensport: Voraussetzungen für Erfolg sind da
Basketball ist spätestens seit dem WM-Erfolg der Männer 2023 gefragter denn je. „Es kommen immer mehr Kinder, darunter viele Mädchen. Das ist fantastisch“, sagt Joan Rallo Fernández, Basketball-Trainer beim VfL Stade. Da hilft auch 3x3.
Denn wer Basketball mag, wird auch im 3x3 zurechtkommen. Zwar fehlen Konter, aber das Spiel ist insgesamt umso schneller. „In 3x3 gibt es sogar häufiger neue Bewegungen, die man auch im 5x5 nutzen kann“, so Fernández.

Elisa Mevius war die Entdeckung bei Olympia. Die Kommentatoren von 3x3 nennen sie wegen ihrer Fähigkeiten Marvel Mevius, in Anlehnung an die Comic Superhelden. Foto: Sina Schuldt/dpa
Zudem müssen sich Sportler, die bereits Basketball spielen, nicht auf 3x3 spezialisieren. Beides ist möglich, da 3x3 vermehrt im Sommer gespielt wird, wenn der Hallensport pausiert – ähnlich wie im Volleyball und Beachvolleyball. In Stade ist 3x3 etwa in Ottenbeck auf einem eigenen Court spielbar.
„Wer 3x3 nicht im Verein spielen möchte, kann dies selbstorganisiert machen“, erklärt Weber. Jeder könne sich bei der FIBA ein 3x3-Profil erstellen und sich mit anderen Sportlern als Team für Events melden. Jeder sammelt dann für sich Weltranglistenpunkte und kann sich nach oben spielen. Erst auf Weltebene kann man nicht mehr beliebig zwischen den Teams wechseln.
Stade als Rückzugsort
In Paris war Matthias Weber Ansprechpartner für organisatorische Dinge und Bindeglied zwischen den Verbänden. „Ich habe dem Team den Rücken freigehalten. Das war eigentlich ein luxuriöser Job“, findet Weber. Der Ruhm gebühre alleine den Spielerinnen, Coach Samir Suliman und der Physiotherapeutin.
Der Stress kam erst nach der Goldmedaille. „Ich habe rund 50 Anrufe am Tag bekommen“, erklärt er. Gratulanten meldeten sich, es gab viele Interviewanfragen und das Tagesgeschäft ging weiter.
Daher ließ es Weber nach der Rückkehr aus Paris in Stade für einige Tage etwas ruhiger angehen. „Die Anspannung fällt erst einmal ab, ich habe viel geschlafen. Wir genießen die Ruhe hier“, sagt er, bevor es wieder nach Hannover und zu den nächsten Events geht, darunter die U23-WM in der Mongolei.
Erfolgreiche Premiere in Stade
Beim zweitägigen 3x3-Basketball-Turnier in Stade-Ottenbeck gewann „The Apartment“ in der Kategorie Pro Male. Im Finale siegte das Team um Regionalliga-Spieler Vytautas Meištas deutlich mit 21:10.
Insgesamt 28 Mannschaften gingen bei der ersten Auflage des 3x3-Turniers des VfL Stade an den Start, darunter Mannschaften aus Hamburg und Bremen.
In der Hobby-Spielklasse gewann die SCS Crew aus Stade um Smilla Ernst. Four Slam (U16 m/f), FantasticFour (U12/10 m/f) und die Hamburger We Got Game (U14 m/f) siegten ebenfalls.
„Es war ein erfolgreiches Event“, sagt Organisator Alberto Artús. Da auf dem Sportgelände auch Fußball und Leichtathletik liefen, kamen viele Zuschauer. Eine größere Fortsetzung soll es im Mai 2025 geben.