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TSteile Karriere: Stader Matthias Steffen wird Chef der Handwerkskammer

Matthias Steffen: Als Bankkaufmann und Betriebswirtschaftler ein Herz fürs Handwerk.

Matthias Steffen: Als Bankkaufmann und Betriebswirtschaftler ein Herz fürs Handwerk. Foto: Sascha Gramann

Matthias Steffen aus Stade steht vor dem Höhepunkt seiner beruflichen Karriere: 2024 übernimmt er den Job als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Für die 30.000 Betriebe hat er einige Pläne. Doch es hätte ganz anders laufen können.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 03.01.2024, 05:50 Uhr

Stade. Matthias Steffen (52) ist vielen Stadern bekannt als leidenschaftlicher Politiker. Er gehörte zur legendären Riege der Jungen Union aus Wiepenkathen, mischte die Partei mit Weggefährten wie Karsten Behr oder Oliver Grundmann auf. Steffen saß im Rat der Stadt Stade und im Kreistag. Es gab große Pläne, Steffen entschied sich anders.

Er brachte sich ins Gespräch als CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt in Stade, seiner Heimatstadt. Ihm wurden auch Ambitionen für den Landtag oder den Bundestag nachgesagt. Da landeten seine Mitstreiter Behr und Grundmann. Matthias Steffen wählte einen anderen Weg.

Als Chef rückt Matthias Steffen näher an die Politik

Aus heutiger Sicht hat er vieles richtig gemacht. Die Vollversammlung der Handwerkskammer hat in Stade Matthias Steffen zum Hauptgeschäftsführer gewählt. Er, der bisher stellvertretender Hauptgeschäftsführer ist, übernimmt das Amt am 1. September 2024 von Eckhard Sudmeyer, der dann in den Ruhestand geht. Irgendwie schließt sich ein Kreis. Der Hauptgeschäftsführer agiert vor allem auch politisch.

Der Handwerkskammer mit dem großen Einzugsbereich Stade, Lüneburg und Braunschweig sind etwa 30.000 Betriebe angeschlossen. Laut Steffen zählt sie zu den zehn größten in Deutschland. Das ist eine wirtschaftliche und damit auch eine politische Kraft. Zusammengeschlossen haben sich die Kammern Braunschweig und Lüneburg-Stade 2009, um Synergien zum Beispiel im großen Bereich der Fortbildung zu schaffen - und wohl auch, um gegenüber der Politik auf Landesebene schlagkräftiger zu sein. Dabei dürften Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft nicht verwechselt werden.

Der Unterscheid zur Kreishandwerkerschaft

Zur Unterscheidung: Die Kreishandwerkerschaft vertritt die Arbeitgeberinteressen, ist eine freiwillige Institution. Die Handwerkskammer ist gesetzlich vorgeschrieben mit obligatorischer Mitgliedschaft der Betriebe. In ihr werden auch die Arbeitnehmerinteressen berücksichtigt. „Wir arbeiten zusammen am gleichen Klientel“, sagt Steffen. Diverse Kooperations-Vereinbarungen zeugten davon.

Zurück zu Matthias Steffen. Der freut sich über die Beförderung, der Schritt ist für ihn „eine logische Konsequenz“ aus seiner bisherigen Tätigkeit als Vize. Die Kammer sei für ihn „wie mein eigenes Unternehmen“. Dabei sei ihm bewusst, dass er das Geld fremder Menschen verwalte und dass er in Zukunft lernen müsse, loszulassen.

Handwerk investiert Millionen in die Bildung

Er meint damit seinen Einsatz für die berufliche Bildung im Handwerk. Sein Steckenpferd, sein Lieblingsthema. Die Hälfte des 50 Millionen Euro schweren Haushalts investiert die Kammer 2024 in die Bildung. 190 der 380 Mitarbeiter an den drei Standorten in Stade, Lüneburg und Braunschweig kümmern sich um das Thema. Steffen hat diesen Bereich bisher verantwortet und vor allem weiterentwickelt, gerade auch in Stade.

In den vergangenen zehn Jahren investierte die Kammer 75 Millionen Euro in die Technologiezentren, das Stader liegt im Gewerbegebiet in Ottenbeck. Hier wurden gerade das Gästehaus saniert und die Werkstätten energetisch auf Vordermann gebracht. In den kommenden acht Jahren sollen weitere 75 Millionen Euro in die Weiterbildungseinrichtungen fließen, Förderungen von Bund und Land inklusive. „Wir müssen mit der Zeit gehen, die Innovationszyklen werden immer kürzer“, sagt Steffen. Digitalisierung und energetische Fragen müssten aufgefangen werden. Schließlich handele es sich beim modernen Handwerk um „höchst anspruchsvolle Jobs“.

Als Beispiel nennt er den Landmaschinenmechatroniker. Der müsse vom kleinen Gartengerät bis zum selbstfahrenden Mähdrescher, vom Verbrenner bis zum Elektroantrieb, von der Mechanik über die Elektronik bis zum Digitalen vieles beherrschen. Das Handwerk versucht, den modernen Anforderungen Rechnung zu tragen.

Steffen brennt für das Thema Bildung im Handwerk

Fortbildung mit VR-Brillen, Austausch mit den Kollegen in Finnland, Estland, den Niederlanden oder Portugal sollen dabei helfen. Wenn Steffen über diese Themen redet, ist zu spüren, wie er dafür brennt. Nun heißt es, davon zumindest ein Stück weit Abschied zu nehmen.

Steffen wird - von seinem Sitz in Lüneburg aus - viel repräsentieren, Kontakte zu anderen Kammern, Institutionen und vor allem der Politik pflegen müssen. Seine Ziele außer der modernen Bildung will er dabei im Blick behalten: mehr Frauen fürs Handwerk begeistern und Flüchtlinge integrieren. Da gelte es noch, Berührungsängste abzubauen.

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