TSteiler Aufstieg: Schiri-Talent aus Buxtehude pfeift in der Oberliga

Der Buxtehuder Kilian Braun hat einen steilen Aufstieg als Schiedsrichter hinter sich. Foto: Struwe
Kilian Braun ist erst 19 Jahre alt. Er leitet schon Spiele in der Oberliga und der neuen DFB-Nachwuchsliga. Was ihn als Schiedsrichter auszeichnet und was er noch erreichen will.
Hamburg. Zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli geht es normalerweise hart zur Sache. An einem kühlen Mittwochabend bleibt es in der neuen DFB-Nachwuchsliga lange ruhig.
Pünktlich um 19 Uhr knallt es dann aber doch. Zwei Paulianer nehmen einen Hamburger rustikal in die Mangel. Die Gemüter kochen schlagartig hoch, die Spieler stürmen aufeinander zu, es kommt zur Rudelbildung. Mittendrin: Schiedsrichter Kilian Braun.
Unter den Oberliga-Schiris ist der Buxtehuder der Jüngste
Der 19-Jährige kann die Situation schnell entschärfen. Mit eindeutiger Körpersprache weist er die Spieler zurecht und deeskaliert. „Gerade in der Nachwuchsliga ist das enorm wichtig“, sagt Braun. Er zeigt dem Übeltäter die Gelbe Karte und gibt das Spiel schnell wieder frei.
Im Sommer ist Braun in eine höhere Schiedsrichterklasse aufgestiegen. Seitdem darf er in der DFB-Nachwuchsliga und in der Oberliga pfeifen. In dieser Gruppe sei er mit Abstand der Jüngste, so Braun. „Ich versuche, das Beste daraus zu machen.“
Braun stand zehn Jahre als Spieler beim TSV Altkloster oder bei der JSG Altes Land auf dem Platz. Mit 14 Jahren sieht er eine Dokumentation über Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Diese interessiert ihn so sehr, dass er direkt den Schiedsrichter-Lehrgang macht. Seine Vorbilder sind die großen Schiedsrichter wie Deniz Aytekin oder Felix Brych.
Selbst zu spielen und Schiedsrichter sein, wurde zeitlich schnell schwierig. „Spiele zu pfeifen hat mir dann mehr Spaß gemacht und ich hatte schnell größere Ambitionen“, sagt Braun, der dem ASC Cranz-Estebrügge angehört.
Braun pfeift vor den Augen von Hamburger Legenden
Diese Ambitionen lassen ihn im Sommer als 18-Jährigen zum Oberliga-Schiedsrichter aufsteigen. Deswegen darf er im Schatten des Hamburger Volksparkstadions unter den Augen von Hamburger Fußball-Größen wie Horst Hrubesch oder Timo Schultz das Stadtderby pfeifen.
Braun hat eine klare Linie, macht viele intensive Läufe, bleibt so immer auf der Höhe. Er kommuniziert eigentlich ununterbrochen. „So kann ich den Bezug zum Spiel halten und mehr Akzeptanz von den Spielern bekommen“, sagt Braun. Das zeigt Wirkung. Manche Spieler beschweren sich über Entscheidungen oder fordern eine Karte. Braun antwortet mit deutlichen Ansagen.
In der zweiten Hälfte wird es dann kurios: St. Pauli wechselt zwei Spieler ein, hat aber dem Assistenten nicht Bescheid gegeben. Das ist ein Wechselfehler, beide eingewechselten Spieler kriegen von Braun die Gelbe Karte und müssen zurück zum Spielfeldrand, um sich beim Assistenten anzumelden. „Das habe ich so auf diesem Niveau auch noch nicht erlebt.“
Der 19-Jährige ist als Schiedsrichter viel unterwegs. Im September reiste er für ein Spiel der Nachwuchsteams von Hertha BSC und Hansa Rostock in die Hauptstadt. An dem Tag sei er von 6 Uhr bis 22 Uhr unterwegs gewesen, berichtet Braun - und das als Schüler.
Regionalliga-Aufstieg ist das Ziel
„Das könnte im nächsten Jahr sportlich werden.“ Im kommenden Sommer steht für ihn das Abitur an. Hinzu kommen Lehrgänge, auch unter der Woche. „Auf dem Platz kann ich gut abschalten und den Kopf freibekommen. Und die Fahrten kann ich mit Lernen verbringen“, sagt Braun.
Als nächstes Ziel steckt sich der 19-Jährige den Aufstieg in die Regionalliga. „Wann ich diesen Schritt gehen kann, kann ich noch nicht sagen“, sagt Braun. In diesem Jahr wolle er sich erst einmal auf dem neuen Niveau zurechtfinden. „Der Aufstieg war schon enorm“, sagt Braun.