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Amateurfußball

TStopp-Methode: Neue Ideen gegen Gewalteskalation auf Fußballplätzen

Die Gewalt gegen Schiedsrichter hat in den vergangenen Jahren zugenommen.

Die Gewalt gegen Schiedsrichter hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Foto: Michael/dpa

Nicht nur Gewalt gegen Schiedsrichter hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Eine Initiative verspricht Besserung - und hat erste Maßnahmen erprobt.

Von Dietmar Rose Dienstag, 30.01.2024, 08:30 Uhr

Bremerhaven/Hannover. Um Ideen, wie die Zukunft des Vereinsfußballs in der Seestadt gesichert werden kann, ging es bei der 51. Arbeitstagung der Region Bremerhaven im Marschenhof in Wremen. Ein Problem, das dringend gelöst werden muss, ist die Gewalt auf den Plätzen, von der vor allem Schiedsrichter betroffen sind. Christoph Schlobohm, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung beim Bremer Fußball-Verband (BFV), stellte eine neue Initiative vor, die kurzfristig eingeführt werden könnte.

Gute Erfahrungen mit der Stopp-Methode

So hat der Württembergische Fußball-Verband gute Erfahrungen mit der Stopp-Methode gemacht. Dabei kann der Schiedsrichter eine fünfminütige Pause ausrufen, falls eine Partie aus dem Ruder zu laufen droht.

Die Spielunterbrechung soll dem Unparteiischen dabei helfen, eine mögliche Eskalationsspirale zu stoppen - egal, ob sie von Spielern, Funktionären oder Zuschauern ausgeht. Sollte es nach der Pause weiterhin zu aggressivem Verhalten kommen, ist eine zweite Spielunterbrechung möglich, in der Spielleiter, Trainer und Kapitäne beider Mannschaften sich beraten. Erst wenn nach dieser letzten Warnung keine Besserung eintritt, wird das Spiel abgebrochen.

Die Dunkelziffer bei Gewalt ist hoch

Schlobohm sprach sich dafür aus, das Konzept im Land Bremen zu erproben: „Ich bin immer dafür, es klein anzufangen und dann rollen wir es aus.“ Der 35-Jährige berichtete, dass im Bereich des BFV in der vergangenen Saison 69 Spiele mit „besonderen Vorkommnissen“ registriert wurden. „Die Dunkelziffer ist extrem hoch“ räumte Schlobohm ein. Daher sei es notwendig, dass Vereine den Verband über Gewaltvorfälle informieren: „Das Thema können wir nur gemeinsam lösen, diktieren können wir den Vereinen nichts.“

Auch Schiedsrichter müssen melden

Aus dem Kreis der Vereinsvertreter kam der Hinweis, dass auch die Schiedsrichter angehalten seien, in den Spielberichten mögliche Gewaltvorfälle zu melden. Das geschehe wohl oft nicht, weil Unparteiische den Aufwand eines Sonderberichts scheuten, wurde vermutet. Andeas Iversen, Sprecher der BFV-Region Bremerhaven, hatte eine andere Erklärung: „In unserem Dorf Bremerhaven, wo jeder jeden kennt, kann die Angst vor persönlichen Konsequenzen ein Faktor sein.“

Erstmals seit 20 Jahren: Zahl der Schiedsrichter steigt wieder

Erstmals seit zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter im deutschen Fußball dabei wieder gestiegen. Im vom Deutschen Fußball-Bund ausgerufenen „Jahr der Schiris“ gab es im Jahresvergleich zwischen 2022 und 2023 einen Anstieg von 6,6 Prozent bei den Unparteiischen. „Es hat sich was bewegt im letzten Jahr“, sagte Bundesliga-Rekordschiedsrichter Felix Brych am Freitag in München.

Rund 20 Jahre waren die Zahlen nach DFB-Angaben rückläufig. Das änderte sich nun. Besonders weibliche Unparteiische zeigten Interesse. Der Anstieg beträgt dort 13,9 Prozent. Die Gesamtquote bleibt weiterhin aber auf niedrigem Niveau von 4,3 Prozent. Laut DFB gibt es derzeit 53.500 aktive Schiedsrichter in Deutschland.

„Wir haben mit unserer Initiative viele der ins Auge gefassten Ziele erreicht und positive Entwicklungen angestoßen. Die Zahlen unterstreichen, dass sich ein gemeinsames Vorgehen lohnt“, sagte Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, bei der Veranstaltung in der Vereinsgaststätte des SV Waldperlach. „Was wir hinbekommen haben ist, wir haben gezeigt, dass man durch einen positiven Umgang miteinander mehr erreichen kann, als wenn man sich anfaucht.“

Das „Jahr der Schiris“ ist eine Initiative des DFB und seiner Landesverbände, die den Fokus auf eine nach Verbands-Einschätzung „der größten Herausforderungen im deutschen Fußball“ lenken soll. „Es ist erste Schritt oder es sind anderthalb Schritte, aber am Ziel sind wir noch nicht“, sagte Zimmermann.

Das Jahr der Schiris war sowohl von bundesweiten als auch von lokalen Aktionen geprägt. Auf DFB-Ebene verfolgten die Startaktion mit Nils Petersen und Anton Stach als Schiedsrichter einer Bezirksligapartie und die TV-Doku „Unparteiisch“ das Ziel, durch einen Perspektivwechsel die Herausforderungen und den Reiz der Aufgabe abzubilden.

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