TStrandaufspülung auf Krautsand verzögert sich – Wer ist schuld?

Auf Krautsand müssen Einheimische wie Touristen nun noch länger auf die Strandaufspülung warten. Foto: Knappe
Es bleibt schlickig am Krautsander Strand. Zwar hatten sowohl der Deichverband als auch die Gemeinde in diesem Jahr eigentlich mit einer Sandaufspülung gerechnet - aber daraus wird 2024 wohl nichts mehr. Von Missverständnissen ist die Rede.
Drochtersen. Zuständig für Ufervorspülungen ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe-Nordsee in Hamburg. Am 21. Februar erhielt Bürgermeister Mike Eckhoff eine Mail der Bundesbehörde und informierte kürzlich den Gemeinderat über eine Verschiebung der Strandaufspülung. Wegen einer Haushaltssperre würden viele Projekte nicht in diesem Jahr umgesetzt.
WSA: Deichverband hat keinen Bedarf gemeldet
Auf TAGEBLATT-Nachfrage sagt Jörg Fräßdorf vom WSA, die Haushaltssperre sei passé, daran liege es nicht - aber eine Strandaufspülung auf Krautsand sei für 2024 überhaupt nicht vorgesehen gewesen und deshalb „haben wir dafür auch kein Geld angemeldet“. Der Deichverband Kehdingen-Oste habe dafür keinen Bedarf geltend gemacht. Es gebe keine entsprechende Erklärung seitens des Deichverbandes an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt.
Nötig sei eine gemeinsame Ufer- und Deichwerksschau - und dann müsse der Deichverband die Dringlichkeit darlegen. Bei den jährlichen Deichschauen sei die Strandaufspülung zwar thematisiert worden und „wir haben das Vorhaben vorgemerkt“, aber eine echte Dringlichkeit habe es nicht gegeben. „Wir sind hier in der Wartestellung“, sagt Fräßdorf.
Oberdeichgraf pocht auf Vertrag und Uferlinie
Mit diesen Aussagen konfrontiert zeigte sich Oberdeichgraf Albert Boehlke aus Drochtersen überrascht: „Das ist so nicht ganz richtig“, meint er. „Wir haben immer darüber gesprochen, dass Krautsand in diesem Jahr dran sei.“ Es sei zwar richtig, dass der Deichverband für Krautsand keine Dringlichkeit geltend gemacht habe, weil dort die Deichsicherheit nicht akut gefährdet sei. Das sei beispielsweise in Abbenfleth der Fall gewesen - dort und in Bassenfleth wurde 2022 aufgespült.
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Aber Boehlke ist sich sicher: Den Bedarf „haben wir definitiv angemeldet“. Schließlich gebe es einen Vertrag mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, das sich verpflichtet habe, die Einhaltung der Uferlinie von 2009 zu sichern. „Darauf pochen wir. Die haben einen Vertrag einzuhalten. Fertig!“ Die Uferlinie habe sich in den vergangenen Jahren unbestritten verschoben.
„Missverständnisse und Kommunikationsprobleme“
Stephanie Wischkony, seit Anfang dieses Jahres Geschäftsführerin des Deichverbandes Kehdingen-Oste, erklärte nach kurzfristiger Rücksprache mit dem WSA, bei der Strandaufspülung auf Krautsand sei es offenbar zu „Missverständnissen und Kommunikationsproblemen“ gekommen. Es werde nun Ende April, Anfang Mai eine Schaukommission mit dem WSA geben.
Aufspülungen erfolgen grundsätzlich zur Ufer- und Deichsicherung: Ziel ist es dabei, den Bodenabtrag in Ufer- und Küstenbereichen durch ein vorzeitiges Brechen der Wellen mit einer weichen Kante zu reduzieren. Das Wasser fließt ab, der Sand verteilt sich und der Strand wächst in der Höhe - das können durchaus ein, eineinhalb Meter sein.

Hier am Krautsander Strand in Höhe Hof Dralle nagen die Wellen bei Hochwasser an der Baumgrenze. Foto: Knappe
Zwar spielen touristische Belange bei der Entscheidung für Sandaufspülungen keine Rolle - aber für tourismusgeprägte Regionen wie die Ferieninsel Krautsand sind sie natürlich von Bedeutung. Der Strand ist dort, beschleunigt durch die Elbvertiefung, zunehmend verschlickt. Bei Niedrigwasser stecken Badegäste mitunter bis zu den Knien im Schlamm. Die DLRG-Ortsgruppe klagt über Zeitverzögerungen, wenn sie mit den Rettungsbooten bei Niedrigwasser schnell an die Wasserkante zu kommen versucht. Bei einer Sandaufspülung, die 10 bis 20 Jahre vorhält, werde ein Teil des Schlicks weggespült, der größte Teil durch die Sandschicht überlagert und stabilisiert, erläutert Jörg Fräßdorf vom WSA.
Ufersicherung bei Siel Schöneworth soll 2024 starten
Landrat Kai Seefried hatte bereits 2022, nach den Sandaufspülungen in Bassenfleth und Abbenfleth, den Bund aufgefordert, weitere neuralgische Punkte zu sichern. Dazu zählte Seefried auch den Strand vor Krautsand und das Deichvorland in Nordkehdingen. In den vergangenen Jahren sind bis zu 30 Meter im Deichvorland in Nordkehdingen verloren gegangen. Dort soll es dieses Jahr bei Siel Schöneworth eine Ufersicherung geben. „Allerdings leiden wir unter Personalmangel. Ich hoffe, dass wir da bald anfangen können“, sagt Jörg Fräßdorf.
Das Amt plant dort Lahnungen zu setzen, also Holzpfähle, die die Strömung brechen und an denen sich Schlick absetzt, so dass sich hier neues Land bildet. „Das haben wir auch am Hullen östlich der Ostemündung gemacht, dort war das sehr erfolgreich, da gibt es inzwischen ein riesengroßes Schilfmeer“, berichtet Fräßdorf.