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TStreetart: Hier sprühen Jugendliche ganz legal

Zehn Jugendliche aus der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten sprühten ganz legal und mit Unterstützung von Philipp und Carolin vom Collectiv Zonenkinder (links) Graffitis auf die Turnhallenwand.

Zehn Jugendliche aus der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten sprühten ganz legal und mit Unterstützung von Philipp und Carolin vom Collectiv Zonenkinder (links) Graffitis auf die Turnhallenwand. Foto: Helfferich

Zehn Jugendliche aus der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten probierten sich in den Herbstferien mit Graffitis aus. Ein Projekt, das vielleicht eine Zukunft hat.

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Von Susanne Helfferich
Dienstag, 22.10.2024, 07:51 Uhr

Hammah. Seit April ist Martin Schlupkothen Leiter der Jugendpflege der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten und insbesondere zuständig für die Arbeit im Jugendblockhaus Hammah. „Als ich hier anfing, ließ ich meinen Blick über das fantastische Gelände mit Basketball-Platz und Skateranlage schweifen und da blieb er an der Turnhallenwand hängen.“ Denn dort gab es halbherzige, nicht gerade schöne Versuche von Graffitis.

Elias füllt mit der Sprühflasche die Schrift für Basketball aus.

Elias füllt mit der Sprühflasche die Schrift für Basketball aus. Foto: Schlupkothen

Seit vergangener Woche sieht es dort ganz anders aus. Drei Tage der Herbstferien haben zehn Jugendliche aus der ganzen Samtgemeinde genutzt und mit Unterstützung zweier Streetart-Künstler der Sporthallenwand ein neues Antlitz verliehen. In der für Graffitis üblichen Bubble-Schrift machten sie klar, dass sie nicht nur am Smartphone zocken, sondern sich einen großen Teil ihrer Freizeit ganz analog beschäftigen. Sie skaten, spielen Fußball oder Basketball und engagieren sich bei Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk. Jetzt könnte ein weiteres Hobby hinzukommen: Streetart im öffentlichen Raum.

Handys blieben die meiste Zeit in der Tasche

„Kaum einer holte in den drei Tagen das Handy aus der Tasche“, erzählt Ann-Sophie Blohm, die als Jugendleiterin die drei Jugendpfleger Claudia Pernak, Richard Fröhlich und Martin Schlupkothen unterstützte. Die Künstler Philipp und Carolin vom Hamburger Collectiv Zonenkinder begleiteten die Jugendlichen bei dem Projekt. Das Handy wurde allenfalls eingesetzt, um sich Anregungen zu holen.

John führt noch Restarbeiten an den Bubbles aus (im Hintergrund Mileyn).

John führt noch Restarbeiten an den Bubbles aus (im Hintergrund Mileyn). Foto: Helfferich

Die Skaterinnen Mileyn (14) und Zoé (13) haben schon mal gesprayt. Aber so richtig zufrieden waren sie mit dem Ergebnis nicht. Für alle Teilnehmer war das eine Erkenntnis: Einfach lossprühen, das können allenfalls die Profis. Zunächst muss eine Idee entwickelt, dann diese auf kleinen Flächen vorskizziert und später auf größere Blätter übertragen werden.

Und das Schwierigste ist die Umsetzung auf der Wand. Bei diesem Workshop hat Philipp den äußeren Rand der Schrift vorgesprüht. Anders wäre das Projekt in den drei Tagen nicht umsetzbar gewesen.

Üben und Technik - das gehört zur Straßenkunst

„Ich finde Graffitis cool“, sagt der 13-jährige Jannik. Er war schon mal mit seinen Brüdern in Hamburg unterwegs, wo es legale Graffiti-Walls gibt. „Aber hier hatten wir bisher keine Gelegenheit.“ „Cool“ sei es, bei dem Projekt in Hammah endlich mal sprühen zu können „und es auch richtig beigebracht zu bekommen“. Gemeinsam einen Style zu entwickeln, an der Schrift zu arbeiten, sich gegenseitig Tipps zu geben, das hat die jungen Menschen über die drei Tage zusammengeschmiedet. „Die Kunst lebt vom Üben und der Technik“, so Coach Philipp. Und der elfjährige Luca gibt zu: „Es war cooler als ich es mir vorgestellt hatte, aber es war schwieriger als ich dachte.“

Philipp vom Collectiv Zonenkinder zeigt Jaden, wie er mit Sprühflasche und Schablone arbeiten muss.

Philipp vom Collectiv Zonenkinder zeigt Jaden, wie er mit Sprühflasche und Schablone arbeiten muss. Foto: Helfferich

Auch Martin Schlupkothen ist zufrieden mit dem Projekt. Er hatte schon in seinem früheren Job als Jugendpfleger in Düsseldorf gute Erfahrungen mit Streetart gemacht. Holger Falcke, Samtgemeindebürgermeister und Gemeindedirektor in Hammah, habe der Idee sofort zugestimmt, erzählt der Sozialpädagoge. Da traf es sich gut, dass Oldendorf-Himmelpforten Modellkommune des Förderprogramms Zukunftswerkstatt Kommune ist und der Samtgemeinde bisher ein Jugendprojekt fehlte. Innerhalb kürzester Zeit stand ein Budget von 4200 Euro.

Michael Krüger, Verwaltungsvertreter von Falcke und für Familie und Soziales zuständig, ist von dem Projekt überzeugt. Der Familienvater kann sich gut vorstellen, in Oldendorf-Himmelpforten Jugendlichen Flächen für Streetart zur Verfügung zu stellen. „Wir müssen darüber sprechen, aber dieses Projekt war schon mal ein guter Start.“

Mileyn und Zoé (rechts) suchen nach der richtigen Schrift (links: John).

Mileyn und Zoé (rechts) suchen nach der richtigen Schrift (links: John). Foto: Schlupkothen

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