TSüdlink: 400-Tonnen-Bohrer für Elbquerung ist bereit

Südlink-Projektleiter Mathias Seibitz (links) und Tunnelbauleiter Christoph Hennings vor einem Teil der Tunnelbohrmaschine, die sich ab Dezember unter der Elbe Richtung Wischhafen gräbt. Foto: Patrick Sun
Die große Maschine, die ab Dezember den Tunnel für ein Stromkabel unter der Elbe bis nach Wischhafen graben soll, ist in Wewelsfleth eingetroffen. Sie ist nur dafür gebaut worden.
Wewelsfleth/Wischhafen. Manchmal reicht ein Wort. „Hängt“, sagt Christoph Hennings. Der Tunnelbauleiter für das Südlink-Kabel steht auf der Peters-Werft im Hafen von Wewelsfleth (Kreis Steinburg) und schaut auf das erste Teil der großen Tunnelbohrmaschine, das ein Kran vom Binnenschiff Bon Voyage gerade Zentimeter für Zentimeter Richtung Tieflader bugsiert. „Das ist schon ein Meilenstein.“
Bohrmaschine kostet Millionen Euro
Denn damit rückt der Bau der Querung rund 20 Meter unter der Elbe nach Wischhafen näher. In dem Tunnel wird bis 2027 das Südlink-Kabel verlegt, das ab 2028 Strom aus schleswig-holsteinischen Wind- und Solarparks 700 Kilometer nach Süden transportieren soll.
Allein die Bohrmaschine kostet einen unteren zweistelligen Millionenbetrag, 250 Millionen Euro die Querung, zehn Milliarden das ganze Südlink-Kabel.
Höchstspannungstrasse
Suedlink: So kommt der Strom von Nord nach Süd
„Wir stellen gerade die Baugrube fertig“, sagt Südlink-Projektleiter Mathias Seibitz. Er ist an diesem Tag ebenfalls auf die Werft gekommen, um zu sehen, wie das verladen wird, auf was er so dringend angewiesen ist. „Schließlich wollen wir im Dezember anfangen zu bohren.“ Und danach soll das Kabel verlegt werden, das pro Meter rund 41 Kilo wiegt und einen Durchmesser von 15 Zentimeter hat.

Die Tunnelbohrmaschine wurde speziell für den Südlink-Tunnel gebaut. Jetzt wurde sie geliefert - ab Dezember soll sie sich auf den Weg machen und unter der Elbe durch nach Wischhafen graben. Foto: Tennet
Wie eine Untertagefabrik
Da hilft es, dass das rund 13,70 Meter lange, 3,40 Meter hohe, 4 Meter breite und rund 40 Tonnen schwere Bauteil der Bohrmaschine in nicht mal einer Stunde auf einem Schwerlaster liegt. In Plastikfolie verpackt, könnte alles darunter sein.
„Aber das ist eine Fabrik unter Tage“, sagt Hennings. „Durch den sogenannten Nachläufer wird der Abraum geleitet und dort befindet sich auch der Steuerstand.“ Zehn Leute werden einmal unter Tage dafür sorgen, dass der Bohrer in eineinhalb Jahren den Tunnel gräbt. Später sollen durch ihn auf Schienen Fahrzeuge fahren, was die Wartung des Kabels erleichtert.
Doch an diesem windigen Septembertag verladen die Arbeiter auf der Werft erst mal die sechs Teile der Bohrmaschine mit einem Gesamtgewicht von rund 400 Tonnen und schaffen sie in einem Konvoi auf die rund zwei Kilometer entfernte Tunnelbaustelle.
Bohrmaschine 190 Meter lang
Dabei ist das 40 Tonnen schwere Bauteil noch eines der leichteren. „Das schwerste wiegt 138 Tonnen“, sagt Hennings und schaut hinunter auf die Bon Voyage. Darin liegen noch das Schneidrad, das einmal die Spitze der Bohrmaschine bilden wird und das dahinter liegende Schild, das sich theoretisch mit 60 Millimeter pro Minute durch den Boden graben kann.

Die Tunnelbohrmaschine wurde speziell für den Südlink-Tunnel gebaut. Jetzt wurde sie geliefert - ab Dezember soll sie sich auf den Weg machen und unter der Elbe durch nach Wischhafen graben. Foto: Tennet
„Doch das werden wir kaum erreichen“, sagt Hennings. Denn nach dem Bohren werden in der Röhre gleich Betonverschalungen die im Durchmesser vier Meter messende Röhre stabilisieren. Stück für Stück wird sich die Maschine nach vorn schieben, immer wieder ergänzt durch weitere Bauteile. Voll ausgefahren wird die Bohrmaschine 190 Meter lang sein.
Spezialanfertigung: Jeder Tunnel ist anders
„Die ist nur für diesen Zweck gebaut worden“, sagt der Tunnelbauleiter. Eine Spezialfirma aus Süddeutschland hat sie konstruiert und in Einzelteilen auf dem Wasserweg nach Wewelsfleth gebracht. „Ist der Tunnelbau abgeschlossen, wird sie nicht mehr gebraucht“, sagt Hennings.
Stromtrassenbau
T Graues Oste-Wasser: Ergebnisse nach Havarie sind da
Denn für andere Tunnel sei sie nicht zu verwenden. Jeder Tunnel und jede Baustelle sei anders, die Geologie unterschiedlich und es gebe andere Anforderungen an den Tunnelbau. „Deshalb werden Teile der Anlage recycelt, aber der Rest geht in den Schrott.“
Doch zunächst einmal sieht sich Hennings an, wie der Kranführer das erste Teil der Bohrmaschine auf den Tieflader absenkt. „Da ist man schon erleichtert, wenn das klappt“, sagt der Bauleiter. Und doch ist es für ihn nur eine Phase des Mammutprojekts. „Richtig darauf an kommt es, wenn die Maschine läuft.“ Denn dann möchte Hennings weiter den Zeitplan einhalten. Und dann sollte nichts hängen.

Die Tunnelbohrmaschine für die Elbquerung Südlink kommt in Wewelsfleth, Schleswig-Holstein, an und wird in der Peters-Werft umgeladen. Foto: Patrick Sun