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TTelemedizin bald bei Tante Enso? Das sagt der Geschäftsführer

Seit genau einem Jahr hat Ihlienworth wieder einen Dorfladen: Tante Enso. Der Mini-Supermarkt ist rund um die Uhr geöffnet.

Seit genau einem Jahr hat Ihlienworth wieder einen Dorfladen: Tante Enso. Der Mini-Supermarkt ist rund um die Uhr geöffnet. Foto: Mangels

Einkaufen und Arztbesuch verbinden: Tante Enso plant Gesundheitsboxen mit Telemedizin. Kommt der Arzt in unserer Region bald per Video in den Supermarkt? Fragen und Antworten.

Von Jan Iven Dienstag, 17.12.2024, 08:00 Uhr

Landkreis Cuxhaven. Beim Einkaufen mal schnell den Blutdruck checken und einen medizinischen Rat einholen? Der Bremer Nahversorger Tante Enso, der kleine Supermärkte im ländlichen Raum betreibt, denkt derzeit ernsthaft über ein solches Modell nach. Auch im Cuxland gibt es mehrere Tante-Enso-Läden.

Geld abheben und Krankschreibung bei Tante Enso?

„Wir überlegen ständig, wie wir die Versorgung für die Menschen auf dem Land verbessern können“, sagt Geschäftsführer Thorsten Bausch von Tante Enso. Und das geht auch über den reinen Verkauf im Supermarkt hinaus. So werden teilweise bereits Postdienstleistungen in einigen Läden angeboten.

„Ein wichtiges Thema ist auch die Bargeldversorgung, weil sich immer mehr Banken aus der Fläche zurückziehen“, sagt Bausch. Zwar möchte Tante Enso keine Geldautomaten vorhalten, weil die erstens teuer sind und zweitens immer die Gefahr besteht, dass sie von Unbekannten gesprengt werden.

Im Rahmen der Öffnungszeiten wären aber Bargeldauszahlungen und auch -einzahlungen denkbar. So wie es auch bei manchen größeren Supermärkten möglich ist. Im Unternehmen wird das noch geprüft.

Nun sind die Bremer aber auch noch mit einer völlig neuen Idee an die Öffentlichkeit gegangen: Tante Enso will Gesundheit in die Dörfer bringen.

„Wir möchten Gesundheitsboxen in ein oder zwei Läden ausprobieren, in denen die Kunden Internet-Sprechstunden mit einem Arzt haben können, die an einem Bildschirm zugeschaltet werden“, sagt Geschäftsführer Thorsten Bausch der „Nordsee-Zeitung“.

„Das kann sinnvoll sein in Orten, in denen es keine Ärzte gibt“

Diese Gesundheitsbox soll ausreichend Privatsphäre bieten und ein vertrauliches Gespräch mit einem auswärtigen Mediziner ermöglichen, der per Video zugeschaltet wird. Eventuell soll es auch möglich sein, den Blutdruck und die Herzfrequenz selbst zu messen.

„Das kann sinnvoll sein in Orten, in denen es keine Ärzte gibt“, sagt Bausch. Grundsätzlich sind sogenannte Video-Sprechstunden heutzutage bereits möglich. Selbst das Ausstellen von Rezepten oder eine Krankschreibung kann auf diese Weise in der sogenannten Tele-Medizin erfolgen. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte es auf weitere Standorte ausgeweitet werden.

Im Kreis Cuxhaven gibt es die ersten Tante-Enso-Läden in Drangstedt, Sievern, Spieka und in Sellstedt. Ein weiterer Markt ist in Sandstedt geplant. Deutschlandweit gibt es bisher rund 60 Läden. Erreichbar ist der Markt sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Der Kunde bedient sich mit einer Einlass- und Bezahlkarte an der Auswahl von rund 2500 bis 3000 Produkten. Tante Enso kommt nur, wenn vorher die Bürger 300 Genossenschaftsanteile zu je 100 Euro zeichnen.

Wo werden die ersten Gesundheitsboxen eingerichtet?

Für ein Pilotprojekt mit den Gesundheitsboxen will Tante Enso nun mit dem Unternehmen Medivise aus Schwerin zusammenarbeiten. „Die Gesundheitsbox wurde speziell für Regionen entwickelt, in denen der Zugang zu ärztlicher Versorgung begrenzt ist“, sagt Tobias Leipold, Mitbegründer von Medivise.

Erste Pilotprojekte sollen bei Tante Enso in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern an den Start gehen. An welchen Standorten genau, stehe allerdings noch nicht fest. „Bei Tante Enso entscheiden wir so etwas nicht von oben. Wir schauen erst einmal, wo es überhaupt Interesse in den Gemeinden und den Läden gibt“, sagt Geschäftsführer Thorsten Bausch.

Für wen ist die Gesundheitsbox geeignet?

Ob es Interessenten für das Pilotprojekt Gesundheitsbox in Tante-Enso-Läden gibt, wird sich zeigen. Mögliche Nutzer müssen wohl in der Lage sein, ihren eigenen Blutdruck zu messen. Zielgruppe sind eventuell auch Menschen, die zwar zu Hause keinen Computer haben, aber dennoch die Gesundheitsbox bedienen können.

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