TTeures Ende nach Lückenschluss in Harsefeld erregt Gemüter der Anwohner

Manfred Gärtner (links) und Michael Weismöller zeigen den schlechten Zustand des Gorch-Fock-Wegs, für dessen Ausbau sie jetzt 90 Prozent der Kosten zahlen sollen. Foto: Wisser
Aus der kaputten Straße soll ein Prachtstück werden. Aber auf ihre Kosten. Anwohner des Harsefelder Gorch-Fock-Wegs sollen dafür Zehntausende Euro zahlen, obwohl der Weg für ein Baugebiet kaputt gefahren wurde.
Harsefeld. Das kleine Baugebiet am Harsefelder Gorch-Fock-Weg ist fertig. Es ist eines der vorläufig letzten im Ort und ein besonderes. Während die Kommune seit geraumer Zeit Bauland selbst vermarktet und dafür ein Vorkaufsrecht auf potenzielle Flächen hat, ist der Flecken an dieser Stelle nicht mit im Boot. Der Grund liegt in alten Bebauungsplänen begründet, die den Besitzer der Fläche 50 Jahre lang nicht interessierten. Mit einem Eigentümerwechsel änderte sich das. Und auch für den bis dato als Privatweg eingetragenen Gorch-Fock-Weg änderte sich viel.
Vorort-Termin im alten und neuen Gorch-Fock-Weg
Mitarbeiter der Verwaltung hören sich die Sorgen der Anwohner an. Es gab Anwohnerversammlungen, zuletzt nutzten einige die Einwohnerfragestunde im Bauausschuss, um weitere kritische Fragen zu stellen. Warum, wollen sie wissen, darf ein Investor ihre Straße mit Baufahrzeugen nutzen, alles Bauland verkaufen und muss nichts für den Straßenausbau im oberen Bereich bezahlen? Zumal die ungepflasterte und unasphaltierte Straße zerfahren und nicht ordnungsgemäß wiederhergestellt worden sei. Einen ganzen Fragenkatalog geben sie an die Politik und die Verwaltung weiter.
Auf der Straße ist der Absatz erkennbar.
Die Pflasterfläche und die neuen Laternen enden abrupt an einer Hausecke. Ab hier ist Mineralgemisch festgefahren. Pfützen bilden sich. Ein Telegrafenmast trägt eine alte Lampe.

Der gelbe Teil des Gorch-Fock-Wegs (rot umrandet) ist noch unbefestigt. Die restlichen Flächen sind voll erschlossen und inzwischen auch fertig bebaut. Foto: Elsen
Warum wurde ein Investor aus der Pflicht genommen?
Das Problem: Bis zu 50.000 Euro sollen einzelne Anwohner jetzt zahlen, für die Pflasterung der Straße, Lampen, Schmutz- und Regenwasserkanal. 90 Prozent der Kosten in Höhe von 158.000 Euro landen bei den Anwohnern. Das ist viel Geld, das plötzlich gefordert wird, seit der Flecken den Weg von dem Investor gekauft hat. Und auch das stößt bei den langjährigen Bewohnern auf Unverständnis: Sie alle haben schließlich ein im Grundbuch eingetragenes Nutzungsrecht für den bisherigen Privatweg.
Warum musste die Kommune den Investor aus der Pflicht nehmen? Verwaltungschefin Ute Kück (parteilos) hat die Unterlagen rückwirkend geprüft. Zum Zeitpunkt des Verkaufs war sie noch nicht in Harsefeld. Fest steht: Es gibt einen städtebaulichen Vertrag zu dem Gebiet. Zwei Bebauungspläne treffen hier aufeinander. In beiden waren bereits Häuser entstanden. Zur eindeutigen Einordnung wurde eine Karte mit extra gekennzeichneten Teilstücken angefertigt. Demnach gilt für ein gänzlich unbebautes Teilstück A, dass in diesem Bereich der Investor für Anschlüsse und Straßenbau zuständig ist.
Für die Gemeinde fallen keine Kosten an. Sie übernimmt am Ende die fertige Straße. Gewöhnlich zahlen die Grundstückskäufer den Anteil mit dem Grunderwerb gleich mit. Für Teilstück B, den Weg vor den Bestandsgebäuden bis zum Querweg, werden die Bewohner des Wegs herangezogen, die bisher keinen Erschließungsbeitrag gezahlt haben.
Verkehrsinsel mit Bodenwelle auf Höhe der Mosterei geplant
Die Politik zeigt Verständnis für den Unmut der Gorch-Fock-Weg-Bewohner. Alles soll noch einmal geprüft werden, viel Hoffnung gibt es nicht. Ute Kück macht auf eine Ablösevereinbarung und die Möglichkeit der Verrentung aufmerksam. Damit könnten frühzeitig festgelegte Beträge zinslos über einen längeren Zeitraum abbezahlt werden. Auch soll es eine Verkehrsberuhigung geben. Auf Höhe der langen Gebäuderückwand ist eine feste Verkehrsinsel mit kleiner Bodenerhebung über die Fahrbahn geplant. Sie soll sicherstellen, dass die Fahrzeuge langsam an die Kreuzung aus Hofausfahrt und Nebenweg heranfahren.
Als ein Kleinbus die Straße recht rasant nimmt, stellt sich einer der Planer in die Mitte. Die Anwohner berichten immer wieder von schnellem Durchgangsverkehr. Der Gorch-Fock-Weg ist jetzt durchgängig befahrbar. Das hat auch einen Vorteil, wenn die Straße einmal fertig ist: Die Müllabfuhr kann dann fast alle Grundstücke anfahren. Auf Privatwegen ohne Befestigung und ohne Wendemöglichkeit ist das nicht vorgesehen. Die Mülltonnen müssen zu Abholpunkten gebracht werden.
Die Tempo-Bremse wird von den Anwohnern begrüßt. Grundsätzlich wollen sie sich nicht um ihren Anteil drücken, betonen sie immer wieder. Aber es schmerzt, wie ihre Straße kaputtgefahren wurde, sagen sie. Und weil im städtebaulichen Vertrag steht, dass der Grundzustand der Straße wiederhergestellt werden muss, hoffen sie zumindest auf eines: Das Geld, das die Wiederherstellung gekostet hätte, könnte mit den Kosten für den Neubau verrechnet werden.