TTheater in der Wohlerster Kartoffelscheune: Hier heißt es im Sommer Vorhang auf

In der Kartoffelscheune findet der große Auftritt statt. Jetzt im Sommer ist sie leer und bietet Platz für eine großzügige Bühne. Foto: Fehlbus
Nicht im Ochsenstall, aber in einer Scheune gehen vom 5. Juli bis zum 7. Juli einmal täglich die Scheinwerfer an. Die Theatergruppe Wohlerst spielt immer im Sommer - aus einem einfachen Grund.
Wohlerst. Die Bühne ist fertig. Voll erleuchtet fällt der Blick gleich auf das Herzchen in der Holztür. Hier ist alles mit Liebe gemacht. Geprobt wird noch ohne Kostüme. Und auch sonst wollen sie nicht zu viel verraten. „Es sollen ein paar Überraschungen bleiben“, sagt Christa Augustin.
Proben für die Premiere am 5. Juli laufen auf Hochtouren
Plattdeutsch wird auf der Bühne gesprochen. Der Text sitzt schon gut, nur ganz selten muss sich Frauke Höper aus dem Flüsterkasten melden und ein Wort als Erinnerungsstütze geben. Es wirkt, als könne es morgen losgehen. Aber bis Freitag, 5. Juli, ist noch Zeit. Um 20 Uhr findet dann die Premiere statt. Am Sonnabend, 6. Juli, um 20 Uhr und am Sonntag, 7. Juli, ab 17 Uhr werden die acht Schauspieler in weiteren Vorführungen ihr Bestes geben.
Platz für Kultur in der Kartoffelscheune
Am ungewöhnlichsten an der Aufführung ist der Ort. Die meisten Laien-Theatergruppen treten - vorzugsweise in der dunklen Jahreszeit - auf Bühnen in Gaststätten und Dorfgemeinschaftshäusern auf. Die Wohlerster haben ihre Heimat in der Kartoffelscheune von Sandra und Peter Niemann an der Hauptstraße gefunden. „Theoter in‘ne Schüün“ heißt es immer im Sommer. Und das hat den einfachen Grund, dass die Kartoffeln jetzt im Boden und nicht in der Scheune sind. Da bleibt Platz für Kultur.
Tafeln weisen auf Wohlerster Saisonhöhepunkt hin
Die Einfahrt ist ausgeschildert, Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Die Aufführungen der Theatergruppe sind längst kein Geheimtipp mehr, die Vorstellungen gut besucht. Seit ein paar Wochen stehen die Schilder wieder im Dorf.

Theoter in'ne Schüün: Der Name ist Programm. Es wird im Juli gespielt. Foto: Fehlbus
Wer durch den Ort fährt, erfährt gleich vom Wohlerster Saisonhöhepunkt. Die wiederverwendbaren Tafeln sind rustikal an alten Weidepfählen aus Eiche befestigt.
Im Theaterstück geht es um den Zuchtbullen Bruno
Die Geschichte, die die Wohlerster Theatergruppe diesmal auf die Bühne bringt, ist ein Dreiakter von Jonas Jetten, ins Plattdeutsche übersetzt von Wolfgang Binder. Hauptperson ist Paul Hartmann, ein Landwirt und Hobbymaler, der seinen Hof heruntergewirtschaftet hat. Die Pleite kann kaum noch abgewendet werden. Da kommt als vermeintlich letzte Rettung Bruno auf den Hof, ein neuer Zuchtbulle. Doch der weigert sich, die Arbeit zu erledigen, die von ihm erwartet wird.
Und dann fallen kurz vor der Schau die Models aus
Auch mit der Malerei kommt Paul Hartmann finanziell nicht weiter. Sein letztes Bild, in das er seine Hoffnungen gesetzt hat, wird schließlich von Bruno zerstört. Da hat Franz, ein Freund von Paul, die Idee mit der Modenschau im Ochsenstall. Das klingt nach einem guten Plan, doch als es endlich so weit ist, fallen die Models aus. Sie müssen kurzfristig ersetzt werden. Damit gerät alles aus den Fugen.
Pauls Frau und die Nachbarinnen sorgen für Trubel. Außerdem soll Paul noch eine Halbschwester haben, und prompt melden sich gleich mehrere.
Plattdeutsche Sprache eine bildungsrelevante Kompetenz
Das Chaos ist perfekt und wird mit viel Humor verarbeitet. Dafür sorgen neben Christa Augustin die Akteure Sandra Höft, Jessica Augustin, Inken Höper, Laura Fitschen, Eik Höper und Hans-Jürgen Tobaben. Ihr Einsatz hilft, die plattdeutsche Sprache lebendig zu halten. Laut Wissenschaftlern der Universität Oldenburg handelt es sich um eine bildungsrelevante Kompetenz, neben Hochdeutsch auch Plattdeutsch sprechen zu können, was auch an Schulen mehr Anerkennung bekommen sollte.
Wer plattdeutsches Theater liebt, bekommt die Lachgarantie gleich mit serviert. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Einlass ist jeweils eine Stunde vor der Aufführung. Die Eintrittskarten für 4 Euro für Kinder und 8 Euro für Erwachsene müssen vorab telefonisch unter 04166/260 oder per Mail an theater.inderscheune@ewe.net reserviert werden. Anmeldeschluss ist Dienstag, 2. Juli.