TTiny House: Kleines Heim mit großen Missverständnissen

Viel Andrang beim Tag des offenen Tiny Houses auf dem Campingplatz Rechtenfleth. Foto: Iven Foto: Iven
Auf dem Campingplatz Rechtenfleth wurde das erste Tiny House vorgestellt. Das Interesse fürs kleine Haus war riesig. Doch noch fragen sich viele: Wie kann es eigentlich genutzt werden? Auf jeden Fall regen die Unterkünfte die Fantasie an.
Hagen. Ein älteres Ehepaar fährt im Mini auf den Campingplatz Rechtenfleth. „Wo geht es hier zu den ,Tini-Häusern‘?“, fragt der Fahrer mit einer deutschen Aussprache des englischen Wortes „Tiny“, das eigentlich eher wie „teini“ ausgesprochen wird. Eine Szene, die vielleicht sinnbildlich für die Tiny Houses in Deutschland ist.
Tag der offenen Tür: Wer interessiert sich für ein Tiny-House?
Interesse an den neuartigen Unterkünften ist hierzulande durchaus vorhanden, doch es herrscht noch das eine oder andere Missverständnis. Zum Tag der offenen Tür beim ersten Tiny House auf dem Campingplatz Rechtenfleth war der Zuspruch riesig. Dutzende Besucher wollten sich das erste kleine Musterhaus auf dem Platz direkt an der Weser anschauen. Sie hätten auf jeden Fall nicht alle gleichzeitig reingepasst. Selbst die Veranstalter waren über die Resonanz etwas positiv überrascht.

Zum Tag der offenen Tür wurde das Tiny House in Rechtenfleth noch einmal ordentlich dekoriert. Foto: Iven
Das größte Missverständnis beim Thema Tiny House ist immer noch: Viele Leute glauben, dass sie darin dauerhaft leben sollten oder müssten. Dabei werden die kleinen Häuser vor allem als Ferienhäuser genutzt oder vermietet. Damit stehen sie irgendwo zwischen Wohnwagen und Ferienhäuschen. Im Vergleich zu diesen unterschiedlichen Unterkünften findet mancher Besucher den Preis ab 80.000 Euro aufwärts entweder günstig oder vielleicht doch relativ hoch.

Highlight des Tiny Houses ist ein großes Bullauge, dass einen Blick auf die Weser erlaubt. Foto: Iven Foto: Iven
Bei den interessierten Besuchern handelt es sich zum größten Teil um Senioren. Bei ihnen spielen verschiedene Fragen mit rein. Will man sich im Alter verkleinern? Wie wäre es mit einer Tiny-House-Siedlung für Senioren, um in der Gemeinschaft zu leben? Deutlich ist zu spüren: Das Tiny House regt die Fantasie an.
Lokalpolitik
T Hammah bekommt neue Bauplätze – auch für Tiny Houses?
Man beginnt auch darüber nachzudenken, wie viel Dinge man eigentlich in seiner Wohnung stapeln möchte. Und was kann eventuell entsorgt werden. Überhaupt sollte vielleicht wieder mal ausgemistet werden.
Gerade bei den älteren Interessenten wird aber auch deutlich: Sie möchten eigentlich nicht wirklich die schmale Treppe hochklettern, um sich oben in eine flache Schlafkoje auf der Zwischendecke zu quetschen. Fazit vieler Senioren: für den Urlaub vielleicht schon, aber auf Dauer eher nicht.

Der Schlafbereich auf der Zwischendecke ist gemütlich, aber auch etwas flach. Foto: Iven
Die Besucher kommen aus Bremen oder Bremerhaven oder sogar aus Hagen. Auch einige Dauercamper vom Campingplatz sind dabei. Neugierig macht das Tiny House auf jeden Fall. Außerdem stellt es auch noch ein schönes Ausflugsziel dar.
Die Besitzerin eines angrenzenden Stelzenhauses macht sich Sorgen, dass die kleinen Unterkünfte vielleicht ihre Aussicht versperren könnten. Doch dafür sind die Tiny Houses wirklich zu klein. Außerdem werden sie jetzt wohl nicht gleich wie Pilze aus dem Boden schießen.

Das Tiny House verfügt über ein eigenes Badezimmer. Foto: Iven
Denn der Campingplatz selbst verpachtet nur die Fläche, wird aber selbst keine Tiny Houses kaufen. Die Verantwortlichen haben noch ausreichend mit ihren eigenen Projekten zu tun wie dem Neubau der Sanitäranlagen.
Weitere Tiny Houses wird es also erst geben, wenn sie von Privatleuten oder Vermietern gekauft werden. Tatsächlich sollen bereits zwei Flächen auf dem Campingplatz von ernsthaften Interessenten vorgemerkt worden sein. Die durchsichtige Box, in der weitere Interessenten Zettel mit ihren Kontaktdaten hinterlassen haben, ist am Ende des Tages ziemlich voll.
Das Tiny House: Probieren geht über Studieren
Doch egal, ob Dauerwohnen oder Ferienhaus: Das Tiny House macht schon Lust, es einfach einmal auszuprobieren.