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Rechtsmedizin

TTod im Moor: Auf ihrem Tisch landen Moorleichen

Die restaurierte Moorleiche "Mann von Bernuthsfeld" in einer Vitrine der Dauerausstellung rund um "Bernie" im ostfriesischen Landesmuseum von Emden.

Die restaurierte Moorleiche "Mann von Bernuthsfeld" in einer Vitrine der Dauerausstellung rund um "Bernie" im ostfriesischen Landesmuseum von Emden. Foto: Wagner/dpa

Die Anthropologin Eilin Jopp-van Well (52) ist eine bekannte Expertin für Tote aus dem Moor. Das sagt sie über Funde und ihre Arbeit.

Von Vanessa Grell Mittwoch, 01.11.2023, 15:05 Uhr

Hamburg/Cuxhaven. Seit 2000 arbeitet Eilin Jopp-van Well am Institut für Rechtsmedizin in Hamburg im Arbeitsbereich Forensische Anthropologie und Archäologie. Ihr Spezialgebiet ist die Untersuchung von Moorleichen. "Forensische Anthropologen können helfen, unbekannte Tote zu identifizieren oder vermisste Personen zu finden, die möglicherweise Opfer einer Gewalttat wurden", erklärt Jopp-van Well.

Dieser Teil ihrer Arbeit fasziniert die Expertin besonders. Doch bevor die 52-Jährige diesen Berufsweg einschlug, erlernte sie nach Auslandsaufenthalten in den USA und Südafrika das Tischlerhandwerk. "Ich habe mich nach der Tischlerlehre aus verschiedenen Gründen für ein Studium entschieden. Ich habe dann in Hamburg Anthropologie und Ur- und Frühgeschichte studiert."

Das Besondere an den Leichen im Moor ist, dass sie konserviert werden. Allerdings sieht nicht jede Moorleiche gleich aus. Denn es gibt die Niedermoorleichen, die zumeist Skelettmoorleichen sind und nur selten in Norddeutschland gefunden werden. Und dann gibt es die Hochmoorleichen, bei denen auch die Weichgewebe vorhanden sind, legt Jopp-van Well dar. "Wenn eine Leiche im Moor gefunden wird, sollte man prinzipiell immer zuerst die Polizei informieren. Außerdem wäre es gut, wenn die örtlich zuständige Bodendenkmalpflege oder zuständige Landesarchäologie durch die Polizei über den Fund informiert wird", so die 52-Jährige.

Wie gelangen die Leichen in das Moor?

Laut der Expertin ist dies eine Frage der Interpretation der Funde und Befunde. Je nach Zeitgeist werden die Umstände, unter denen Moorleichen ins Moor gelangt sind, neu interpretiert. "Meiner persönlichen Meinung nach spricht vieles dafür, dass es sich bei den meisten Funden um Altbestattungen oder verunglückte Personen handelt. Nur in wenigen Fällen kann man davon ausgehen, dass die Person gewaltsam zu Tode gekommen ist, zum Beispiel durch Selbstmord", so Eilin Jopp-van Well.

Wenn die 52-Jährige eine Moorleiche untersucht, rekonstruiert sie zunächst die Fundgeschichte anhand der noch vorhandenen Unterlagen und dokumentiert den Zustand der Leiche. Danach werden die Moorleichen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit verschiedenen bildgebenden Verfahren untersucht. Außerdem versuchen die Anthropologen, ein "biologisches Profil" zu erstellen. "Das bedeutet, dass neben Alter und Geschlecht versucht wird, möglichst viele Informationen über die Person und ihr Leben in Bezug auf Ernährung und Krankheiten zu erhalten", erklärt Jopp-van Well.

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