TTödlicher Unfall hinterlässt Wischhafener Familie in Not

René Dieckmann überlebte den Unfall in Balje nicht. Foto: Polizei
Der 36-jährige René Dieckmann ist tot. Kürzlich riss ihn ein schwerer Autounfall in Balje aus dem Leben. Zurück bleiben seine Ehefrau, die beiden Kinder und viele Sorgen, vor allem finanzielle. Wie die Familie das Unglück erlebt hat - und wie Freunde helfen wollen.
Wischhafen. In dem Einfamilienhaus aus rotem Backstein in der Schmiedestraße in Wischhafen sind die Umzugskartons gerade ausgepackt. Die Räume sind frisch gestrichen, das hat René Dieckmann, der früher Maler war, vor wenigen Wochen im Urlaub noch alles selbst gemacht - für die 13-jährige Tochter, den sechsjährigen Sohn und seine Frau: „Wir haben uns hier unseren großen Traum erfüllt, ein Eigenheim“, sagt Mareike Dieckmann.
Am 27. Oktober ist die Familie hier eingezogen. Zusammen mit sehr guten und vertrauten Freunden sitzt Mareike Dieckmann nun um den Tisch im Wohnzimmer, die Kinder sind im Obergeschoss. Immer wieder tritt Stille ein. Einer fehlt - für immer. Mareike Dieckmann zeigt Fotos auf ihrem Handy.
Kinderbetreuung: Er tagsüber, sie nachts
17 Jahre lang sind sie und René ein Paar. Vor acht Jahren heiraten sie standesamtlich in Freiburg. Er nimmt ihren Nachnamen an, hält zuvor bei den Schwiegereltern um die Hand der Tochter an. „Er war da ganz alte Schule“, erzählt Mareike Dieckmann und lächelt. „Wir hatten alles wirklich gut geplant. Wir waren ein gutes, eingespieltes Team“, sagt sie immer wieder.
Sie arbeitet tagsüber in einem Supermarkt in Drochtersen. Nachts ist René Dieckmann seit kurzem als Transportfahrer im Elbe-Weser-Raum unterwegs. „Mein Mann war tagsüber für die Kinder da, ich abends und nachts. Wir hatten das wegen der Kinderbetreuung so eingependelt.“ Als Mareike Dieckmann am 13. November morgens zur Arbeit will, kontaktiert sie ihren Mann wie gewohnt auf dem Handy. Mehrfach. Es kommt keine Antwort. Sie fährt zur Arbeit, hat ein ungutes Gefühl - „er hat sich immer gemeldet“. Sie hört von einem Unfall, bittet Angehörige, die Krankenhäuser abzutelefonieren. Dann ruft sie bei der Polizei an. Die Beamten sagen, ein Streifenwagen werde vorbeikommen. In dem Moment weiß Mareike Dieckmann Bescheid.
René Dieckmann verunglückte in dieser Nacht in Balje. Nach Polizeiangaben war er mit seinem Kleintransporter aus Neuhaus kommend in Richtung Hörne auf der L111 unterwegs, als sein Fahrzeug von der Fahrbahn abkam und mit einem Baum kollidierte. 65 Rettungskräfte und Ärzte kämpften um sein Leben, ein Rettungshubschrauber landete - doch der Familienvater erlag noch am Unfallort seinen schweren inneren Verletzungen.

Mareike Dieckmann mit ihrem Ehemann René. Er verunglückte am 13. November tödlich in Balje. Die Mutter weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Foto: privat
Die Zukunft der Familie ist ungewiss
Mareike Dieckmann hat kaum Zeit zu trauern. Sie fragt sich, wie es weitergehen soll. Zuvor lebte die Familie in einer Mietwohnung in Freiburg, die muss in wenigen Wochen noch übergeben werden. Für den Kauf des Häuschens haben die Dieckmanns einen Kredit aufgenommen. Eine Lebensversicherung gebe es nicht, sagt Mareike Dieckmann - „das wollten wir noch in Angriff nehmen, wenn wir hier angekommen sind“. Es gebe eine Unfallversicherung, wie hoch die ausfällt, weiß Mareike Dieckmann nicht.
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Vor allem die 13-jährige Tochter leide sehr. „Vergangenes Jahr starb der Opa, jetzt der Vater. Sie ist ein Papa-Kind, war immer Papas kleine Prinzessin“, erzählt die Mutter. Die Tochter habe schon gefragt: „Mama, wir bleiben doch hier?“ Mareike Dieckmann will, aber sie weiß es nicht. Der Verdienst des Partners fehlt jetzt. Sie habe monatlich mehr als 1000 Euro Abtrag zu zahlen, dazu kämen laufende Verbrauchskosten für Heizung und Strom, für das Auto, das sie für den Weg zur Arbeit benötigt. Tochter und Sohn gehen in Freiburg zur Schule. Die Mutter überlegt, ob für den Sechsjährigen, der zurzeit in die erste Klasse geht, zum Sommer ein Schulwechsel nach Wischhafen möglich ist. „Wischhafen bietet eine Betreuung bis 16 Uhr.“
Mehr als 370 Menschen spendeten bereits für die Beisetzung
Mareike Dieckmanns beste Freundin Charlene Hamann hat kurz nach dem Tod von René einen Spendenaufruf im Internet gestartet, um vor allem erst einmal Geld für die Beisetzung zusammenzubekommen. „Von uns ging leider viel zu früh ein wundervoller Ehemann, ein stolzer Vater, ein bester Freund und ein unglaublich toller Mensch“, heißt es in dem Spendenaufruf. 12.000 Euro sollten zusammenkommen. Vor wenigen Tagen waren es rund 10.800 Euro. Mehr als 370 Menschen haben gespendet, darunter auch viele, die Mareike Dieckmann gar nicht kennt, viele spenden anonym.
Die Beisetzung beginnt am Sonnabend, 25. November, um 12 Uhr in der Kapelle auf dem Wischhafener Friedhof.
Der Freundeskreis hat nun einen weiteren Spendenaufruf gestartet, um so viel Geld wie möglich zusammenzubekommen, damit die Familie im neuen Zuhause bleiben kann.