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Frauenfußball

TTorjägerin Laura Hellwege: „Eine der Blindesten bei O/O“

Laura Hellwege durfte in dieser Saison schon 22 Mal jubeln.

Laura Hellwege durfte in dieser Saison schon 22 Mal jubeln. Foto: Schmietow (FuPa)

Die 23-Jährige vom FC Oste/Oldendorf trifft auch in dieser Saison, wie sie will. Wie ihre unglaubliche Torausbeute zustande kommt - und warum ohne Kontaktlinsen nichts geht.

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Von Tom Stahmann
Donnerstag, 19.12.2024, 14:33 Uhr

Estorf. Wer die Spielberichte im TAGEBLATT über die Landesliga Lüneburg der Frauen liest, dem begegnet ein Name jede Woche. Bei den Torschützinnen des FC Oste/Oldendorf taucht dieser Name eigentlich immer auf, meistens mehr als einmal: Laura Hellwege.

Ihre Torausbeute begleitet sie als Gesprächsthema bis auf die Arbeit. Sogar ihre Mutter werde quasi jede Woche auf dem Wochenmarkt darauf angesprochen, erzählt die 23-Jährige. „Die Laura hat ja wieder getroffen“, heißt es dann.

Hellwege hat bessere Quoten als Harry Kane

Nach nur 13 Spielen hat sie schon 22 Tore erzielt und 10 weitere vorbereitet. Statistisch liefert Hellwege also alle 35 Minuten eine Torbeteiligung. Zum Vergleich: Top-Stürmer Harry Kane schafft in der Bundesliga im Schnitt alle 50 Minuten ein Tor oder eine Vorlage.

Dabei hat Hellwege ein kleines Handicap. „Ich habe sehr schlechte Augen.“ Ohne ihre Kontaktlinsen sei sie aufgeschmissen. Ohne sie müsse sich Hellwege beispielsweise eine Zeitung direkt vor die Nase halten, um daraus lesen zu können.

„In der Mannschaft gehöre ich zu den Blindesten“, sagt die 23-Jährige und lacht. Für Stürmer ist diese Bezeichnung normalerweise abwertend - doch Hellwege trifft und trifft.

Während sie das auf dem Platz nicht aufhält, hat es auf ihre berufliche Karriere Einfluss genommen. „Für die Polizei war ich zu blind“, sagt Hellwege. Stattdessen ging sie einen anderen Weg. Sie arbeitet als Verwaltungsfachangestellte beim Landkreis. Die Arbeit sei sehr vielfältig. Da sei es nicht schlimm, dass sie auf die Polizeilaufbahn verzichten musste.

Trotz Manndeckung nicht zu stoppen

Nur sechs Tore fehlen ihr, dann hat sie bereits so viele Tore erzielt wie in der Vorsaison. „Dabei mache ich dieses Jahr gar nicht viel anders“, sagt Hellwege. Sie stört die Gegnerinnen früh, provoziert so Fehler, nimmt am eigenen Kombinationsspiel teil und versteckt sich nicht, wie es manch ein Stürmer tut. „Ich werde meistens auch einfach gut in Szene gesetzt“, sagt Hellwege. Ohne ihre Mitspielerinnen sähe ihre Torausbeute anders aus.

Die Stürmerin ist von den Gegnern schwer im Zaum zu halten. Gegen den TSV Apensen wird Hellwege 70 Minuten lang in Manndeckung genommen. Dennoch gelingen ihr drei Treffer. Besonders bei Ecken und Freistößen steht die Stürmerin aufgrund ihrer Körpergröße von 1,81 Metern unter besonderer Bewachung. „Dabei bin ich gar nicht so kopfballstark“, gesteht Hellwege.

Auch neben dem Platz übernimmt die 23-Jährige zunehmend Verantwortung im Team. Sie ist Getränkewartin, organisiert den Kleinbus für Auswärtsfahrten und pflegt das Mannschaftsprofil im TAGEBLATT-Portal fupa.net. „Seit Sommer bin ich auch im Mannschaftsrat“, sagt Hellwege. Diese Verantwortung übernehme sie gerne.

Hellwege liefert sich Tor-Duell mit ihrem Bruder

Die Topstürmerin fühle sich bei O/O unfassbar wohl. Sie liebe es, in einem echten Dorfverein zu spielen und ihre Familie und Freunde nah bei sich zu haben. Anfragen von Vereinen aus höheren Ligen habe es in der Vergangenheit durchaus gegeben, sagt Hellwege. „Gereizt hat es mich aber nie.“

Einen Wechselwunsch hat sie aber dennoch: „Ich will noch einmal mit meinem Bruder zusammenspielen.“ Tim Hellwege, ebenfalls Stürmer, spielt aktuell bei der SG Freiburg/Oederquart. Als er noch ein Kind war, musste seine kleine Schwester oft beim Training zuschauen.

„Irgendwann wollte ich dann auch mal mitspielen.“ Das war 2007, als Laura mit dem Fußballspielen angefangen hat. Da spielten Bruder und Schwester letztmals zusammen.

Heute wetten die Geschwister, wer mehr Saisontore schießt. Da zieht Tim Hellwege meist den Kürzeren. „Bisher hat er immer verloren“, sagt Laura Hellwege. Bei ihren 101 Toren in vier Spielzeiten verwundert das nicht. Wer so viele Tore schießt, verdient sich normalerweise einen Spitznamen. Die 23-Jährige hat bisher keinen. „Ich bin einfach Laura.“

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