TTourismus: Warum es Urlauber an die Nordsee zieht - und warum nicht

Barrierefreiheit ist eines der Zukunftsthemen, die der aktuelle Nordsee Tourismus Report identifiziert hat. Denn diese betrifft nicht nur Menschen, die zum Beispiel eine körperliche Einschränkung haben, sondern auch Familien mit Kind und Kinderwagen. Foto: Bodo Marks
Mit welcher Erwartung kommen Urlauber an die deutsche Nordseeküste? Welche Wünsche haben sie und wie gerne kommen sie überhaupt noch in die Region? Diese Fragen beleuchtet der aktuelle Nordsee Tourismus Report.
Nordsee. Zum dritten Mal hat die Pathfinding AG in Kooperation mit dem Marktforschungsspezialisten MiiOS den Tourismus an der deutschen Nordseeküste untersucht. Und bei der Befragung von rund 7500 Personen unter anderem Fragen geklärt, warum Touristen überhaupt an der Nordsee Urlaub machen wollen und welche Trends in die Zukunft wichtig werden. Holger Herweg, Vorsitzender der in Oldenburg ansässigen Pathfinding AG, stellte die Ergebnisse gemeinsam mit Niklas Haupt, Markt- und Trendforscher von MiiOS, vor.
Weniger Besucher zieht es an die Nordsee
Wichtigste Nachricht für alle Touristiker: Die Zahl der Menschen, die es zum Urlaub an die Nordsee zieht, ist rückläufig. Im aktuellen Befragungsjahr waren nur noch 32 Prozent der Befragten in der Region im Urlaub oder planen dies aktuell. Für das kommende Jahr sogar nur noch 28 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 36 Prozent. Diese Entwicklung führt Haupt unter anderem darauf zurück, dass nach der Corona-Pandemie der Trend wieder hin zu Reisezielen im Ausland gehe.
Dies gelte allerdings ebenso für die Nachbarn in Dänemark und den Niederlanden sowie die deutsche Ostseeküste. Das verschärfe die Konkurrenz zwischen den einzelnen Regionen zusätzlich.
Wer kommt als Urlauber in die Region?
Ein Blick auf den Durchschnittsurlauber an der deutschen Nordseeküste mache deutlich, so die Studie, dass es weiterhin vor allem Gäste aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen seien, die zum Urlaub in die Region kommen. Vor allem aus den dortigen Metropolen ziehe es einkommensstärkere Familien mit Kindern zum Urlaub an die Nordseeküste. Der klassische „Nicht-Urlauber“ sei hingegen im Schnitt etwas älter, 49 statt 47 Jahre, eher aus Baden-Württemberg oder Bayern, aus dem ländlichen Raum und führe einen eher einkommensschwachen Haushalt ohne Kinder.
Wer kommt, kommt auch gerne wieder
Grund zur Freude biete aber die Loyalität der Urlauber: 55 Prozent von ihnen wollen nach einem Besuch wiederkommen.
Besonders die rückläufige Zahl der Urlauber sehen Haupt und Herweg als einen Hebel, an dem Gemeinden und Touristiker nun ansetzen müssen, um dem Trend etwas entgegenzusetzen. „Der Aufbau einer starken Marke inklusive entsprechender Marketingmaßnahmen kann hier helfen“, so Haupt. Denn jede Region habe ihre Stärken und Werte, mit deren Hilfe denen sie sich profilieren könne. Als Beispiele nannte Haupt hier Schwerpunkte wie Nachhaltigkeit, Abenteuer oder Exklusivität.
Barrierefreiheit ein Thema der Zukunft
Einen besonderen Fokus legte die Studie in diesem Jahr auf Barrierefreiheit. Denn obwohl „nur“ 17 Prozent der Befragten angaben, eine körperliche oder geistige Einschränkung zu haben, war das Thema Barrierefreiheit für 34 Prozent der Teilnehmer von Bedeutung. „Ein Wert, der mich persönlich überrascht hat“, so Herweg. Gemeinsam mit Regina Hillmann, Expertin im Umgang mit Menschen mit Behinderung, erklärte Herweg die Zahl. „Auch die Familie mit Kinderwagen ist in ihrer Mobilität eingeschränkt oder auch ältere Menschen“, so Hillmann.

Der Trend zum Urlaub an der Nordsee, hier in Spieka-Neufeld, geht, zurück. Foto: Arnd Hartmann
Leider sei es aber über gängige Buchungsportale immer noch schwierig, barrierefreie Unterkünfte überhaupt zu finden. Ein Thema, dem sich Touristiker dringend annehmen müssten. Gleiches gelte für den Fachkräftemangel, den in diesem Jahr 53 Prozent der Befragten wahrgenommen haben. Im Vorjahr waren es nur 40 Prozent gewesen.