Zähl Pixel
Schwimmsport

TTrainermangel: Wie Stades Nachwuchs trotzdem auf Topniveau schwimmt

Der Stader SV bildet immer wieder talentierte Schwimmerinnen und Schwimmer aus.

Der Stader SV bildet immer wieder talentierte Schwimmerinnen und Schwimmer aus. Foto: Verein

Der Stader SV hat ein Problem. Nur eine Trainerin kümmert sich um die Wettkampfgruppen. Die Schwimmerinnen und Schwimmer liefern trotzdem ab, wie Käte Ehlers und Merle Günther.

author
Von Tom Stahmann
Mittwoch, 11.06.2025, 05:50 Uhr

Stade. Egal ob bei Landesmeisterschaften oder Norddeutschen Meisterschaften: Immer wieder schwimmen Kinder und Jugendliche des Stader Schwimmvereins unter den Besten in Niedersachsen, teilweise in ganz Deutschland mit.

Um dieses Niveau zu erreichen, braucht es Training. Und davon nicht zu wenig. Käte Ehlers aus der Wettkampfgruppe 1 trainiert beispielsweise fünfmal pro Woche, Merle Günther viermal pro Woche. Hinzu kommen Wettkämpfe. Ehlers ist 15, Günther 10 Jahre jung, beide müssen Schule und Training unter einen Hut bekommen. Doch warum tun sich die Beiden das an?

Ehlers vertritt den Landkreis Stade bei Norddeutschen Meisterschaften

„Es ist schön, sich anzustrengen“, findet Käte Ehlers. Dass nicht viel Freizeit abseits des Trainings bleibe, störe sie nicht. Sie liebe es, sich auf Wettkämpfen zu messen und die Gemeinschaft zu erleben. Warum ihr das Schwimmen so sehr gefällt? „Bewegung an Land ist doof.“

Käte Ehlers konnte im vergangenen Jahr dreimal die offene Wertung bei den Bezirksmeisterschaften gewinnen.

Käte Ehlers konnte im vergangenen Jahr dreimal die offene Wertung bei den Bezirksmeisterschaften gewinnen. Foto: Verein

Zudem ist die 15-Jährige äußerst erfolgreich: Vom 15. bis 18. Mai war sie bei den Norddeutschen Meisterschaften die einzige Vertreterin aus dem Landkreis Stade. Mit einer neuen persönlichen Bestzeit über 50 Meter Rücken und einer guten Leistung über 100 Meter Rücken belohnte Ehlers sich mit dem 5. Platz. Bei den Landesmeisterschaften schwamm sie in sieben von acht Disziplinen in die Top 10, fünfmal knackte sie ihre persönliche Bestmarke.

Auch für Merle Günter ist das Schwimmen ein guter Ausgleich zur Schule. Ihr Training hat sich in dieser Saison ausgezahlt. Mit der Teilnahme an der Landesjahrgangsmeisterschaft erfüllte sie sich eines ihrer großen Ziele. Auch sie konnte viele persönliche Bestzeiten schwimmen. Dass beide so erfolgreich sind, hängt auch eng mit ihrer engagierten Trainerin zusammen.

Eine Trainerin für 30 Kinder

Heike Soltau ist für die Gruppen von Ehlers und Günther zuständig. Sie leitet die Einheiten, schreibt allen Schwimmerinnen und Schwimmern individuelle Trainingspläne, kontrolliert, gibt Feedback. Das macht sie quasi im Alleingang - für über 30 ambitionierte Kinder und Jugendliche. Bei Sportarten wie im Fußball mag das noch in Ordnung gehen. Beim Schwimmsport, speziell auf Leistung, kommt es jedoch umso mehr auf das individuelle Training an.

Egal wie groß der Wettkampf ist: Für Merle Günther ist schon die Teilnahme das Highlight.

Egal wie groß der Wettkampf ist: Für Merle Günther ist schon die Teilnahme das Highlight. Foto: Verein

„Heikes Feedback ist unfassbar wichtig für uns“, sagt Ehlers. Ihre Trainerin ist jeden Tag in der Woche im Einsatz. Auch bei Wettkämpfen ist Soltau als Ansprechpartnerin und Bezugsperson gefragt. „Sie gibt den Kindern Sicherheit“, sagt Merle Günthers Mutter Annika.

Sie ist eine der vielen engagierten Eltern, die ihre Kinder an den Wochenenden kilometerweit durch die Republik fahren, damit sie bei den Wettkämpfen dabei sein können. Auch um Organisation rund um die Veranstaltung, Hotel und Verpflegung kümmern sich die Eltern. Es sei manchmal schwer, den Überblick zu behalten, was das Kind schwimmt, wann es schwimmt.

Wenn es dann aber um Schwimmtechnik oder Training geht, seien fast alle Eltern überfragt. „Unsere Eltern haben wenig Ahnung vom Schwimmen“, sagt Käte Ehlers. Umso wichtiger wird die Arbeit ihrer Trainerin. Gleichzeitig wird es umso problematischer, dass sie alleine dasteht.

Vorstand strebt Verstärkung zur nächsten Hallensaison an

„Ich habe größten Respekt vor Heikes Arbeit“, sagt Matthias Großer, der 1. Vorsitzende des Stader SV. Wenn Soltau einmal wegbreche, stünde man ohne Alternative da. Selbst der 1. Vorsitzende betreut notgedrungen eine der Masters-Gruppen als Trainer.

Schon seit Anfang des Jahres sucht der Verein nach neuen Trainern. Die könnten aus den verschiedensten Bereichen kommen, so Großer. „Wir brauchen eine zweite Kraft“, sagt er. Normalerweise entstünden Trainer aus dem Verein heraus. Der Stader SV habe in der jüngeren Vergangenheit junge Schwimmer und auch Triathleten zu Trainern ausgebildet. Die seien jetzt aus diversen Gründen nicht mehr da.

„Heike und die Kinder würden von einer Verstärkung profitieren“, sagt Großer. Für die Freibadsaison habe man eine vereinsinterne Lösung gefunden, bis zur kommenden Hallensaison wolle man den Trainerstab verstärken. „Bis dahin freuen wir uns über jede Bewerbung“, sagt Großer.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel