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TPastorin findet Traumjob bei der Bundeswehr – Geht das?

Einsatz für die Friedensbewegung und Arbeit beim Militär: Das ist für Pastorin Uta Ihrke-Buchroth kein Widerspruch.

Einsatz für die Friedensbewegung und Arbeit beim Militär: Das ist für Pastorin Uta Ihrke-Buchroth kein Widerspruch. Foto: Weselmann

Von der Buxtehuder Kirchengemeinde in die Rotenburger Kaserne: Uta Ihrke-Buchroth hat eine neue Herausforderung angenommen. Was die Pastorin zur Bundeswehr verschlagen hat - und warum sie ihren Traumjob gefunden hat.

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Von Fenna Weselmann
Montag, 12.02.2024, 17:35 Uhr

Buxtehude. Im vergangenen September hat Dr. Uta Ihrke-Buchroth das Militärpfarramt in Rotenburg (Wümme) übernommen. Die ersten Monate ist die ehemalige Pastorin von St. Paulus noch von Buxtehude zu ihrem neuen beruflichen Wirkungsort im Nachbarkreis gependelt. Nun sind sie und ihr Mann mit den beiden Kindern nach Rotenburg gezogen. „Mir ist schnell klar geworden, dass der Arbeitsradius doch sehr groß ist und ich vor Ort sein muss, um der Familie und den Bedürfnissen der Soldaten gerecht zu werden“, so die 44-Jährige zu der Entscheidung.

Ehemann will sich im neuen Kirchenkreis einbringen

Für Uta Ihrke-Buchroth ist der Wechsel ins Militärpfarramt nach Rotenburg „ein Weg nach vorn, aber auch ein Heimkommen“, wie sie sagt. „Meine Vikariatszeit in Scheeßel hat mich sehr geprägt und ich kehre gerne in die Region zurück.“

Andacht im Feld: Pastorin Uta Ihrke-Buchroth mit ihrem katholischen Kollegen Thomas Nuxoll

Andacht im Feld: Pastorin Uta Ihrke-Buchroth mit ihrem katholischen Kollegen Thomas Nuxoll Foto: Angelique Maack

Ehemann Klaus-Jürgen Buchroth wird in ihrem ersten Kirchenkreis mit offenen Armen empfangen. Der Kantor hängt zwar an der Horneburger Gemeinde, wo er inzwischen einen großen Chor aufgebaut hat, aber die Zeichen stehen dennoch auf Abschied. „Als Kirchenmusiker kann ich mich überall, wo wir uns niederlassen, sofort einbringen. Das ist natürlich schön“, erklärt er.

Mehr Gestaltungsfreiheit und ein passendes Team

Der Arbeitsalltag von Uta Ihrke-Buchroth hat sich deutlich verändert. Das fängt bei den Gottesdiensten an. Die sind an zwei Standorten jeweils einmal im Monat - freitags mit Dienstbeginn der Truppe um 7.30 Uhr - und bewusst „kurz, knackig und frisch“ gehalten. Mit diesem „Boxenstopp“, wie sie es nennt, können Soldaten auftanken vom Alltag und gestärkt ins Wochenende gehen.

Die Gottesdienste sind ökumenisch, immer gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen Thomas Nuxoll. „Wir verstehen uns blind und bilden mit unseren beiden Pfarrhelferinnen ein tolles Team. Das macht viel aus, wenn das passt“, erzählt Uta Ihrke-Buchroth. In der Arbeit habe sie wieder viel mehr Gestaltungsfreiheit. „Ich fühle mich wie in der Zeit in Peru“, schwärmt sie. Auch weil sie ihren Fokus ganz auf die Seelsorge und die Begegnungen mit Menschen legen kann.

In Schutzausrüstung geht es durch die Heide

Die Pastorin war erstaunt, mit welcher Offenheit und Herzlichkeit ihr die Truppe begegnet ist und wie dankbar kleine Aktionen angenommen werden. Als Teil der Truppe ist die sportliche Seelsorgerin an der Seite der Soldaten, rennt in Schutzausrüstung mit ihnen durch die Lüneburger Heide und feiert Gottesdienst im Wald mit Gitarre und einem Kreuz aus Birkenästen. Aus solchen Zeichen der Wertschätzung und Verbundenheit entstünden tolle Gespräche, sagt sie.

Außerhalb des Systems, aber trotzdem fest in der Truppe als Dienststelle verankert, nimmt Uta Ihrke-Buchroth eine Sonderstellung ein. Die Seelsorgerin ist auf Augenhöhe mit allen Dienstgraden, und unabhängig von der Hierarchie gilt für sie absolute Schweigepflicht. „Alles bleibt beim Pastor und das ist der Schlüssel zum Vertrauen“, erklärt sie die große Bedeutung.

Tatsächlich sei die Militärseelsorge als Anlaufstelle für die Einsatzkräfte eine wichtige Ressource in der Bundeswehr. Im Vergleich werde diese überdurchschnittlich gut angenommen, selbst von Menschen, die sonst nie in die Kirche gehen. In existenziellen Bedrohungslagen, die Soldaten im Einsatz erleben, seien Glaube und Spiritualität ein wichtiges Element. Und als kirchlicher Vertreter in einem Netzwerk aus Sozialarbeitern, Ärzten, Psychologen und Pflegekräften habe man hier die große Chance, für den Menschen da zu sein, zu ermutigen und zu begleiten.

Ihr Wunsch: Mehr Wertschätzung gegenüber Einsatzkräften

Überhaupt wünscht die gebürtige Stralsunderin sich in der Zivilbevölkerung mehr Wertschätzung gegenüber den Einsatzkräften. „Wir brauchen die Bundeswehr und Soldaten als Einsatzkräfte, um unsere Freiheit und Demokratie zu schützen und dieses kostbare Gut zu verteidigen“, sagt sie. Jesu Friedensbotschaft und die Arbeit für die Bundeswehr stehen für sie in keinem Widerspruch. „Das Friedensgebet ist ein wichtiges Element der Militärseelsorge. Aber Frieden stiften ist aktiv gemeint und schließt die Verteidigung ein.“

Weitere Säule ihrer Arbeit ist die ethische Bildung als Stütze für die Philosophie der inneren Führung, Wertegerüst in der Bundeswehr. Der Job reicht noch weiter: Die Pastorin gestaltet das Angebot von Rüstzeiten als besondere Auszeiten für Soldaten, und bei groß angelegten Truppenübungen oder Auslandseinsätzen wird sie die Einsatzkräfte ebenfalls begleiten. Dieser große Bewegungsradius reizt sie. „Ich spüre, dass ich hier am richtigen Ort bin, und die Vielfalt ist traumjobverdächtig.“

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