TTrost in der Trauer: So verarbeitet Josephine aus Zeven ihren Abschiedsschmerz
Mit geschriebenen Worten kann sie am besten ihre Gefühle ausdrücken. Josie schreibt die Grabrede für die Beerdigung ihres Opas. Foto: Isabell Wenzel
Wenn eine der wichtigsten Bezugspersonen stirbt, bedeutet das Trauer und Abschiedsschmerz. Der Tod ihres Großvaters hat Josephine aus Zeven überrascht. Um den Verlust zu verarbeiten, hat sich die 21-Jährige entschlossen, die Grabrede zu verfassen.
Zeven. Josephine ist eine fröhliche junge Frau. Sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen und Freundlichkeit in den Augen. Wenn sie jedoch an den Tod ihres Großvaters denkt, verändert sich ihr Blick. Er wird trüb und die Traurigkeit ist ihr anzusehen, auch wenn sie versucht, weiter zu lächeln.
Josephine wusste nicht, dass sie ihren Opa nicht wiedersehen würde
Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres starb ihr Opa mit 71 Jahren. „Er war zwar krank und wir wussten, dass er nicht mehr lange leben würde. Aber dass es dann doch so schnell geht, hat meine Familie und mich doch sehr überrascht“, sagt die 21-Jährige. Zwei Wochen vor seinem Tod hatte Josephine ihren Großvater noch besucht. Als sie sich von ihm verabschiedete, dachte sie nicht, dass dies das letzte Mal war.
Enge Beziehung zu Oma und Opa
Josephine hatte eine enge Beziehung zu ihrem Opa. Sie hat als Kind viel Zeit bei ihren Großeltern verbracht. Wenn es zu Hause schwierig wurde oder es Streitigkeiten gab, konnte sie bei ihren Großeltern Ruhe finden. „Mein Opa war ein absoluter Herzensmensch. Er hat meinen Bruder und mich verwöhnt“, sagt die Zevenerin.
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Ihr Großvater hat Josephine viel erzählt und beigebracht
„Er war immer in seiner kleinen Werkstatt und hat geschraubt und gebastelt“, erinnert sich die junge Frau. Von ihrem Großvater hat Josephine viele handwerkliche Dinge gelernt. Möglich, dass sie dadurch ihr Talent entdeckt und deswegen einen handwerklichen Beruf erlernt hat. Die 21-Jährige ist leidenschaftliche Friseurin.
Am liebsten erinnert Josephine sich daran, wie ihr Opa sie mit Geschichten aus seiner Jugend und seinem Berufsleben unterhalten hat. „Mein Opa war bis zu seinem Tod klar im Kopf. Er war Seemann, hat viel erlebt und ist viel herumgekommen“, sagt sie. Josephine fand die Erzählungen ihres Opas immer spannend und hat sich fest vorgenommen, dass sie nun diese Geschichten weiter erzählt. Sie sollen, genauso wie ihr Opa selbst, nicht in Vergessenheit geraten. Das ist ihr sehr wichtig.
Die Todesnachricht: Josephine wusste sofort, was ihre Mutter sagen wollte
Als ihre Mutter eines Morgens kurz vor Weihnachten unangekündigt vor Josephines Haustür stand, wusste sie sofort, was los war. „Es war untypisch für meine Mutter, ohne vorher Bescheid zu geben, vorbeizukommen. Ich wusste sofort, was sie mir sagen wollte“, erinnert sich Josephine an den Moment, als ihre Mutter ihr die traurige Neuigkeit übermittelte.

Josie besucht das Grab ihres Opas auf dem Friedhof. Sie hat sich die Stelle genau gemerkt, an der seine Urne begraben wurde. Foto: Isabell Wenzel
„Zuerst konnte ich die Trauer überhaupt nicht zulassen. Ich habe es gar nicht richtig verstanden. Ich hatte das Gefühl, Opa ist immer noch im Krankenhaus“, beschreibt sie die ersten Tage nach der schlimmen Nachricht. Geweint habe sie kaum. Sie hat die Trauer nicht zugelassen, meint Josephine. „Als mein Vater starb, war ich 13 Jahre alt. Da habe ich sehr viel geweint. Das war dieses Mal anders“, stellt sie fest.
Bild vom Opa als Trauer-Hilfe
Ihr Verlobter achtet auf sie und spendet ihr Trost, so wie ihrer Mutter
Auch der letzte Besuch am offenen Sarg hat Josephine nicht beim Abschiednehmen geholfen, im Gegenteil. „Opa sah nicht aus, wie er eigentlich aussah. Ich war geschockt von dem Anblick“, sagt sie. Darauf reagierte ihr Verlobter, um ihr zu helfen und sie zu unterstützen. „Fin hat gemerkt, dass mir dieses Erlebnis zugesetzt hat. Ich werde dann immer sehr ruhig. Weil er dachte, dass ich das jetzt brauche, hat er bei uns zu Hause ein Bild von Opa aufgestellt“, erzählt sie.
Ihr Verlobter und ihre Mutter sind in ihrer Trauer die wichtigsten Stützen. „Meine Mama findet immer die richtigen Worte. Beide hören mir aber auch zu und eine Umarmung hilft immer“, so Josephine weiter. Auch bei ihrer besten Freundin kann Josephine Trost suchen. Ansonsten spricht sie mit keinem ihrer Freunde über den Tod ihres Großvaters. Dass sie aber bei niemandem auf Ablehnung treffen würde, weiß die Friseurin trotzdem.
Mit der Grabrede wollte sich die 21-Jährige bedanken und verabschieden
Um den Tod ihres Opas besser begreifen und verarbeiten zu können, entschied sich die junge Frau dazu, auf der Beerdigung die Grabrede zu halten. „Bei meinem Vater habe ich auch schon eine Rede auf der Beerdigung gehalten. Ich kann mich gut beim Schreiben ausdrücken, deswegen ist es mir nicht schwergefallen, die Rede zu schreiben“, erzählt Josephine. So wollte sie besonders ihre Dankbarkeit ausdrücken. „Er war ein herzensguter Mensch, der immer viel gegeben hat, aber selbst nicht viel brauchte. Das war mir wichtig, zu betonen.“

Josephine schreibt die Grabrede für die Beerdigung ihres Opas, um sich zu verabschieden und noch einmal zu betonen, wie dankbar sie ihm für seine Herzlichkeit ist. Foto: Isabell Wenzel
Zuerst dachte Josephine, sie schafft es doch nicht, die Rede zu halten. Sie hielt aber an ihrem Plan fest. „Auf der Beerdigung wurde mir dann klar, dass Opas Tod real ist. Aber anders als bei Papas Tod versuche ich mich jetzt an den vielen schönen Erinnerungen festzuhalten, anstatt nur traurig zu sein“, sagt sie.