TTrotz Insolvenz: Luxus-Ferienhäuser in Tossens sind fertiggestellt

Ein Blick in das Nordsee-Resort in Tossens, das dank eines Treuhandmodells fertiggestellt werden konnte. Foto: Glückselig
Nach der Pleite des Immobilien-Riesen Helma sah es für zwei Projekte in Butjadingen finster aus. Eines ist realisiert. Und was wird aus dem Luxus-Resort in der Nachbarschaft?
Tossens. Manuel Sack hat seit Anfang März einen undankbaren Job. Er muss einen riesengroßen Scherbenhaufen zusammenfegen. Und er muss Überzeugungsarbeit leisten. Sehr viel Überzeugungsarbeit. Zumindest in Butjadingen ist das gelungen. Deshalb gab es am Freitag an den Pütten in Tossens einen Grund zum Feiern.
Anfang März musste die Immobiliengruppe Helma mit Sitz in Lehrte bei Hannover Insolvenz anmelden. Manuel Sack von der Hannoveraner Anwaltskanzlei Brinkmann & Partner wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Helma-Gruppe besteht aus der Helma Eigenheim AG als Muttergesellschaft sowie der Helma Wohnungsbau GmbH und der Helma Ferienimmobilien GmbH. Letztere steckt hinter dem Nordsee-Resort an den Pütten in Tossens und hinter dem geplanten Nordsee-Resort in Burhave, das wegen der hohen Häuser, die dort entstehen sollen, in der Gemeinde stark umstritten ist.
Insolvenzverwalter beantwortet drängende Fragen
In Butjadingen stellte man sich seit Bekanntwerden der Helma-Insolvenz die Frage, wie es mit diesen Projekten weitergehen würde. Die Ferienhaussiedlung in Tossens war damals halb fertig und das Projekt in Burhave über das Planungsstadium noch nicht hinausgekommen.
Am Freitag haben Manuel Sack und sein Kanzlei-Kollege Thomas Kühn die Frage beantwortet: Die Ferienhaussiedlung in Tossens ist bis auf wenige Restarbeiten fertig; das haben die Eigentümer mit einer kleinen Zusammenkunft an den Pütten gefeiert. Für Burhave sieht Manuel Sack eine gute Chance, dass sich das dortige Projekt ebenfalls noch realisieren lässt - allerdings drängt die Zeit.
Mehrere Faktoren führen zur Helma-Insolvenz
Zur Insolvenz von Helma haben nach Auskunft von Manuel Sack verschiedene Faktoren geführt. Dazu gehören unter anderem die in die Höhe geschnellten Baustoffpreise und ein Einbruch der Nachfrage. Etliche Häuslebauer, die ihr Vertrauen in die Helma Wohnungsbau GmbH gesetzt hatten, seien in den Ruin getrieben worden, sagt der Insolvenzverwalter. Ein Projekt, das letztlich der Helma Ferienimmobilien GmbH das Genick brach, ist das Ostsee-Resort in Olpenitz.
Bei diesem Riesenprojekt mit 1500 Ferienimmobilien habe ein Generalunternehmer massive Fehler begangen, die lange Zeit verschwiegen worden seien, sagt Manuel Sack. In dem Resort stünden fertige Ferienhäuser neben solchen, die bislang über die Bodenplatte nicht hinausgekommen seien.

Insolvenzverwalter Manuel Sack, Butjadingens stellvertretender Bürgermeister Hans-Gerd Gerdes und Thomas Kühn von der Kanzlei Brinkmann & Partner (von links) freuen sich, dass in Tossens die Kuh vom Eis ist. Foto: Glückselig
In diesem Strudel drohte auch das vergleichsweise kleine Nordsee-Resort an den Pütten in Tossens unter die Räder zu kommen. Das Ferien-Resort umfasst 36 Doppelhaushälften und 12 Wohnungen in insgesamt 48 Häusern. Der Insolvenzverwalter und sein Team fanden im März eine Baustelle vor, auf der 22 Ferienhäuser noch nicht fertiggestellt waren und sich die Zufahrtsstraße als eine matschige Holperpiste präsentierte. In solch einem Umfeld macht niemand gerne Urlaub. Die große Frage, die sich dem Insolvenzverwalter stellte: Woher soll das Geld kommen, um alles fertigzustellen? Von der Helma sicherlich nicht.
Treuhandmodell ist die Lösung für Tossens
Manueal Sack fand eine Lösung, um zu verhindern, dass die Eigentümer in Tossens zu Gläubiger werden: mit einem Treuhandmodell. Die Verträge sehen vor, dass die Eigentümer jeweils bei einem bestimmten Fertigstellungsgrad der Häuser ihre Raten bezahlen - die letzte bei Fertigstellung der Straße. Dem Insolvenzverwalter gelang es, die Eigentümer davon zu überzeugen, dass es nur eine Lösung gibt: nämlich ihm zu vertrauen und die gesamten noch ausstehenden Raten auf einmal auf ein Treuhandkonto einzuzahlen. So kam ein Treuhandvermögen von 2,2 Millionen Euro zusammen, aus dem die noch ausstehenden Arbeiten bezahlt, die Häuser, die Straße und die anderen Gemeinschaftsanlagen fertiggestellt werden konnten.
In dem Ressort sind jetzt noch zwei Doppelhaushälften und zwei Wohnungen zu haben; zwei weitere Wohnungen sind reserviert. Manuel Sack ist zufrieden mit diesem Zustand, denn der Erlös aus den noch nicht veräußerten Immobilien wird ihm einen finanziellen Puffer verschaffen.

Für das umstrittene Projekt in Burhave sieht der Insolvenzverwalter noch gute Chancen auf Realisierung. Foto: Archiv
Ende gut, alles gut also in Tossens. Und wie sieht es in Burhave aus? Mit dem Bau der dort geplanten 167 exklusiven Ferienwohnungen hatte Helma eigentlich bereits am 1. August 2021 beginnen wollen. Daraus wurde aber nichts - das 3,3 Hektar große Areal am Burhaver Deich präsentiert sich noch immer als grüne Wiese. Doch das könnte sich ändern.
Für das Nordsee-Resort in Burhave tickt die Uhr
Manuel Sack steht nach eigener Aussage in aussichtsreichen Verhandlungen mit Investoren, die Interesse daran haben, das gesamte Projekt zu übernehmen, die Ferienwohnungen zu bauen und dann selbst zu vermieten. Dafür drängt allerdings die Zeit. Denn die gegen den Widerstand vieler Butjadinger Bürger vom Rat mehrheitlich verabschiedete Bauleitplanung setzt eine Frist: Nach der müssen auf der Fläche 2025 die Bauarbeiten beginnen. Ansonsten muss das gesamte Bebauungsplanverfahren neu aufgerollt werden, und ob es dann im Rat noch immer eine Mehrheit für das Projekt geben wird, ist nicht gewiss.
Immerhin: Laut Thomas Kühn von Brinkmann & Partner liegt für einen Teil der geplanten Häuser bereits die Baugenehmigung des Landkreises vor. Greift ein Investor zu, könnte es also schnell losgehen.