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Seefahrt

TU-Boot-Bergung in der Nacht: Das Wrack aus dem Ersten Weltkrieg ist jetzt in Cuxhaven

Ein U-Boot-Wrack liegt auf einem Schlepper.

Die Schlepper "Wulf 5" und "Wulf 9" haben zwei Teile des U-Boot-Wracks sicher nach Cuxhaven gebracht. Foto: CNV/ Larschow

In einer Nachtaktion ist das über 100 Jahre alte U-Boot-Wrack U-16 vor Neuwerk geborgen worden. Während es in Cuxhaven sicher auf einem Ponton liegt, stellt sich die Frage: Was wird aus diesem Relikt der Seefahrtsgeschichte?

Von Tim Larschow Dienstag, 02.09.2025, 07:06 Uhr

Cuxhaven. Kürzlich entdeckte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie das 57 Meter lange, vor über 100 Jahren gesunkene U-Boot U-16 vor Scharhörn. In der Nacht von Sonntag auf Montag, 1. September 2025, brachten zwei Schlepper einen Teil des Wracks nach Cuxhaven.

„Das Wrack wurde im Rahmen einer routinemäßigen Suche nach Unterwasserhindernissen entdeckt und anschließend vermessen“, erklärte Jörg Fräßdorf vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee auf Anfrage von Cuxhavener Nachrichten und Niederelbe-Zeitung. Zuvor waren Baugrunderkundungen und eine Kampfmittelsondierung durchgeführt worden, um mögliche Gefahren auszuschließen. Mithilfe eines Laderaumsaugbaggers spülte man den Untergrund um das Wrack frei, sodass Taucher die Bergeseile unter dem U-Boot hindurchführen konnten. Zur Positionierung setzten die Arbeitsfahrzeuge Anker, die mit beleuchteten Bojen markiert wurden - ebenso die Drähte.

Feldpostkarte aus dem Jahr 1915 mit dem U-Boot U16.

Diese Feldpostkarte zeigt das 58 Meter lange U-Boot (U16) im Jahr 1915 in voller Fahrt. Foto: Wikipedia

Die Zukunft des Wracks ist noch ungewiss

Am Mittwoch, 27. August, traf in Cuxhaven der Schwimmkran „Matador 3“ ein, der für die Bergung des 57 Meter langen U-Boots vorgesehen war. Der Kran misst 72 Meter in der Länge und 32 Meter in der Breite. Am Sonntag brachten zwei Schlepper der Schlepp- und Bergungsreederei Otto Wulf aus Cuxhaven den Ponton „HEBO P82“ an die Fundstelle. Gegen 16.30 Uhr lief der Verband aus, nach rund zweieinhalb Stunden war das Wrack erreicht. Gegen 23 Uhr hatte die „Matador 3“ die Hebearbeiten abgeschlossen. Jörg Fräßdorf vom WSV teilte mit, dass das Wrack beim Heben in drei Teile gebrochen ist. Zwei Teilstücke des U-Boots wurde auf den Ponton verladen und dort gesichert. Kurz nach Mitternacht setzte sich der Verband zurück nach Cuxhaven in Bewegung, wo das Wrack gegen 1.30 Uhr im Fährhafen eintraf. Das weitere Teilstück muss noch geborgen werden. Schon vor der Bergung teilte Jörg Fräßdorf mit, dass, wenn das Wrack beim Bergen zerbrechen sollte, die Arbeiten länger andauern könnten. Auf die Frage, was mit dem Wrack passiert, sagte Fräßdorf: „Die Teile werden verschrottet.“

Ein Poton im Hafen von Cuxhaven: Auf der Oberfläche lagert das Wrack des U-Boots U16.

Der Ponton hat eine Breite von 23,5 Metern - ähnlich groß ist die Länge des geborgenen Teilstücks des U-Bootes. Foto: CNV/ Larschow

Das U-Boot U16

Das U-Boot U-16 war ein sogenanntes Zweihüllenboot, ausgelegt für den Einsatz auf hoher See. Es lief 1911 bei der Kieler Germaniawerft vom Stapel und stand bis 1919 im Dienst. Mit einer Länge von 57,8 Metern, einer Breite von sechs Metern und einer Besatzung von 29 Mann galt es damals als hochmodern. Die maximale Tauchtiefe betrug 50 Meter. Der Aktionsradius des Boots betrug bis zu 4500 nautische Meilen bei Überwasserfahrt; bei getauchter Fahrt mit 5 Knoten Marschgeschwindigkeit wurden maximal 90 nautische Meilen erreicht.

Bewaffnet war U-16 mit vier Torpedorohren sowie einem Geschütz. Während des Ersten Weltkriegs versenkte das Boot nach historischen Aufzeichnungen insgesamt zehn Handelsschiffe der Entente-Mächte (Bündnis zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Russland). Sein Ende fand es am 8. Februar 1919 auf der Überführungsfahrt nach Großbritannien.

Schwimmkran Matador 3 im Hafen von Cuxhaven.

Für die Bergung ist der Schwimmkran "Matador 3" im Einsatz. Foto: CNV/ Lisa Sonntag

Die letzte Fahrt von „UC 71“

Ähnlich wie beim Untergang der U16 trug es sich in der Nordsee vor Helgoland zu. Dort liegt seit 1919 das Wrack des U-Boots „UC 71“. Das U-Boot gehörte ebenfalls zur Kaiserlichen Marine und war im Ersten Weltkrieg vor der französischen Atlantikküste (bis in die Biskaya), in der Irischen See und im Ärmelkanal aktiv. 1916 wurde das Boot in Hamburg bei Blohm & Voss als Minenleger gebaut.

„UC 71“ versenkte zwischen 1916 und 1918 unter Einsatz von Torpedos, Seeminen und Sprenggranaten insgesamt 61 Schiffe - und war dabei stets selbst in Gefahr, durch Beschuss und Bomben zerstört, von Schiffen gerammt oder von Netzsperren versenkt zu werden.

Als sich im Oktober 1918 abzeichnete, dass das deutsche Marinecorps seine Stellungen in Flandern nicht mehr halten konnte, mussten die Stützpunkte in Belgien geräumt werden. Viele U-Boote wurden zunächst in deutsche Häfen verlegt, von wo aus man sie nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 an die Alliierten auslieferte. „UC 71“ wurde zunächst nach Wilhelmshaven gefahren, von dort vermutlich in den U-Boot-Hafen Helgoland verlegt. Als es am 19. Februar 1919 als eine der letzten Einheiten nach England überführt werden sollte, sank es unter mysteriösen Umständen südwestlich der Einfahrt des Hafens - angeblich wegen des schlechten Wetters. (CNV)

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