TUnter den 100 Besten in Deutschland: Stader Optikerin erneut ausgezeichnet

Das Kundengespräch beginnt mit einem Händedruck und einem Lächeln. Foto: Christian Boldt
Seit fast 50 Jahren gibt es Optiker Fischer in der Stader Fußgängerzone. Seit 2011 führt Ulrike Fischer das Geschäft ihres Mannes Eckhardt weiter. Zum neunten Mal darf sie sich jetzt zu den Top-100-Optikern in Deutschland zählen. Wie macht sie das?
Stade. Ulrike Fischer ist im Gespräch eine fröhlich-freundliche Person, aber sie hat klare Vorstellungen davon, was sie will. Sie bindet ihr junges Team stark ein, bleibt aber immer die verantwortliche Chefin. Sie setzt auf traditionelle Werte und ebenso auf moderne Ideen. Sie ist tief in der Stader Gesellschaft verwurzelt und blickt dabei gern über den kleinstädtischen Gartenzaun. Vielleicht ist damit schon ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Ulrike Fischer erzählt. Aber eben nur ein Teil.
Werktags, 8.45 Uhr in der Hökerstraße 3. Ulrike Fischer trifft sich eine Viertelstunde bevor der Laden öffnet mit ihrem Team zum Warm-up. Was gibt’s Neues, was liegt an heute? Ein Gespräch auf Augenhöhe. Zum Team zählen drei Gesellinnen und eine Auszubildende. Beratung und Verkauf von Linsen oder Brillen ist bei Fischer derzeit Frauensache. Die Chefin gibt ihrem Team viel, sie verlangt aber auch viel.
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Die jungen Kolleginnen suchen die Brillen für den Laden aus
Vor kurzem waren die fünf in Wien bei einem Top-Brillenhersteller mit anschließendem geselligen Programm. Teambuilding. Die Mitarbeiterinnen, so Fischers Credo, spielen die entscheidende Rolle. Sie kümmern sich um die Auftritte des Optikers in den sozialen Netzwerken, sie treiben sich auf Messen in Paris oder München herum, suchen eigenverantwortlich die Brillenmode aus. Und die Chefin staunt nicht selten, welches Gestell sich gut verkauft.
Ulrike Fischer definiert sich als Optikerin mit hohem Anspruch und sieht sich im Premium-Bereich: „Unsere Kunden erwarten viel, sind aber auch bereit, Geld auszugeben.“ Das sei eine hohe Verpflichtung für alle. „Wir müssen immer wach sein“, sagt Ulrike Fischer. Kunden werden persönlich begrüßt, zum Platz begleitet, ihnen wird ein Kaffee angeboten - oder ein Trinknapf für den Hund hingestellt. Kleinigkeiten, die gut ankommen.

Ulrike Fischer nimmt den Preis von Wotan Wilke Möhring während der Gala in Düsseldorf entgegen. Foto: privat
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Ein Optiker-Geschäft wie ein Sterne-Restaurant
Dass es auch mit der fachlichen Beratung und den Abläufen zu funktionieren scheint, zeigt ein Blick auf die Google-Bewertungen: 115 Kunden haben dort mit fünf Sternen abgestimmt - der höchsten Note. Ohnehin vergleicht sich Fischer gern mit einem Sterne-Restaurant. Da liegt die Messlatte auch hoch. Sich Zeit zu nehmen für die Kunden ist eine große Devise. Wenn es am Ende klappt, die Kunden zufrieden sind und wiederkommen, „dann macht das richtig Spaß“.
Klein, aber fein. Das Geschäft bietet 85 Quadratmeter Verkaufsfläche - mit 800 Brillengestellen und 500 Sonnenbrillen. 5000 Stammkunden stehen in der Kartei. Das ist bei der Größe Stades und der Konkurrenz gerade in der Innenstadt durchaus beachtlich. Und das Internet? Fischer wiegt bei der Antwort den Kopf hin und her.
Ja, der Verkauf von Sonnenbrillen läuft häufiger online, gerade bei beliebten Marken wie Ray-Ban. Aber bei den Sehhilfen, also den Korrektionsbrillen, entfielen nur vier Prozent auf den Online-Markt. Brillenkauf, und da vor allem die Gläser, ist Vertrauenssache. Da geht es um Vorsorge, Wohlbefinden und Gesundheit, formuliert es Fischer. „Menschen kaufen bei Menschen“, so ihre Erfahrung für dieses Segment.
So werden die Menschen auch umhegt. Regelmäßig werden die Stammkunden angeschrieben, auf besondere Produkte oder Veranstaltungen hingewiesen. Fischer Optik ist auf Instagram und Facebook präsent, schaltet Anzeigen. Die Werbe-Serie „Stader Gesichter“ (mit Brillen von Fischer auf der Nase) gibt es seit 1989 und ist ein Klassiker in der Stadt. Das alles soll Lust machen auf eine neue Brille. Die wird meistens alle drei bis fünf Jahre fällig. Die Zwischenzeit nutzt Fischer zur Kontaktpflege.
Stillstand ist Rückschritt: Immer wieder neue Ideen
Das ist die Außenkommunikation. Nach innen wird ebenfalls intensiv kommuniziert. Das Fischer-Team nimmt sich immer eine kleine Sache vor, die sie neu macht und konsequent umsetzt, ob in der Deko oder bei den internen Abläufen. Funktioniert das, gut, dann kommt die nächste Idee; funktioniert es nicht, kein Problem, dann kommt auch die nächste Idee. Der Leitsatz: „Wenn im nächsten Monat alles genauso läuft wie davor, haben wir was falsch gemacht.“
Das passt gut zum Werdegang von Ulrike Fischer, die auch schon 40 Jahre im Beruf ist, nachdem sie im zarten Alter von 16 ihre Lehre begann - bei Fielmann. Zuletzt verantwortete sie den Bereich Produktmanagement, Marketing und Kommunikation bei Randstad, hatte einen Stamm von 100 Mitarbeitern. Sie wechselte, weil sie das Geschäft von ihrem Mann übernehmen konnte, um nach der Industriephase ihr eigenes Ding zu machen. „Heute bin ich froh, meine eigenen Entscheidungen treffen zu können.“
So wird man Top-100-Optiker
Das BGW Institut für innovative Marktforschung ermittelt alle zwei Jahre mit einer unabhängigen Jury aus Wissenschaft und Marketing die Top100 Optiker in Deutschland. Sie „denken und handeln besonders kundenorientiert mit hoher Service-Bereitschaft und persönlicher Hinwendung“.
Die Tester rufen unerkannt an und besuchen ebenfalls inkognito das Geschäft. Die Optiker selbst müssen 17 Fragebögen zur Selbstauskunft ausfüllen. Ulrike Fischer hat das die Auszubildende machen lassen. Die besten werden auf einer Gala in Düsseldorf, dem „Oscar der Branche Augenoptik“ ausgezeichnet - in diesem Jahr von Schauspieler Wotan Wilke Möhring.