TUngewisse Zukunft: Werden die Horte künftig überflüssig?
Es geht voran - aber wohin? Die Beschäftigten aus den Horten im Landkreis Stade fragen sich, welche Rolle die Horte nach Einführung der Ganztagsschule spielen werden. Foto: Knappe
Ab 2026 soll die Ganztagsschule eingeführt werden. Offen ist, was dann mit den Horten passiert. Dafür gibt es mehrere Varianten.
Himmelpforten. Schulkindbetreuung nicht neu erfinden: Das ist der Appell, den der Hortarbeitskreis an Schulen, Verwaltungen und Behörden richtet. Im Arbeitskreis treffen sich Horterzieherinnen und -erzieher aus sieben kommunalen Einrichtungen im Landkreis Stade.
Es werde zwar allerorten über die Umsetzung der Ganztagsschule diskutiert - dabei gebe es bereits die Horte, die Schulkinder nach Schulschluss betreuen, betont Claudia Bösch, Leiterin des Horts Schülerpforte in Himmelpforten anlässlich eines Treffens des Hortarbeitskreises. Christa Köhn von der Außerschulischen Betreuung in Bargstedt sagt über die Ganztagsschule: „Das ist vielleicht eine andere Bezeichnung, ein anderer Raum - aber im Grunde das Gleiche in Grün.“
Schulpolitik
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Die Kinderzahlen im Hortbereich sind von rund 9900 im Jahr 2022 auf rund 10.170 im Jahr 2023 angestiegen. Neue Zahlen gibt es erst wieder im Januar 2025, sagt der Landkreis. Die meisten Horte sind räumlich bei den Schulen angedockt. Einige - wie etwa in Dornbusch - an den Kindergarten, andere, zum Beispiel in Apensen, haben eigene Gebäude.
In eigenständigen Hortgruppen werden Kinder im Grundschulalter nach der Schule und auch in den Ferien betreut. Einige Kinder sind nur kurz im Hort über die Mittagszeit angemeldet - für den sogenannten pädagogischen Mittagstisch.
„Unsere Arbeit ist eine familienergänzende Arbeit. Es ist keine Aufbewahrung. Es ist wichtig, dass das auch gesehen wird“, betont Melanie Ölkers vom Hort Die großen Freunde in Apensen. „Wir verbringen mehr Zeit mit den Kindern als Mama und Papa“, ergänzt Rifki Yildiz vom Hort in Dornbusch.
Ganztagsplanungen laufen auf Hochtouren
In den Kommunen wird derzeit auf Hochtouren für die Einführung des Ganztags geplant - teils müssen zusätzliche Räume und Speiseräume her. Die meisten Schulen planen mit dem teilgebundenen Ganztagsunterricht, das heißt, die Schüler sind an mindestens zwei Wochentagen zum ganztägigen Besuch der Schule verpflichtet. Häufig wird damit geliebäugelt, Vereine für die Gestaltung von Ganztagsangeboten zu gewinnen.
Der Unterschied für die Eltern
Für die Eltern liegt ein großer Unterschied zwischen Hortbetreuung und außerunterrichtlichen Ganztagsschul-Angeboten: Für den Hort müssen Eltern zahlen, für die Ganztagsschule nicht. Das Mittagessen wird hier wie dort kostenpflichtig sein und bleiben.
Es gibt auch die offene Ganztagsschule, bei der die Teilnahme an Angeboten nach dem Schulunterricht freiwillig ist. Die Anmeldung verpflichtet für die Dauer eines Schulhalbjahres oder Schuljahres zur Teilnahme. Und es gibt die voll gebundene Ganztagsschule, an der alle Schüler an mehr als drei Wochentagen zum ganztägigen Besuch verpflichtet sind.
Die Schulen und Kommunen können selbst entscheiden, welches Modell sie anbieten wollen, in Stein gemeißelt ist noch nichts. Grundsätzlich gilt: Die Ganztagsschule wird nicht in einem Rutsch, sondern jahrgangsmäßig gestaffelt eingeführt.
„Welche Rolle spielt dann künftig der Hort?“
Die Mitarbeiter der Horte, in denen bislang Betreuung nach dem Schulunterricht und Hausaufgabenbetreuung geboten wird, wissen aktuell nicht, wo und wie sie künftig arbeiten werden. „Ich frage mich, welche Rolle spielt dann künftig der Hort?“, fragt Anne Lindena vom Hort Himmelpforten. „Auch viele Eltern kommen und fragen“, sagt Claudia Bösch.
Bei teilgebundenen Ganztagsschulen wäre die Hortbetreuung an zwei Nachmittagen in der Woche überflüssig. Es sei denn, dass berufstätige Eltern auch nach dem Ganztag noch eine Betreuung bis zum frühen Abend benötigen. Das wäre für die Kinder möglicherweise mit Wechseln von Räumlichkeiten und Ansprechpartnern verbunden: Morgens Schule, dann Ganztagsangebot, danach zum Hort und abends zur Familie.
Um ihre Arbeitsplätze sorgen sich die Hort-Mitarbeiter nicht. „Die werden ja die Arbeitskräfte brauchen - an den Schulen“, sagt Melanie Ölkers. „Wir haben eine Jobgarantie von der Samtgemeinde bekommen“, berichtet Kathrin Müller vom Hort in Fredenbeck. Dennoch wollen alle wissen, wo und in welcher Form die Erzieher und Sozialpädagogischen Assistenten künftig tätig sein werden.
Hort-Beschäftigte wollen Ganztag mitplanen
„Wir sind kooperationsbereit“, betont Claudia Bösch. In Himmelpforten sei der Hort bei der Ganztagsplanung eingebunden. Genau das ist den Hort-Beschäftigten wichtig: Dass sie einbezogen werden. Das Fachwissen von erfahrenen pädagogischen Fachleuten solle bei der Planung der Ganztagsschulen genutzt werden, appelliert Bösch.

In den Horten wird schon heute ganztägige Kinderbetreuung sichergestellt. Diese wird ab 2026 ganz oder teilweise an den Grundschulen stattfinden. Foto: Uwe Anspach/dpa