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Bundestagswahl

TVanessa Zobel und Frauke Langen: Was sie nie zueinander sagen würden

Frauke Langen (SPD, links) und Vanessa-Kim Zobel (CDU), Direktkandidatinnen zur Bundestagswahl im Wahlkreis Stade I-Rotenburg II, verabschieden sich mit Handschlag. Höchstwahrscheinlich wird eine von ihnen den Wahlkreis gewinnen.

Frauke Langen (SPD, links) und Vanessa-Kim Zobel (CDU), Direktkandidatinnen zur Bundestagswahl im Wahlkreis Stade I-Rotenburg II, verabschieden sich mit Handschlag. Höchstwahrscheinlich wird eine von ihnen den Wahlkreis gewinnen. Foto: Sulzyc

In der Talkshow „Menschen des Jahres“ im Modehaus Stackmann treffen die beiden Direktkandidatinnen von CDU und SPD im Kreis Stade aufeinander. Eine Anekdote sorgt für Lacher.

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Von Thomas Sulzyc
Freitag, 20.12.2024, 18:18 Uhr

Buxtehude. Nicht erst seit dem „Fritze-Merz-Eklat“ im Deutschen Bundestag stellen politische Beobachter einen Verfall in der Kultur des Streitens fest. Nach der Vertrauensfrage warf Bundeskanzler Olaf Scholz dem CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz vor, „Tünkram“, also Quatsch, zu erzählen. Merz reagierte erbost.

Zwei, die in den Deutschen Bundestag einziehen wollen, sind Frauke Langen (SPD) aus Harsefeld und Vanessa-Kim Zobel (CDU) aus Bremervörde. Die beiden Politikerinnen konkurrieren bei der Wahl am 23. Februar um das Direktmandat im Wahlkreis Stade I-Rotenburg II.

Die Boogie-Brothers aus Hamburg-Harburg spielen vierhändig und begeistern das Publikum der Talkshow.

Die Boogie-Brothers aus Hamburg-Harburg spielen vierhändig und begeistern das Publikum der Talkshow. Foto: Sulzyc

In der Talkshow „Menschen des Jahres“ im Modehaus Stackmann treffen die beiden aussichtsreichsten Kandidatinnen zum ersten Mal in einem Rede-Duell aufeinander - und versprechen sich gegenseitig einen Wahlkampf ohne verbale Entgleisungen. Erstmals begegnet waren sich Frauke Langen (46) und Vanessa-Kim Zobel (36) als Besucherinnen der Raisa-Generalversammlung im Dezember in Harsefeld.

Nein, „Tünkram“ zu erzählen, das hätte Olaf Scholz nicht über Friedrich Merz sagen dürfen. Das sei eines Bundeskanzlers nicht würdig, sagt Vanessa-Kim Zobel in einem Gespräch mit dem TAGEBLATT nach Ende der Veranstaltung. Auf Nachfrage sichern sich die beiden gegenseitig zu: „Tünkram“ würden die beiden nie zueinander sagen.

Die Gäste der Talkshow (von links): Rogerio Antonio, Vanessa-Kim Zobel, Jan Schröder, Grischa Kaflowski, Michael Lemke, Saskia Blümel, Moderator Wolfgang Stephan, Frauke Langen, Henning Fastrich, Tiziana Kleine und Merito Antonio.

Die Gäste der Talkshow (von links): Rogerio Antonio, Vanessa-Kim Zobel, Jan Schröder, Grischa Kaflowski, Michael Lemke, Saskia Blümel, Moderator Wolfgang Stephan, Frauke Langen, Henning Fastrich, Tiziana Kleine und Merito Antonio. Foto: Sulzyc

Bei so viel gegenseitigem Respekt schwindet die Unterscheidbarkeit. Beide Kandidatinnen sind jeweils Mütter zweier Kinder. Mutterschaft scheidet also als Wahlkriterium aus. Auf Bodenständigkeit setzen beide. „Ich will Lebensrealität nach Berlin bringen“, sagt Vanessa-Kim Zobel.

Stader Direktkandidatinnen mit ersten Wahlversprechen

Die Talkshow „Menschen des Jahres“ ist ein Unterhaltungsformat. Da lohnt ein Blick auf das modische Erscheinungsbild: Die Christdemokratin präsentiert sich im langen dunkelblauen Kleid mit Schulterklappen. Die Sozialdemokratin trägt eine Hose, grau-weiß-schwarz-meliert, und einen schwarzen Pullover, darunter eine rote Bluse. Rot und schwarz - politische Beobachter könnten das als Bekenntnis zu einer Koalition aus SPD und CDU werten.

Und dann doch: In ihren persönlich wichtigsten politischen Anliegen geben die beiden Direktkandidatinnen den Wählerinnen und Wählern Orientierungshilfen. Frauke Lange, eine Chemietechnikerin, beschäftigt beim Flugzeugbauer Airbus in Stade, will sich für niedrigere Energiepreise starkmachen. „Um Arbeitsplätze zu erhalten!“ Klassisch sozialdemokratisch also.

Vanessa-Kim Zobel, Wirtschaftsfachwirtin, verheiratet mit einem Berufssoldaten, bricht eine Lanze für Betreiber von Biogasanlagen. „Und ich wünsche mir mehr Wertschätzung für unsere Bundeswehr“, fügt sie hinzu. Für Letzteres applaudiert das Publikum.

Stallgeruch: So riecht die SPD

Den größten Lacher erntet Frauke Langen. Sie gibt im Gespräch mit Moderator Wolfgang Stephan eine Anekdote preis. Die SPD-Politikerin hat Stallgeruch. Ihr Vater Manfred E. Schulz gehörte für die SPD 25 Jahre lang bis 2011 dem Rat der Stadt Stade an. Als Mädchen habe sie ihren Vater zu Sitzungen der SPD in das frühere Lokal Keglerstuben begleitet. Deshalb verbindet Frauke Langen die SPD mit einem Geruch: „Nach Gaststätte und Bier.“

Dennoch: Ein Gast bewegt die 170 Besucherinnen und Besucher der ausverkauften Veranstaltung besonders. Der Ukrainer Grischa Kaflowski fesselt das Publikum mit seinen Erzählungen über den Alltag der Menschen unter Kriegsbedingungen in Kiew.

Ein Ukrainer bewegt das Publikum

Am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat Grischa Kaflowski mit drei Enkelkindern und seiner Ehefrau das Land verlassen. Sein Sohn ist geblieben, um als Soldat zu kämpfen.

Im Landkreis Stade ist Kaflowski bekannt, weil er Hilfstransporte in die Ukraine mitorganisiert und in Assel bei der Jahnke-Group tätig war. Südkehdingen nennt er seine zweite Heimat.

Nur vier Stunden Strom am Tag in Kiew

Heute lebt Grischa Kaflowski in Kiew. Nur zwei bis vier Stunden am Tag hätten die Menschen dort Strom. Die Restaurants seien seit dem Tag des Überfalls auf die Ukraine geschlossen.

Der Krieg könne möglicherweise Mitte 2025 auf kluger Verhandlungsbasis beendet werden, sagt Grischa Kaflowski. Und auch wenn ukrainische Gebiete besetzt blieben: „Wir haben schon gewonnen - moralisch.“ Dafür erhält er großen Applaus.

Wie sich der neue S-Bahn-Chef in Buxtehude schlägt

Tapfer schlägt sich Jan Schröder, Chef der S-Bahn Hamburg, auf der Bühne. Dass Züge auf der Linie S5 zu 95,6 Prozent laut Statistik pünktlich fahren, zweifeln Fahrgäste im Landkreis Stade an. „Wir machen die Statistik nicht, sondern die Bundesländer“, sagt Jan Schröder.

„Mein Zug hat funktioniert“, antwortet Jan Schröder auf die Frage nach seiner Reise von Hamburg nach Buxtehude. Das heißt: Wegen der Auswirkungen von Personen auf dem Gleis am Bahnhof Diebsteich auf das Gesamtnetz kam er verspätet am Buxtehuder Bahnhof an. „14 Minuten“, sagt Jan Schröder.

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