TStundenlanges Missbrauchs-Martyrium am See: Urteil gesprochen

Auf einem Parkplatz am Sieverner See ereigneten sich die Taten im Oktober 2022. Foto: Scheer
Er hatte sich im Internet als „Traummann“ ausgegeben und einer Mutter einer kleinen Tochter am Sieverner See (Kreis Cuxhaven) dann einem Albtraum ausgesetzt. Die Tat hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht – auch weil der Angeklagte Hilfe bekam.
Stade. Der Vorfall aus dem Herbst 2022 auf dem Gebiet der Stadt Geestland sorgte seinerzeit für Schlagzeilen in der Region. Das TAGEBLATT berichtete ausführlich. Denn die Vorgehensweise des Mannes erwies sich im Laufe des Verfahrens vor der 3. Großen Strafkammer in Stade als ein widerlicher Fall von Gewalt, Trug und Täuschung.
Frau bei Date am Sieverner See stundenlang vergewaltigt
Nach monatelanger Kommunikation über eine Online-Dating-Plattform kam es - so hatte es die spätere Beweisaufnahme ans Licht gebracht - zum ersten Date. Dazu bestellte der als „Florian27“ agierende Mann sein Opfer zum Ochsenturm nach Imsum. Dort traf die junge Frau niemanden an und schrieb ihrem Rendezvous-Partner. Der schickte ein Standortfoto für den nächsten Treffpunkt. Doch in dem dunklen Waldstück mochte die Frau nicht aussteigen. Als dritter Vorschlag kam der Parkplatz am Sieverner See. Dort fuhr die Frau hin.
Noch bevor sie ihren Traummann zu Gesicht bekam, legte sie dort - wie zuvor verabredet - eine Augenbinde an. Sie habe gedacht, er sei vielleicht zu schüchtern, erzählte die junge Frau später der Polizistin. Um ihn nicht zu verschrecken, habe sie alles gemacht und sich dann auch fesseln lassen – die Hände auf den Rücken. Von da an war sie ihrem Vergewaltiger wehr- und schutzlos ausgeliefert.
Prozess in Stade: Auch Sexfilm mit kleinem Kind gedreht
Diese Wehrlosigkeit muss der Angeklagte nach Ansicht des Gerichts stundenlang ausgenutzt haben. Ausgehalten habe sie nur, weil sie überleben wollte, auch zuliebe ihrer kleinen Tochter, schilderte die Frau unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Als der Vergewaltiger später für Momente abgelenkt war, konnte sie die Augenbinde abstreifen und zur Straße zu laufen, wo sie im Morgengrauen einem Touristenehepaar in die Arme lief. Das nahm ihr die Handfesseln ab und hüllte sie in Decken, bevor man die Polizei alarmierte.
Auf der Anklagebank saß bei diesem Prozess nicht nur der damals 33-jährige Mann, sondern auch seine Lebensgefährtin. Denn beide waren zudem angeklagt, einen Sexfilm in Anwesenheit eines kleinen Kindes ohne Körperkontakt gedreht zu haben. Beide Sachverhalte - zwei unterschiedliche Fälle - wurden gemeinsam vor dem Landgericht verhandelt.
Auch Lebensgefährtin wurde verurteilt
Der Angeklagte wurde am Mittwoch wegen schwerer Vergewaltigung in Tateinheit mit Körperverletzung sowie Anstiftung zum sexuellen Missbrauch von Kindern zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Jahren und neun Monaten verurteilt, erklärte Petra Linzer von der Pressestelle des Landgerichts. Seine Lebensgefährtin wurde wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern - resultierend aus dem bereits erwähnten anderen Fall - zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Vollstreckung wurde in ihrem Fall zur Bewährung ausgesetzt. Der Angeklagte wurde noch im Gerichtssaal verhaftet.