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Basketball-Regionalliga

TVfL scheitert an starker Bees-Defensive: Aufstieg rückt in weite Ferne

Mit einer aggressiven Defensivleistung kaufen die Bees den Stadern um Marvin Boadu den Schneid ab.

Mit einer aggressiven Defensivleistung kaufen die Bees den Stadern um Marvin Boadu den Schneid ab. Foto: Berlin

Infrastrukturell und finanziell sind die Basketballer des VfL Stade von der 2. Liga Pro B gar nicht so weit weg. Sportlich nach dem ersten Halbfinale gegen Bargteheide schon.

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Von Daniel Berlin
Sonntag, 30.03.2025, 18:10 Uhr

Stade. VfL-Chefcoach Joan Rallo Fernández trottet ein paar Sekunden vor der Schlusssirene quer über den Platz. Er hat zu heftig gegen die Entscheidungen der Schiedsrichter protestiert. Sie haben genug und schicken ihn weg. Kopfschüttelnd verschwindet Fernández hinter einer großen Tür in den Katakomben des Stader Sportcampus.

Ein Vulkan: Stades Trainer Joan Rallo Fernández erlebt die letzten Sekunden des Spiels nicht auf der Bank.

Ein Vulkan: Stades Trainer Joan Rallo Fernández erlebt die letzten Sekunden des Spiels nicht auf der Bank. Foto: Berlin

Kommentieren will er die Leistung der Unparteiischen nach der Stader 73:82-Niederlage im ersten Halbfinale der Play-offs gegen die Bargteheide Bees nicht. „Es ist nicht einfach, dieses Spiel zu pfeifen“, sagt er nur. Und, das ehrt den VfL-Chefcoach: „Wir haben verloren, weil wir schlechter gespielt haben.“

Neuer Zuschauerrekord für ein Basketballspiel

Mehr als 800 Menschen sehen das Scheitern der Stader im ersten von möglichen drei Halbfinalspielen gegen Bargteheide. Sie sehen eine harte Gangart der Gäste auf dem Platz. Sie sehen, wie die Stader Basketballer an der Defensive der Bees verzweifeln. Die Spieler testen die Grenzen zur Illegalität aus. Die Schiedsrichter pfeifen großzügig. Dass Basketball ein körperloses Spiel ist, ist ein Mythos.

Not in my House: Bargteheide spielt stark in der Defensive und blockt sechs Würfe.

Not in my House: Bargteheide spielt stark in der Defensive und blockt sechs Würfe. Foto: Berlin

Das erste Viertel verliert Stade mit 19:24. Zur Halbzeit steht es 36:41 aus VfL-Sicht. Beim 43:45 keimt Hoffnung. Aber die Gastgeber spielen ein schlimmes drittes Viertel. Sie sind knapp dran und leisten sich plötzlich die einfachsten Fehler. Pässe kommen nicht an. Die wendigen Bargteheider Spieler ziehen mit Wucht und Spielwitz zum Korb. Stade kann die Partie nicht mehr drehen.

Antragsfrist für Pro B läuft bis 14. April

Das Teammanagement um Thomas Bolz erledigt in Sachen Aufstieg seine Hausaufgaben. Die Spieler an diesem Samstagabend nicht. Bis zum 14. April müsste der VfL seinen Antrag auf eine Lizenz für die 2. Basketball-Bundesliga Pro B beim Verband abgeben.

Wenn die Mannschaft das Rückspiel am Samstag, 5. April, in Bargteheide verliert, verschwindet das entsprechende Papier in der Schublade. Bei einem Auswärtssieg würde der VfL am Sonntag, 6. April, um 12 Uhr im Sportcampus das entscheidende Spiel gegen die Bees bestreiten.

Aleksander Postic ist gegen Bargteheide mit 18 Punkten Stades erfolgreichster Werfer.

Aleksander Postic ist gegen Bargteheide mit 18 Punkten Stades erfolgreichster Werfer. Foto: Berlin

Die Auflagen für die Pro B sind happig, aber für den VfL Stade machbar. Die Arena in Riensförde verfügt über alle Voraussetzungen. Zuschauerkapazität, Schiedsrichterkabine, Catering-Bereich, Presseplätze. Der Verein beschäftigt die geforderten Festangestellten. Jugendcoach Alberto Artus verdient beim VfL sein Geld. Trainer Fernández arbeitet in Teilzeit.

VfL Stade kooperiert in Sachen Jugendarbeit

Der Verein müsste Jugendmannschaften im deutschen Oberhaus aufstellen. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Thomas Bolz. Der VfL kooperiert in der U16 mit den Hittfeld Sharks und in der U19 mit einem Club aus Pinneberg. Der Verband fordert intakte Jugendabteilungen, damit das Spielen in den höchsten deutschen Ligen auch nachhaltig ist.

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Dass sich ein Aufsteiger mit hohem finanziellen Aufwand Überflieger aus den USA einkauft, lehnt der Verband ab. „Unser aktueller Kader wäre Pro B-tauglich“, sagt Bolz. Der VfL spiele aber sicher gegen den Abstieg.

Trotz seiner starken Physis hat es Vytautas Meistas schwer unter dem Korb.

Trotz seiner starken Physis hat es Vytautas Meistas schwer unter dem Korb. Foto: Berlin

Bei einem Aufstieg müsste sich das Jahresbudget des VfL Stade auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag erhöhen. „Finanziell sind wir gesund aufgestellt“, sagt Bolz. Quartalsweise müsste der Verein in der Pro B seinen Haushalt offenlegen und dabei nachweisen, dass das Geld von den Sponsoren auch fließt.

Bees-Trainerin Gencay lernt aus Niederlage

Vielleicht werden die ganzen Planungen und Vorbereitungen Makulatur. Dabei hatte der VfL in der Liga sein Heimspiel gegen Bargteheide noch mit 23 Punkten Unterschied gewonnen. Aber Bees-Trainerin Sükran Gencay lernte aus dieser Pleite und stellte ihre Mannschaft taktisch sehr gut auf Stade ein. Die Statistik belegt, dass die Bees in fast allen für die Defensive relevanten Parametern besser waren. „Dieses Spiel war Play-off-würdig“, sagt Gencay aber über die Leistungen beider Mannschaften. Beide hätten „Herz und Kampf gezeigt“.

Stades Coach Fernández behält seinen Optimismus. Der Spanier wird sich in der bevorstehenden Trainingswoche einige taktische Kniffe überlegen. „Die Bees haben neue Dinge gegen uns gemacht. Jetzt machen auch wir neue Dinge“, sagt Fernández.

Die Statistik zum Spiel

Spielverlauf aus VfL-Sicht: 19:24 (1. Viertel), 36:41 (Halbzeit), 57:64 (3. Viertel), 73:82 (Endstand)

VfL Stade/Punkte: Iturria 15/davon 4 Dreier, Postic 18/1, Selck, Angelats 7, Boadu 11/1, Drochner, Müsing, von Thun, Heise 8, Meistas 14/1, Blank, Baysalli.

Zuschauer: 820

Nächstes Spiel: TSV Bargteheide Bees - VfL Stade (Sbd., 5. April, 18.30 Uhr)

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