TViel Lob zum Geburtstag für den Landschaftsverband Stade

Smalltalk am Rande der Feierstunde: Kulturminister Falko Mohrs (Mitte) im Gespräch mit Michael Roesberg (links) und Dr. Hans-Eckhard Dannenberg vom Landschaftsverband Stade. Foto: Strüning
Viele werden mit dem Begriff nicht viel anfangen können: Landschaftsverband Stade. Dabei spielt der Verein in Sachen Kultur und deren Förderung eine zentrale Rolle - und das seit 60 Jahren. Ein guter Grund zu feiern. Selbst ein Minister kam.
Stade. „Snackt ji all platt?“, fragte Vereinsvorsitzender Michael Roesberg die illustre Gästeschar am Dienstagnachmittag im altehrwürdigen Königsmarcksaal des Stader Rathauses. Roesberg selbst ist Rheinländer und war 15 Jahre lang der Stader Landrat. Der Spruch war augenzwinkernd gemeint, zeugt aber auch von tieferem Sinn.
Die Förderung der plattdeutschen Sprache steht ganz oben auf der Liste des Landschaftsverbands. „Wellenbreker“, die Gruppe mit jungen Theaterspielern, die plattdeutsche Stücke aufführen, ist ein Beispiel der Verbandsprojekte. „Platt is cool“ an den Schulen ein weiteres.
Eine starke Bilanz - doch aktuell gibt es Ärger ums Geld
Zudem wird die Erforschung der regionalen Geschichte und werden kulturelle Einrichtungen unterstützt. Museen und Bibliotheken werden beraten und die Orgelkultur gefördert. In seinen 60 Jahren hat der Landschaftsverband 80 Bücher publiziert. In den ersten Jahren stand die Erhaltung von 200 Baudenkmälern im Vordergrund. Klingt alles gut, und doch gibt es Ärger.
Der niedersächsische Finanzminister droht in seinem Haushaltsentwurf mit Kürzungen für 2024. Speziell geht es um 2,5 Millionen Euro, mit denen Investitionen von Kultureinrichtungen gefördert werden sollen. Bei den Landschaftsverbänden stößt das auf entschlossene Kritik.
Dass die „segensreichen Mittel“, wie sie Roesberg nannte, für 2024 nicht mehr vorgesehen sind, enttäuscht die Kulturförderer. Wer mit dem Gedanken der Mittelkürzung in diesem Bereich spiele, „spielt mit der kulturellen und historischen Identität unseres Landes“, so Roesberg.

Die junge Theatergruppe „Wellenbreker“ ist ein Projekt des Landschaftsverbands zur Förderung der plattdeutschen Sprache.
Minister Falko Mohrs nimmt Dampf aus dem Kessel
Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Kultur und Wissenschaft, versuchte, Dampf aus dem Kessel zu nehmen, blieb aber vage.
Ministerium und Politik seien in intensiven Gesprächen, schließlich habe sich das Investitionsprogramm des Landes bewährt, das über die Landschaftsverbände verteilt wird - wie andere Fördermittel auch. Offenbar geht es weiter mit den Zuschüssen, eine endgültige Summe wollte Mohrs noch nicht nennen. Er versprach aber ab dem Haushalt 2025 eine Verstetigung des Postens und damit Zuverlässigkeit.
Die Arbeit bei Beratung und Projektförderung sei „unglaublich wichtig“, weil die verschiedenen Landschaftsverbände in Niedersachsen nahe dran seien an der Basis. Die Verbände förderten ein positives Verständnis von Heimat und schafften durch ihre Arbeit eine regionale Identität. Die dezentrale Struktur der Kulturförderung wolle er beibehalten.
Ursprünglich nennt sich der Verein „ Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden“ oder eben kurz Landschaftsverband Stade, weil er hier im Johanniskloster seinen Sitz hat. Geschäftsführer ist seit vielen Jahren Dr. Hans-Eckhard Dannenberg.
Hannovers Versprechen: Geld - und eine langfristige Perspektive
Wasser, Watt, Marsch, Moor und Geest prägen Landschaft und Leben zwischen Elbe und Weser, heißt es auf der Internetseite des Landschaftsverbandes. Zwischen Cuxhaven, Stade und Verden, Bremerhaven und Buxtehude gibt es weite Räume und kleine Städte. Elbe und Weser gliedern das Gebiet von außen her, Marsch, Moor und Geest tun dies im Innern. Jede einzelne Region habe ihren besonderen Charakter.
Die Erzbischöfe von Bremen schufen im Mittelalter das „Erzstift Bremen“, einen Kirchenstaat, der sich im Elbe-Weser-Dreieck von Bremen bis nach Stade erstreckte. Im 16. Jahrhundert kam das „Hochstift Verden“ hinzu. Auf Dauer verschmolzen diese beiden geistlichen Staaten im 17. Jahrhundert.
Im Dreißigjährigen Krieg eroberte das Königreich Schweden die Region (1645) und errichtete die „Herzogtümer Bremen und Verden“, eine schwedische Provinz mit Stade als Hauptstadt. Diese Provinz wurde 1712 von dänischen Truppen erobert und kam 1715/1719 durch Kauf an die Kurfürsten von Hannover.
Auch nach der Annexion Hannovers durch Preußen (1866) blieb das Elbe-Weser-Dreieck als „Regierungsbezirk Stade“ eine Verwaltungseinheit, ebenso im 1946 neu geschaffenen Bundesland Niedersachsen.
Plattdeutsch, Museen und die Orgelkultur als Schätze
In der langen gemeinsamen Geschichte der Region seien kulturelle Traditionen und eine vielfältige Kulturszene entstanden, die vom Landschaftsverband Stade erforscht und gefördert werden: das Plattdeutsche, Museen, Orgeln, Kunst, Literatur, Musik und Theater.
Gegründet wurde der Landschaftsverband 1963. Initiator war Thassilo von der Decken, einst Oberkreisdirektor in Stade. Zurzeit hat der Landschaftsverband 59 Mitglieder: die Historische Landschaft, die fünf Landkreise seines Gebietes, 17 Städte und Gemeinden sowie 36 Heimat- und Kulturvereine.