T„Erschreckend, was hier liegen bleibt“: Viel Müll nach dem Hurricane

Die Festivalisten sind weg. Was zurückbleibt, ist ihr Müll. Foto: Ulla Heyne
65.000 Festivalfans feierten am Wochenende auf dem Eichenring mit mehr als 100 Bands. Beim Verlassen der Kleinstadt gab es wieder Erwarten keine Staus, dafür viel Müll.
Scheeßel. Am Montag, dem Tag nach dem Hurricane, blieben Staus weitgehend aus. Kein Wunder, haben etliche Musikfans Scheeßel doch bereits am Sonntagabend vorzeitig verlassen.
Kurz vor dem geplanten Start des Headliners Green Day um 22 Uhr zog eine Gewitterfront durch - die Veranstalter evakuierten das Infield und ersuchten die Besucher, in den Autos zu warten. Lange war unklar, ob die letzten Konzerte noch gespielt würden - viele warteten den um zwei Stunden verzögerten Start des letzten Konzerts nicht mehr ab und traten die Rückreise an.
Entsprechend entspannt geht es am Morgen auf den Straßen und am Bahnhof zu. Die weiteren ab Mittag drohenden Gewitter und Regenschauer veranlassen viele zum zeitigen Aufbruch. Bereits ab den Morgenstunden sind die beiden Bahnsteige voll, Gedränge herrscht dank der Sonderstopps des Metronoms nach Bremen und Hamburg jedoch nicht. „Eine entzerrte und entspannte Abreise“, konstatiert Polizeisprecher Marvin Teschke.
Tafeln aus Zeven und Scheeßel mit 40 Leuten vor Ort
Alle Hände voll zu tun haben hingegen die Ehrenamtler unterschiedlicher Organisationen, die sich um die nachhaltige Verwertung der Hinterlassenschaften der Fans kümmern. Die Tafeln der Ausgabestellen Scheeßel und Zeven sind mit insgesamt 40 Personen vor Ort, die sich in Kooperation mit der Initiative Foodsharing um verwertbare Nahrungsmittel kümmern.
Vor allem sind es Konservendosen, die eingesammelt oder gebracht werden, der Klassiker sind Ravioli und Instant-Suppen. „Gefühlt haben wir mehr als letztes Jahr“, meint Alena Hoan, Koordination für Foodsharing, „bei dem heißen Wetter wurde weniger gegessen“. Als positiv vermerkt sie, dass der festivaleigene Supermarkt viele verderbliche Waren gespendet hat. Sie und ihre Mitstreiter verteilen das, was die beiden Tafeln nicht gebrauchen können.
Die fünf Zevener sind bis auf Davod Arian alle zum ersten Mal auf dem Eichenring. Der Zevener Koordinator engagiert sich, seit er vor zehn Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam. „Anfänglich war ich dort Kunde“, erzählt er. Das Hurricane ist für die Tafeln die Hauptquelle für Konservendosen für das gesamte Jahr.
Gegen elf ist schon das erste Auto voll, sortiert und verteilt wird bei der Ausgabestelle am Scheeßeler Bahnhof. „Ersttäter“ Werner Pape ist beeindruckt: „Die Leute hier sind nett und zuvorkommend; wenn sie uns sehen, bringen sie die Sachen zum Wagen.“
Eichenschüler packen fleißig mit an
Anke Tiessen, ebenfalls zum ersten Mal dabei, ist begeistert von der Organisation: „Hier müssen so viele Leute koordiniert werden, dazu noch die Autos und Trecker!“ Insgesamt ist die Lehrerin, die gemeinsam mit ihrem Kollegen John Cramer den Einsatz einer elften Klasse initiiert hat, schockiert: „Einige haben ihr Camp toll aufgeräumt und die Lebensmittel zusammengestellt, aber bei anderen Camps liegt das mitten zwischen dem Müll.“
Von den knapp zwei Dutzend Eichenschülern, die sich freiwillig für diesen Einsatz entschieden haben, sind die meisten auch erschienen, obwohl sie bis vor einigen Stunden hier gefeiert haben. Bei Talea Rathjen hat es noch für fünf Stunden Schlaf gereicht. Die 17-Jährige wundert sich, was manche mit aufs Festival nehmen, „in einem Camp ganz viel Thunfisch oder eine Dose Rote Bete“.
Müll sorgt für Erschrecken
Auch die fast drei Dutzend Beekelöwen, dem Scheeßeler Unterstützerkreis des Kinderhospizes Löwenherz in Syke, haben Unterstützung einiger junger Leute. Marie und Luisa helfen, Faltstühle, Bierpongtische und andere Camping-Utensilien sicherzustellen. „Ganz schön erschreckend, was hier so liegen bleibt“, finden die beiden 18-Jährigen.
Zufrieden ist man auch bei „Hanseatic Help“. Die Hamburger haben sich auf das Sammeln von Zelten, Isomatten und Schlafsäcken für Obdachlose spezialisiert. Unter den 60 Helfern sind heute auch neun Lions, die dabei helfen, Pfanddosen zu sortieren. Auf die sind auch die zahlreichen Sammler scharf, die ab 12 Uhr offiziell das Gelände betreten dürfen. Nicht selten kommt es bei der Suche nach dem lukrativen Müll zu Streitigkeiten. Was liegenbleibt: Ohrstöpsel, Unterhosen, Kühltaschen, Trichter, Couscous, Flachmänner und gefärbte Eier - die Bilanz eines Feier-Wochenendes.
Abreise vom Hurricane: So viel Müll bleibt zurück
Die letzten Festivalfans verlassen am Montag das Hurricane-Gelände in Scheeßel. Mehrere Tage Feierei steckt ihnen in den Knochen. Wenn die Gäste gehen, bleibt eine Menge Müll zurück.