TViele tausend Gäste pro Jahr: Was die Jugendherberge in Stade ausmacht

Seit 1932 ist die Stader Jugendherberge am selben Ort. Ina und Arnth Isernhagen leiten sie seit knapp drei Jahrzehnten. Foto: Bisping
Sie ist ein beliebter Anlaufpunkt in sehr guter Lage: die Stader Jugendherberge. Ina und Arnth Isernhagen leiten das Haus seit fast 30 Jahren. Es hat eine bewegte Geschichte - und die Gastgeber machen es fit für die Zukunft. Ein Rundgang.
Stade. Das Gebäude der Deutschen Jugendherberge in Stade schmiegt sich in eine herzförmig anmutende Spitze. Es liegt am historischen Burggraben nahe der Altstadt - und Herz passt auch zum Haus. Denn das Herbergspaar Ina und Arnth Isernhagen betreibt es seit bald 30 Jahren mit viel Hingabe. Es ist hell, sauber, freundlich - einfach zum Wohlfühlen. Ein Indiz dafür dürften die regelmäßig wiederkehrenden Gäste sein.

Der große Flur im Erdgeschoss mündet in den Eingangsbereich. Arnth Isernhagen zeigt die Trennung zwischen dem alten Haus und dem hinter ihm beginnenden neuen Anbau. Foto: Bisping
Arnth Isernhagen erzählt von der Entwicklung der Herberge. Zum Beispiel, dass es 1921 in den Kasernen beim jetzigen Finanzamt die erste gegeben habe. Von 1924 bis 1926 dann im Zeughaus. Seit 1932 ist sie an den Kehdinger Mühren 11 verortet.

Ein Vierbettzimmer mit allem, was eine Jugendherberge braucht, inklusive Schränke und Waschbecken. Foto: Bisping
„Wir sind ganz stolz“, sagt er. Weil das Haus vor der NS-Zeit erbaut worden sei „ohne falsche Ideologien“, wie er sagt. Bis auf zwei kurze Unterbrechungen - im Krieg für Flüchtlinge und zur Wendezeit für Bürger der ehemaligen DDR - sei es immer als Jugendherberge genutzt worden.
Jährlich 4000 Gäste in der Stader Jugendherberge
Ina und Arnth Isernhagen bewirtschaften das Haus mit neun Angestellten. Warum Stade? „Weil es nach dem Ende unserer Assistenzzeit auf Sylt die einzige Jugendherberge war, die Bedarf hatte.“ In Stade fühlen sich die Isernhagens wohl - und die Gäste bei ihnen. Es gebe viele Wiederkehrer, sagt Arnth Isernhagen.

Das Wandbild eines Künstlers zeigt die wichtigsten Gebäude der Hansestadt. Links zu sehen ist die Jugendherberge. Foto: Bisping
Als die Isernhagens übernahmen, gab es 84 Betten. 2001 wurde an das alte Gebäude angebaut. Seitdem sind es 36 Zimmer mit 139 Betten. Auch barrierefreie sind dabei. Im Schnitt beherbergen sie jährlich 4000 Gäste bei 16.200 Übernachtungen. Hauptsaison ist von O bis O - von Ostern bis Oktober, sagt Arnth Isernhagen. Dann kommen die Schulklassen in den 6. bis 13. Jahrgängen. Sie machen, schätzt er, ungefähr 66 Prozent der Gäste aus.
Beliebteste Strecken
Elbe-Radweg durch den Kreis Stade belegt erneut Platz 2
Städteplanung
T Stader Politiker wollen den Bahnhof vor dem Verfall retten
Familien seien eher auf der Durchreise. Außerhalb der Saison gebe es vorwiegend Theater- und Chorgruppen. Seit Corona habe das abgenommen, laufe jetzt aber wieder an, sagt Isernhagen. Dabei bieten sich die fünf Speiseräume im Erdgeschoss für Veranstaltungen größerer Gruppen gut an: Die Räume lassen sich durch flexible Wände zu einem großen Saal arrangieren.
Erfolgreiche Bilanz - trotz weniger Herbergen
Ebenfalls im Erdgeschoss: die große Küche und das Büfett. Gäste erhalten sieben Tage die Woche ein Frühstück und ein Abendessen, zum Mittag gibt es ein Lunchpaket. Eingekauft wird regional, bio großgeschrieben: Ob Apfelsaft oder Marmelade, Milch, Reis oder Kaffee - alles läuft schon lange auf Bio, sagt der Herbergsvater. Seit 2023 auch die Cerealien. Das Haus sei in Teilen bio-zertifiziert: „Wir machen auch ganz viel selbst, zum Beispiel Quark oder das Brot zum Grillen“, sagt er. Praktisch, dass Arnth Isernhagen gelernter Koch und Konditormeister ist.

Hier gibt es das Frühstücks- und Abendbüfett. Unter den Abdeckungen verbergen sich Wärmebehälter für die Speisen. Foto: Bisping
Geschlafen wird überwiegend in Vierbettzimmern. Es gibt ein paar wenige Zimmer mit sechs oder mit zwei Betten - für Schullehrer oder Gruppenleiter. Alle Zimmer sind mit Tisch, Stühlen, Schränken und Waschbecken eingerichtet. Sanitäre Anlagen gibts nach einem kurzen Gang über den Flur. Dort stehen auch kleine Container zum Mülltrennen. Das Haus sei nachhaltig zertifiziert. Arnth Isernhagen: „Wir bemühen uns, den CO2-Fußabdruck zu senken.“
Aufenthalte in Jugendgästehäusern sind beliebt: Nach dem Deutschen Jugendherbergswerk - Landesverband Nordmark (dazu zählen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein) war das Jahr 2023 ein sehr erfolgreiches. Mit weit über einer Million Übernachtungen verzeichnete der Verband das beste Ergebnis seit sechs Jahren. In 40 Jugendherbergen übernachteten 364.811 Gäste (in Niedersachsen 30.632 Gäste) öfter als 1.064.000-mal. Und das, obwohl es ein paar Häuser weniger gibt.
Ein Wunsch: sanitäre Anlagen in den Zimmer
„Unser Jahresergebnis ist umso bemerkenswerter vor dem Hintergrund, dass wir vier Jugendherbergen weniger in Betrieb hatten als vor der Pandemie“, sagt Landesverbands-Geschäftsführer Stefan Wehrheim. Drei sollen weiterhin sinnstiftenden Sondernutzungen dienen und zum Beispiel Geflüchtete beherbergen. Die Jugendherberge Bad Oldesloe wurde ganz geschlossen.

Freizeitbeschäftigungen wie Billard oder Tischtennis gibt es ebenfalls. Foto: Bisping
Obwohl mitten in der Stadt, zählt das Stader Haus zu den Landhäusern. Außer Ausflügen nach Bremerhaven, Hamburg oder ins Alte Land bietet es Freizeitaktivitäten wie Tischtennis- und Billardspielen und mehrere Aufenthaltsräume für interne Veranstaltungen. Eine Außenanlage mit Garten hält Möglichkeiten zum Chillen oder Volleyballspielen bereit.
Jetzt lesen: Zwischen Spülküche und Spielen: Ein Abend in der Jugendherberge

Arnth Isernhagen in einem der Speiseräume, deren Wände sich so verschieben lassen, dass ein großer Saal entsteht. Foto: Bisping
Was sich die Isernhagens für ihr Haus wünschen? „Es läuft ganz gut“, sagen sie. Die Möbel seien in Ordnung, aber in die Jahre gekommen. Im Jugendherbergswerk gebe es gerade Neuerungen, vielleicht auch in Sachen Interieur. Was sie gerne anbieten würden, seien Zimmer mit Dusche und WC. Doch für Umbaumaßnahmen fehlt das Geld. „Wir würden die Stadt ja um Unterstützung bitten. Aber das ist bei ihrer derzeitigen finanziellen Lage schwierig.“