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Geflügelpest

TVogelgrippe im Kreis Rotenburg: Tote Kraniche im Tister Bauernmoor entdeckt

Das tatsächliche Ausmaß des Seuchengeschehens unter den im Tister Moor rastenden Kranichen ist unbekannt.

Das tatsächliche Ausmaß des Seuchengeschehens unter den im Tister Moor rastenden Kranichen ist unbekannt. Foto: Bernd Herzig

Das Friedrich-Löffler-Institut schätzt Kraniche als besonders empfänglich für die Geflügelpest ein. Das traurige Geschehen ist auch im Tister Bauernmoor angekommen.

Von Monika Hahn Donnerstag, 30.10.2025, 05:50 Uhr

Sittensen. Seit Tagen zeigen Medienberichte das Pech des Glücksvogels: Viele Kraniche sind schwer krank und sterben offenbar an der Vogelgrippe. Bei derzeit zehntausenden Tieren täglich tummeln sich mutmaßlich auch reichlich erkrankte Tiere unter den gefiederten Besuchern im Tister Bauernmoor.

Moorkenner Bernd Herzig bestätigt dies und hat bereits einige tote Exemplare entdeckt. „Noch ist es eine niedrige, zweistellige Zahl. Dennoch habe ich noch nie so viele verendete Kraniche in so kurzer Zeit bei uns gesehen“, sagt er.

Dynamische Situation und hohe Risiken

Wie schlimm die Situation wirklich ist, kann niemand sagen. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) ordnet das Geschehen als sehr dynamisch ein und hat daher das Risiko von Viruseinträgen in Geflügelhaltungen als „hoch“ eingestuft.

Eine exakte Erfassung würde eine Laboruntersuchung verendeter Wildvögel voraussetzen – angesichts des unwegsamen Geländes im Moor unmöglich. Der Landkreis erläutert dies in einer Stellungnahme: „Finden sich in Gebieten vermehrt tote Wildvögel, könnte dies ein Indiz für einen möglichen Befall sein. Diese Fälle werden dokumentiert und beobachtet, einzelne Vögel davon ins Labor geschickt. Die Daten der bestätigten Fälle werden im Anschluss an das (…) FLI gegeben und dort gesammelt. Auf Grundlage dieser Meldungen veröffentlicht das FLI die offiziellen Fallzahlen und bewertet die Lage.“ Auch der Landkreis bewertet die Lage in der Region als brisant: „[Es] besteht aktuell ein erhebliches Risiko, dass die Geflügelpest in niedersächsische Geflügelhaltungen eingeschleppt wird.“

Verhalten der Kraniche im Tister Moor

Bernd Herzig hat angesichts der Situation das Verhalten der Tiere genau studiert und er sagt: „Gemessen an der Jahreszeit haben wir weniger Kraniche zu Gast. Große Gruppen kreisen über den Wasserflächen, fliegen ihre Schlafplätze jedoch gar nicht an.“

Ende Oktober erreicht der Kranichzug im idyllischen Tister Bauernmoor seinen Höhepunkt. Moorkenner entdecken derzeit tote Vögel.

Ende Oktober erreicht der Kranichzug im idyllischen Tister Bauernmoor seinen Höhepunkt. Moorkenner entdecken derzeit tote Vögel. Foto: Bernd Herzig

Die hohe Empfänglichkeit der Kraniche ordnet das FLI folgendermaßen ein: Diese Vogelart habe sich bei uns bisher „nicht mit dem Geflügelpestvirus auseinandersetzen“ müssen. „Wenn solch eine sehr empfängliche Wildvogelart dann Kontakt zu infizierten und Virus ausscheidenden Wildvögeln hat (…), kann sie sich leicht infizieren. Aufgrund der regional sehr hohen Tierzahlen und der Dichte der Individuen an den Futter- und Übernachtungsplätzen, kommt es zur raschen Ausbreitung und einer Vielzahl an Todesfällen.“

Präventionsmaßnahmen für Tierhalter

Als Präventionsmaßnahme appelliert der Landkreis, den Kontakt zu infizierten oder toten Tieren zu meiden und eigene Tiere vor einer Infektion zu schützen: „Auf Grundlage dieser Risikobewertung und eines Erlass des Landes (…) wird über eine Stallpflicht entschieden. Natürlich kann jeder Geflügelhalter auch ohne Aufstallpflicht entscheiden, seine Tiere im Stall zu lassen, um das Risiko für sie zu minimieren.“

Für Säugetiere und Menschen bestehe nur bei sehr intensivem Kontakt ein Infektionsrisiko, also beispielsweise, wenn Haustiere erkrankte oder tote Vögel fressen. Der Landkreis empfiehlt allen Tierhaltern besondere Einhaltung der „empfohlenen Biosicherheitsmaßnahmen“. Dazu zählt, in betroffenen Gebieten seine Haustiere zu schützen und Katzen möglichst im Haus zu halten und Hunde anzuleinen.

Grippeschutzimpfung als Schutzmaßnahme

Personen mit engem Kontakt zu Geflügel empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit eine Grippeschutzimpfung, um das Risiko einer parallel auftretenden Infektion mit der Geflügelpest und der humanen Influenza zu minimieren.

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