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„Diskriminierung“

TVolksbank Elbe-Weser: Konto-Blockade gelöst – Freudentränen fließen

Die Zwillingsschwestern Katharina (links) und Christine Middendorf freuen sich, wieder selbst Geld von ihrem Konto bei der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck abheben zu dürfen.

Die Zwillingsschwestern Katharina (links) und Christine Middendorf freuen sich, wieder selbst Geld von ihrem Konto bei der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck abheben zu dürfen. Foto: Dührkop

Der Ärger war groß, als die Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck ihre Geschäftspraxis eingeschränkt hat - mit Folgen für Kunden, die auf einen Betreuer angewiesen sind. Der mediale Druck war groß, eine Lösung ist nun gefunden.

Von Julia Dührkop Montag, 21.10.2024, 12:15 Uhr

Beverstedt. „Danke, dass die Volksbank wieder für uns da ist“, sagt Katharina Middendorf. Sie und ihre Schwester Christine sind froh, in Kürze wieder eigenständig Geld von ihrem Konto abheben zu dürfen. Was eine Selbstverständlichkeit im Alltag sein sollte, war es in den vergangenen drei Monaten nicht mehr.

Die 29-jährigen Zwillinge gehörten zu den 100 Kunden der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck, die seit 15. Juli von einer gravierenden Veränderung betroffen waren. Menschen, die unter Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt stehen, durften nach einer härteren Auslegung der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck nicht mehr an ihr Konto - nur noch der Betreuer. Zu diesem Entschluss war die Volksbank nach der Fusion gekommen. Dagegen hat ihre Pflegemutter und Betreuerin Marina Hohmann aus Drangstedt vehement protestiert.

Inklusionsbeauftragter unterstützt Zwillinge

Auch der Inklusionsbeauftragte des Landkreises Cuxhaven, Jürgen Wintjen, hat sich mit großem Engagement für die Rechte von beeinträchtigten Menschen stark gemacht: Vom Landes- und Bundesbehindertenbeauftragten, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bis zur Bankenaufsicht in Frankfurt am Main hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Nun ist Bewegung in die Sache gekommen: Volksbank-Vorstand Frank Koschuth präsentiert eine weitere Möglichkeit, wonach auch beeinträchtigten Menschen wieder ein Kontozugriff ermöglicht werden soll. „Unsere Entscheidung, ab Juli 2024 den gesetzlich geregelten Umgang mit Konten von Personen, die unter einer Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt stehen, zu einem verbesserten Schutz der Betreuten auszulegen, führte in der täglichen Umsetzung teilweise zu Herausforderungen“, teilt er mit.

Vorstand Frank Koschuth von der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck.

Vorstand Frank Koschuth von der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck. Foto: Arnd Hartmann

Nun wird den Betroffenen über ein Guthabenkonto mit eigener Girocard ein eigenständiger Kontozugriff ermöglicht. Die Verantwortung liegt beim Betreuer des Kunden. Er ist auch dafür zuständig, dass das Konto über Guthaben verfügt. Es gibt demnach ein Haupt- und ein Unterkonto.

Lösung wie bei der Weser-Elbe Sparkasse

So handhabt es auch die Weser-Elbe Sparkasse und die Volksbank Stade-Cuxhaven. „Wir haben nach einer weiteren, rechtlich einwandfreien Lösung gesucht, die für einige unserer betroffenen Kunden komfortabler sein kann“, sagt Koschuth.

Ausdrücklich hebt er die Unterstützung der Rechtspflegerinnen beim Amtsgericht Geestland in Langen hervor. „Das Beratungsgespräch war sehr gut und konstruktiv“, so Koschuth, denn der Teufel stecke oftmals im Detail.

Voraussetzung für diese neue, zusätzliche Option ist die Unterschrift des Betreuers unter einer Einverständniserklärung, um die Nutzungsfreigabe zu erteilen. Auf eine Haftungserklärung verzichtet die Volksbank.

„Wir sind der Meinung, mit dieser zusätzlichen Variante für alle Beteiligten eine gute Lösung gefunden zu haben, die den Inklusionsprozess fördert“, teilt Koschuth mit.

Die betroffenen Kunden bekommen in den nächsten Wochen einen Brief, in dem sie zu einem persönlichen Beratungsgespräch eingeladen werden. Ein bisschen Geduld ist noch erforderlich, damit technisch alles eingerichtet werden kann.

Die Zwillinge aus Drangstedt freuen sich jetzt schon auf die Bankkarte. „Ich habe vor Freude eine Träne verdrückt, als der Anruf der Bank kam“, sagt Katharina Middendorf. Für ihre Betreuerin Marina Hohmann ist es einfach nur „supertoll“. Sie freut sich, dass die Volksbank auf die Bedürfnisse der Kunden gehört hat.

„Man hätte sich das Hickhack ersparen können“

Um den Zwillingsschwestern ein Bittstellergefühl zu ersparen, hat Hohmann die Beträge der Lebenshilfe, wo beide beschäftigt sind, auf dem Konto nicht angerührt. Stattdessen hat sie ihnen Geld gegeben. Die Pflegemutter sieht es so, dass sie als Entschädigung für die ungewisse Zeit das gesparte Geld behalten dürfen. „So ist das in Ordnung“, sagt Wintjen zur neuen Lösung der Volksbank. „Hätte man es von Anfang an so gemacht, hätte man sich das ganze Hickhack ersparen können.“ Aber letztlich zähle das Ergebnis.

Der Sitz der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck in Beverstedt.

Der Sitz der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck in Beverstedt. Foto: Volksbank

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