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Landwirtschaft

TVom Feld in den Tank: Das passiert nach dem Abblühen mit dem Raps

Landwirt Markus Mushardt prüft die Blüten seines Rapsfeldes in Ottendorf.

Landwirt Markus Mushardt prüft die Blüten seines Rapsfeldes in Ottendorf. Foto: rp

Speiseöl, Biodiesel, Futtermittel - die Nutzungsmöglichkeiten von Raps sind vielfältig. Welche Bedingungen müssen stimmen, damit der Ertrag hoch ist - und was macht den Landwirten zu schaffen?

Von Mareike Blumenthal Donnerstag, 29.05.2025, 08:00 Uhr

Otterndorf. 375 Hektar Land bewirtschaftet Markus Mushard aus Otterndorf - davon 325 Hektar Acker- und 50 Hektar Grünland. Neben Weizen, Gerste und Mais zählt Raps zu seinem umfangreichen Sortiment. Spätestens Anfang Juni hat es sich „ausgerapst“ - dann sind die gelben Felder abgeblüht.

Markus Mushardt ist Deutschlands Ackerbauer des Jahres 2023

Mushardt wurde 2023 mit dem Ceres Award in der Kategorie „Ackerbauer des Jahres“ von der Fachzeitschrift Agrarheute ausgezeichnet. Dieser würdigt außergewöhnliche Leistungen in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft, wie nachhaltige Ressourcennutzung, Umwelt- und Klimaschutz sowie Transparenz in Produktion und Produktherkunft.

Markus Mushardt zeigt auf eine einer seiner Raps-Flächen in Otterndorf.

Markus Mushardt zeigt auf eine einer seiner Raps-Flächen in Otterndorf. Foto: rp

Beim „Sensibelchen“ Raps müssen viele Bedingungen stimmen

Damit aus dem Raps zum Beispiel Speiseöl werden kann, müssen zunächst viele Faktoren beim Anbau stimmen. „Der Raps ist ein Sensibelchen“, sagt Mushardt schmunzelnd. „Er benötigt einen Boden mit guter Struktur und Durchlüftung, sowie eine gute Nährstoffversorgung und Wasserverfügbarkeit“, erklärt Mushardt.

Die Witterung sei daher essenziell, um überhaupt gute Erträge zu erzielen. „20 Grad und gelegentlich ein Regenschauer sind ideal“, sagt der Landwirt. Denn sehr kühle oder zu trockene Luft mag der Raps nicht. „Im Schnitt haben wir pro Hektar etwa 4500 Kilo, in sehr guten Jahren bis zu 5500 Kilo“, berichtet der 33-Jährige. Im schlimmsten Fall seien es nur etwa 1000 Kilo, das käme aber äußerst selten vor.

Warum der Raps manchmal Geburtstag feiert

Ausgesät wird der Raps Ende August. Nach der Abblühe zwischen Ostern und Pfingsten dauert es noch eine Weile, bis sich die Schoten ausgebildet haben und darin die Körner wachsen. Zwischen Ende Juli und Anfang August ist der Raps dann druschreif, also bereit für die Ernte. „Manchmal kommt es auch vor, dass der Raps Geburtstag feiert, sollte er bis dahin noch nicht druschreif sein“, erzählt Mushardt.

Größte Produktions-Regionen sind Hamburg und Hamm

Nach der Rapsernte wird dieser zunächst von lokalen Landhändlern aufgekauft und zu Ölmühlen in den Regionen Hamburg und Hamm weitertransportiert. „Etwa 98 Prozent des im Cuxland angebauten Raps kommt dahin“, erklärt der Landwirt.

Etwa sieben Prozent Biodiesel sind im Diesel. Ein Teil seines Rapses landet also wieder auf dem Hof von Markus Mushardt - im Tank der Landmaschinen.

Etwa sieben Prozent Biodiesel sind im Diesel. Ein Teil seines Rapses landet also wieder auf dem Hof von Markus Mushardt - im Tank der Landmaschinen. Foto: rp

Aus einer Tonne Raps können bis zu 400 Kilogramm Öl gewonnen werden. Aus etwa 30 Prozent wird Speiseöl hergestellt, 60 Prozent wird zu Biodiesel, 10 Prozent entfallen auf die Kosmetikindustrie.

Vom Acker in die Ölmühle und wieder zurück auf den Hof

Insgesamt werden aus 100 Prozent Raps etwa 40 Prozent Öl. Nach Abtrennen des Öls bleiben etwa 60 Prozent der Rapsaat als eiweißreicher Rapskuchen und Rapsextraktions-Schrot.

Diese werden als Futtermittel für Nutzvieh wie Rinder und Schweine verwendet. Nach Sojaschrot ist Rapsschrot in Deutschland und der EU das wichtigste Eiweißfuttermittel, da es reich an Protein ist.

Fotos? Gerne - aber bitte an die Spiel-Regeln halten

Die gelb blühenden Rapsfelder sind auch beliebte Fotomotive. Obwohl das Betreten einer wachsenden Kultur verboten ist, hält sich nicht jeder daran. „Bisher habe ich dadurch keinen wirtschaftlichen Schaden erlitten. Solange man vom Rand oder in der Fahrrinne Bilder macht, habe ich damit kein Problem“, sagt Mushardt.

Der Raps blüht von unten nach oben ab und die ersten Schoten fangen an sich zu bilden.

Der Raps blüht von unten nach oben ab und die ersten Schoten fangen an sich zu bilden. Foto: rp

„Einige Kollegen haben sogar extra Fototafeln und Podeste aufgestellt, um das Fotografieren an den Rapsfeldern zu steuern. Grundsätzlich ist es ja auch Werbung für uns Landwirte“. Er appelliere da an den „gesunden Menschenverstand“, dass die Felder nicht kaputt getreten werden. „Ich trampele ja auch nicht einfach durch fremde Gärten, um die Blumen zu fotografieren“, sagt er.

Unverantwortliche Hundehalter großes Problem für Landwirte

Schlimmer fände er Menschen, die ihre Hunde ohne Leine in die Felder lassen. „Wenn mir da ein Hund ins Futtergras kackt und dadurch Keime ins Futter gelangen oder gerade jetzt der während der Brut- und Setzzeit das Wild aufscheucht - das finde ich unmöglich“.

Das Landvolk, einige Jäger und Privatpersonen fliegen derzeit mit Drohnen die Felder ab, um die eventuell dort liegenden Rehkitze ausfindig zu machen und beim Mähen nicht zu verletzen. „Wir betreiben hier nicht umsonst Tier- und Pflanzenschutz. Es wäre schön, wenn mehr Menschen darauf achten, wie sie und ihre Hunde sich in Acker-Nähe verhalten“, so der Landwirt.

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