TVom Schlachter zum Eis-Spezialisten: So kam Giorgio Li Giodice an die Küste

Giorgio Li Giodice arbeitete als Maurer, war Schlachter und führte mehrere Eiscafés, bis ihn ein Kunde auf den Ort Tossens aufmerksam machte. Hier fühlt er sich seit den 90ern zu Hause. Foto: Hippler
Es ist ein langer Weg, den Giorgio Li Giodice auf sich nahm, um Betreiber eines Eiscafés in Tossens zu werden. Nach dem Berufsstart als Maurer verließ er seine Heimat Sizilien. Nun stellt er in Butjadingen selbst Eis her. Das ist seine Geschichte.
Butjadingen. „Ich bin in Sambuca di Sicilia zur Schule gegangen. Jeden Morgen stand ich um 6 Uhr auf. Vor Schulbeginn habe ich Milch ausgeliefert. Auch nach der Schule. Umgerechnet war es ein Taschengeld von etwa fünf Mark im Monat“, erzählt Giorgio Li Giodice, der im Jahr 1948 im gleichen Ort geboren wurde. Während seine Mutter zu Hause die Familie versorgte, war Giorgios Vater als Angestellter bei einem Arzt beschäftigt.
Statt einen ähnlichen Weg einzuschlagen, beginnt für Giorgio Li Giodice ein außergewöhnlicher Lebenslauf mit vielen Stationen, der ihn schließlich zu einem erfolgreichen Gastronomen in Tossens werden lassen sollte. An der Nordseeallee betreibt er mit großem Erfolg ein Eiscafé. Das Eis stellt er selbst her.
„Nach der Schule wollte ich Maurer werden“, sagt der gebürtige Sizilianer. Diesen Plan setzt er auch um. Mit 12 Jahren beendet er die Schule und arbeitet bis zum 17. Lebensjahr als Maurer. Der Arbeitgeber bezahlt den jungen Mann eines Tages jedoch nur noch unregelmäßig.
Für Giorgio Li Giodice beginnt eine harte Zeit
Nachdem er Sizilien im Jahr 1968 den Rücken kehrt, findet er eine Anstellung als Maurer in einer Ziegelei, entscheidet sich aber bald für eine Ausbildung zum Schlachtergesellen. „Die Kühe wurden lebendig angeliefert und verließen die Fabrik in einer Dose“, erinnert sich der gelernte Fleischer.
Als er einen Italiener in Rastede kennenlernt, der bereits ein Restaurant und Eiscafé besitzt, führt es Giorgio Li Giodice erstmalig in die Gastronomie. Für zwei Jahre arbeitet er nebenberuflich an den Wochenenden im Eiscafé mit.

Die Familie Li Giodice restaurierte in Italien einen Fiat 500 aus dem Baujahr 1963. Von links die Söhne Gianni und Salvatore, rechts Giorgio Li Giodice. Foto: Hippler
„Der Inhaber wollte mit mir zusammen ein Hotel und Eiscafé aufmachen, aber ich wollte ein eigenes Geschäft führen“, erinnert sich Giorgio Li Giodice. Kaum hat er in Oldenburg das erste Eiscafé eröffnet, verkauft er es ein Jahr später wieder, als er einen neuen Platz in Bremen findet. Er hat den Plan, ein Eiscafé mit einem Speiserestaurant, eine Pizzeria, zu verbinden. Obwohl andere Gastronomen in seinem Umfeld nicht an die Idee glauben, macht er es trotzdem.
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„Es war früher nicht üblich, ein Eiscafé in Kombination mit einem Restaurant zu führen“, erinnert sich der Familienvater, der den Gegenbeweis anstellt. Er mietet Räume an und führt zehn Jahre lang mit Erfolg das „Eiscafé mit Pizzeria Rimini“.

Gianni Li Giodice, einer der Söhne von Giorgio, füllt eine Waffel mit eiskalten Leckereien. Foto: Hippler
Nach 20 Jahren verkauft der Gastronom sein Restaurant, um sich eine Auszeit von acht Monaten im italienischen Ort Agrigent zu nehmen. Nach Oldenburg zurückgekehrt, erfindet er sich einmal mehr neu und liefert Eis für den deutschen Großhandel aus. Zufällig werden direkt neben dem Jaderpark zwei Häuser zum Verkauf angeboten. Er beschließt, die neue Chance zu nutzen, kauft die Gebäude und eröffnet als Gastronom ein neues Lokal.
Wie ein Kunde die Familie Li Giodice nach Tossens brachte
Drei Jahre lang betreibt der Gastronom das Geschäft in Jaderberg. In dieser Zeit kommt ein Kunde jeden Abend zu ihm und bestellt zwei Becher Eis für 10 Mark, der ihn auf eine neue Idee bringt. „Eines Abends mache ich gegen 22 Uhr Feierabend und will nach Hause. Da steht er vor mir und sagte, dass er mich nach Tossens bringt“, erzählt der 76-Jährige und führt aus: „Er holte mich an einem Sonntagvormittag ab, brachte mich zur Eigentümerin des Gebäudes an der Strandallee, das er für mich vorgesehen hatte, und ließ mich die Verhandlungen führen.“
Giorgio Li Giodice hat ein Motto, das von je her sein Leben bestimmt hat: „Nicht reden, sondern machen.“ Und so beginnt die Erfolgsgeschichte eines Sizilianers an der Nordseeküste. Seit bald 30 Jahren ist er mit seinem Eis aus Tossens nicht mehr wegzudenken.