TVom Stader Nachbarkreis zu Gold in Paris: So tickt Olympiasieger Lasse Lührs

Stolz bei der Medaillenvergabe: Das deutsche Triathlon-Team mit (v.l.) Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann jubelt über die Goldmedaille. Foto: Marijan Murat/dpa
Als Jugendlicher hat Lasse Lührs aus der Wingst (Kreis Cuxhaven) einen Traum: Er will zu Olympia - als Teilnehmer. In Paris wird der Traum wahr. Und es kommt noch besser: Er wird Olympiasieger. Der Weg war jedoch hart.
Wingst. Die Teilnahme an Olympischen Spielen ist für Sportler der große Traum. Für Lasse Lührs aus dem Cuxland ist dieser in Paris nun in Erfüllung gegangen. Der Weg vom Kindertriathlon zum Olympia-Gold jedoch war und ist harte Arbeit.
In diesem Sommer ist für Lasse Lührs alles anders und besonders. Für den gebürtigen Cuxländer ist ein langgehegter Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen: Er hat an den Olympischen Spielen in der französischen Landeshauptstadt Paris teilgenommen. Und nicht nur das: Er ist Olympiasieger.
„Wahnsinn, mein Traum wird wahr, auf den ich so viele Jahre hingearbeitet habe“, sagte er vor den Spielen über seine Teilnahme. Der 28-Jährige sollte einer von insgesamt sechs Athleten sein, die das deutsche Triathlon-Team bei den Sommerspielen vertreten durften.

Glück pur! Nach dem Olympiasieg konnte Lasse Lührs mit seiner Familie und Freunden den großartigen Erfolg in Paris feiern. Foto: Privat
Gerade hatte Lasse Lührs, der in der Wingst aufgewachsen ist und wo seine Familie noch heute lebt, sein letztes, vierwöchiges Höhen-Trainingslager vor dem Saisonhöhepunkt im malerischen Örtchen Livigno in den italienischen Alpen absolviert. Und das hatte es in sich: „Wir trainieren auf 1.800 Metern“, erklärte der 1,81 Meter große und 66 Kilogramm schwere Profi-Sportler.
Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris
Doch die Anstrengungen und Strapazen nahm Lasse Lührs gerne in Kauf. „Dadurch, dass ich bereits seit dem Herbst weiß, dass ich die Norm geschafft habe, konnte ich das ganze Jahr auf die Olympischen Spiele ausrichten“, sagt er. Das sei eine Riesenmotivation für die Vorbereitung und das Training mache gleich doppelt so viel Spaß, fügte er lächelnd hinzu. Schließlich sei Olympia in seinen Augen mit keinem anderen sportlichen Großereignis zu vergleichen.
Am 31. Juli war es so weit: Lasse Lührs trat mit seinen beiden deutschen Team-Kollegen Tim Hellwig und Jonas Schomburg zum Triathlon-Wettkampf im Einzel an - im Herzen von Paris. Immer an ihrer Seite: die Bundestrainer Thomas Moeller und Louis Delahaye. Am Ende sollte Platz 21 herausspringen.
Lasse Lührs passiert beim Triathlon in Paris die Sehenswürdigkeiten
Ob die eindrucksvolle Bogenbrücke Pont Alexandre III an der Seine, die berühmte Champs Élysées oder das Wahrzeichen der Stadt der Liebe, der Eiffelturm: All diese Sehenswürdigkeiten sollten die Triathleten beim Schwimmen (1,5 Kilometer), Radfahren (40 Kilometer) und Laufen (10 Kilometer) im Wettkampf passieren. „Wir sind wirklich mittendrin“, freute sich der Athlet. Die drei deutschen Frauen Nina Eim, Laura Lindemann und Lisa Tertsch starteten am selben Tag.

Lasse Lührs (l.) übergibt an Schlussläuferin Laura Lindemann. Foto: Marijan Murat/dpa
Am 5. August durfte er noch einmal um eine Topplatzierung kämpfen: In der deutschen Mixed-Relay-Staffel gingen zwei Frauen und zwei Männer an den Start. „Wer dabei ist, entscheiden die Trainer nach den Einzelrennen“, erklärte er dazu vor dem Start.
Für Lasse Lührs lief es gut. Der 28-Jährige war dabei. Und nicht nur das. In einem spektakulären Rennen holte die deutsche Staffel Gold. Der gebürtige Wingster hatte daran entscheidenden Anteil.
Paris investiert 1,4 Milliarden Euro für eine saubere Seine
Bereits im vergangenen Jahr hatte der 28-Jährige an einem Testwettkampf in der Seine teilgenommen, um unter anderem ein Gefühl für die Strömungen zu bekommen. Weil das Baden in dem Fluss eigentlich untersagt ist, weil er schlicht zu schmutzig ist, hatte die Stadt 1,4 Milliarden Euro investiert, um den Olympioniken eine verbesserte Wasserqualität bieten zu können.
Die Grundlage dafür, dass er in Frankreichs Hauptstadt überhaupt ins Wasser durfte, war Lasse Lührs‘ Top-Leistung beim Finale der World Triathlon Series 2023. Im spanischen Pontevedra hatte sich die gesamte Triathlon-Kurzdistanz-Elite versammelt und er holte einen starken fünften Platz. Zudem musste er im sogenannten Individual Olympic Qualification Ranking Ende Mai unter den ersten 30 sein. Auch dieses Kriterium konnte er erfüllen - Voilà Paris.
Aus der Wingst über Alicante zur SSG Bonn an den Rhein
Mittlerweile lebt der deutsche Meister in der Sprintdistanz von 2022 und Vize- Europameister im Mixed Relay von 2021 am Rhein, startet für die SSG Bonn und wird von Christoph Großkopf und Dan Lorang trainiert. Zuvor war das spanische Alicante an der Costa Blanca sein zu Hause. Dort studierte der Triathlet BWL und schloss sich einer internationalen Trainingsgruppe um Roberto Cejuela an. 2022, nach einem sportlich schwierigem Jahr, hatte der Sportler das Gefühl, dass er einen neuen Reiz brauche. „Ich habe einen Schnitt gemacht und mich entschlossen, nach Bonn zu ziehen“, erzählt er.
Studium an der Fern-Universität Hagen neben dem Sport
Ein Schritt, der sich ausgezahlt hat. „Die Umstellung hat voll gefruchtet“, freut er sich. „Ich hatte schnell volles Vertrauen in meine Trainer und weiß, wenn ich umsetze, was im Plan steht, ist das der beste Weg.“ Auch abseits des Sports geht es für Lasse Lührs in Nordrhein-Westfalen voran: An der Fern-Universität Hagen hat er mitten im Olympia-Jahr mit seinem Masterstudium Wirtschaftswissenschaften begonnen. „Ich benötige das Studieren als Ausgleich zum Profisport“, sagt der Triathlet.

Glück pur! Nach dem Olympiasieg konnte Lasse Lührs mit seiner Familie und Freunden den großartigen Erfolg in Paris feiern. Foto: Privat
Seine Leidenschaft für den Mehrkampf, bestehend aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, hat Lasse Lührs schon früh gepackt: „Meine Mama ist Schwimmtrainerin und hat mich bereits als kleines Kind mit zum VfL Wingst genommen“, erinnert sich der junge Mann. Doch nicht nur das Wasser lag dem Jungen. „Ich hatte auch gleich ein gewisses Talent fürs Laufen und Radfahren. So habe ich mit zehn Jahren damit angefangen und es hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht“, fügt er hinzu.
Was ihm am Triathlon so fasziniert? „Drei Disziplinen, die sich nicht ergänzen, möglichst gut zu beherrschen“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Dabei hilft ihm, dass er alle drei Sportarten ungefähr gleich gerne mag - schließlich arbeitet Lasse Lührs seit bald 20 Jahren daran, seine Leistungen zu steigern. Zu seinen größten bisherigen Erfolgen zählt der EM-Titel 2015 in Genf.
Letzter Test bei Heimrennen Mitte Juli in Hamburg
Als Lasse Lührs am 27. Juli in Paris aus dem Zug stieg, lag eine lange Vorbereitungszeit hinter ihm: Im Dezember war der deutsche Kader zwei Wochen auf Fuerteventura gewesen, im Januar hatte er in Bonn verstärkt aufs Schwimmen gesetzt, im Februar war es mit dem Dachverband nach Namibia gegangen. Es folgten weitere Trainingseinheiten in der Eifel, Sieg und Sportpark Nord.
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Am 13. und 14. Juli stand mit dem Heimrennen in Hamburg der letzte Olympia-Test an. Und es sollte ein erfolgreicher werden. Lührs holte mit der deutschen Staffel den Titel beim Event in der World Triathlon Championship Series. Der 28-Jährige war zufrieden mit dem Sieg - und auch seiner persönlichen Leistung. „Toll wäre es, wenn dann noch die Zeit für einen kleinen Abstecher zu meiner Familie in die Wingst bleibt“, erzählte er vor dem Event.
Familie aus der Wingst steht immer hinter ihm
Überhaupt ist der Profi-Sportler dankbar, dass ihn seine Eltern immer unterstützt haben und bei vielen Wettkämpfen und Trainingslagern dabei waren. Das sei einer der Gründe, warum er sich seiner Heimat noch immer sehr verbunden fühle. „Auch wenn es momentan zeitlich selten passt, nach Hause zu kommen“, bedauert Lasse Lührs, der als Jugendlicher die Wingst gegen Potsdam tauschte, um sich an einem Sportinternat voll und ganz auf seine Sportlerkarriere konzentrieren zu können.
Unterstützung aus der Wingst bei Olympia in Paris
Umso mehr freut er sich auf die Anfeuerung durch Familie und Freunde bei den Sommerspielen. „Es ist toll, dass Olympia mitten in Europa ausgetragen wird. Das bedeutet für uns alle eine kurze Anreise“, sagte er vor den Spielen lächelnd.
Für ihn selbst war erster Anlaufpunkt ein Hotel. Nach dem Einzelrennen ist er bis zur Abschlussfeier im Olympischen Dorf untergebracht. „Auf die Atmosphäre dort freue ich mich ganz besonders. Vor allem auf den Austausch mit Athleten aus anderen Sportarten, mit denen man sonst weniger zu tun hat“, verriet er vor dem Großevent.
Internationales Debüt in Antalya (Türkei)
Dass sein Kindheitstraum nun endlich wahr werden würde, konnte Lasse Lührs, der als 17-Jähriger beim Junioren-Europacup im türkischen Antalya sein internationales Debüt feierte, vor Paris 2024 kaum fassen. Er wollte die Sommerspiele jedoch mit jeder Menge Selbstvertrauen angehen. „Zufrieden bin ich, wenn ich meine Leistung abrufen kann“, sagte er. Und er traute sich durchaus Großes zu: „Ich weiß, eine Medaille ist ein sehr hohes Ziel, aber kein unrealistisches.“ Er sollte recht behalten.
Hinweis: Dieser Artikel erschien in einer ersten Version am 25. Juli 2024. Nach dem Olympiasieg wurde der Artikel überarbeitet.

Laura Lindemann (unten) liegt nach dem Zielsprint im Ziel und wird nach dem Olympiasieg von den Teamgefährten Lisa Tertsch (l.), Lasse Lührs (r.) und Tim Hellwig (2.v.r.) umjubelt. Foto: Marijan Murat/dpa Foto: Marijan Murat/dpa