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TVom Watt-Ski bis zum Rattan-Klodeckel: Kuriose Erfindungen aus dem Stader Nachbarkreis

Alwin Kocken konstruierte gemeinsam mit der Cuxhavener Firma Empting Mitte der 1970er Jahre eine Krabbenschälmaschine. Sie ist bis heute erfolgreich im Einsatz.

Alwin Kocken konstruierte gemeinsam mit der Cuxhavener Firma Empting Mitte der 1970er Jahre eine Krabbenschälmaschine. Sie ist bis heute erfolgreich im Einsatz. Foto: CN/NEZ-Archiv

Deutschland ist Erfinderland. Auch in der Region gibt es sie: kreative Köpfe mit genialen Ideen. Doch nicht jeder Geistesblitz schafft es ins Rampenlicht. Wir präsentieren die zehn kuriosesten Erfindungen aus dem Kreis Cuxhaven.

Von Christian Mangels Samstag, 10.02.2024, 15:00 Uhr

Schnee-Schüttgut-Räum-Verladegerät

Der pensionierte Konstrukteur Günther Fuchs aus Cuxhaven entwickelte 1979 im Angesicht der Schneekatastrophe ein sogenanntes „Schnee-Schüttgut-Räum-Verladegerät“. Das am Reißbrett konzipierte Fahrzeug hätte nach dem Willen des Erfinders nicht nur im Schnee, sondern auch in der Landwirtschaft - zur Entsteinung von Ackerböden - oder zum Aufschütten von Dünensand eingesetzt werden können. Die Erfindung setzte sich allerdings nicht durch.

Krabbenpulmaschine

Der Spiekaer Fischer Alwin Kocken konstruierte gemeinsam mit der Cuxhavener Firma Empting Mitte der 1970er Jahre eine Krabbenschälmaschine. „Es war eine Notlage“, erinnert sich der Krabbenfischer. „Meine Schälfrauen waren ausgefallen, deshalb musste so schnell wie möglich eine Lösung her.“

Die Lösung seiner damaligen Probleme ist noch heute in Betrieb. Kockens Schälmaschine knackt die Krabbenpanzer mit komprimierter Luft. Die Krabben kommen dabei nicht, wie bei anderen getesteten maschinellen Methoden, mit Wasser in Berührung. Dadurch behalten die Krabben ihr volles Aroma. Das „Wunderwerk“ pult aus rund 70 Kilogramm Krabben etwa 20 Kilo Fleisch pro Stunde heraus, wobei die Fleischmenge je nach Größe und Beschaffenheit der Krabben schwankt.

Kabinen-Strandkorb

Der Bastler und Strandkorbvermieter Otto Lindner erfand 1939 den sogenannten „Kabinen-Strandkorb“. Mit diesem Spezial-Korb wollte der Cuxhavener gewisse „Zustände“ beseitigen. Hintergrund: Offenbar fühlten sich manche Strandbesucher beim Umziehen durch neugierige Beobachter belästigt. Lindner sorgte für Abhilfe: In seinen verriegelbaren Kabinen-Strandkörben konnten sich die schüchternen Badegäste unbehelligt umkleiden. Der Strandkorb ließ sich mit Hilfe eines Rollvorhangs in eine kleine Kabine verwandeln und konnte während des Badens auch als eine Art Garderobenschrank verwendet werden.

„One arm hero“

Weil er die Körpermotorik beim Golfspiel, insbesondere beim Putten, dem entscheidenden Schlag zum Einlochen, verbessern wollte, erfand der Cuxhavener Tom Mickeleit in den 1990er Jahren den „One arm hero“, einen einarmig geführten Golfschläger. Mickeleit, der einst Biologie und Sport studierte, nahm dabei den menschlich-natürlichen Bewegungsablauf als Leitbild für seine Erfindung. Der große Durchbruch blieb zwar aus, aber immerhin wurde der Schläger im Mekka der Golfer, in St. Andrews, in einer Vitrine ausgestellt.

Sprottenaufspießmaschine

Die Cuxhavener Fischfirma „Winter und Glückstadt“ entwickelte im Jahr 1922 eine Sprottenaufspießmaschine. „Diese Maschine, durch die eine große Anzahl Arbeitskräfte gespart werden kann, ist in der Zeit der gesteigerten Löhne für die Fischindustrie besonders vorteilhaft“, berichtete das „Cuxhavener Tageblatt“, ohne im Detail auf die Funktionsweise des Apparats einzugehen.

Insektensauger

Wer kennt das nicht: schlaflose Nächte wegen fiesen Mücken-Surrens oder wegen des nervtötenden Herumschwirrens fetter Fliegen. Der Hemmoorer Bauingenieur Marco Paschkowski wollte sich nicht länger ärgern lassen und erfand einen Insektensauger.

Ganz ohne Batterien, allein durch die mechanische Betätigung der Saugvorrichtung werden Spinnen, Mücken und Co. vorsichtig und mit einem „Plopp“ eingefangen. Reich ist Paschkowski mit seiner Erfindung zwar nicht geworden - aber in der Bekanntschaft erfreut sich der Insektensauger großer Beliebtheit.

Watt-Ski

Das Wandern im Watt ist für Cuxhavener und Feriengäste seit eh und je ein ganz besonderes Vergnügen. Willi Tyslauk, Cuxhaven-Urlauber aus Lünen (Nordrhein-Westfalen), machte sich Anfang der 2000er Jahre daran, den sportlichen Spaß noch zu steigern. Das Ergebnis ist schwarz, aus bruchfestem Kunststoff und patentiert - der erste Watt-Ski der Welt.

Toilettendeckel aus Rattan

Es gibt ihn aus Holz, Keramik oder aus schlichtem Kunststoff. Die Rede ist vom Toilettendeckel. Beinahe ein Wunder, dass man ihn immer noch neu erfinden kann - Martin Hanke hat’s geschafft: Der Flechtwerksgestalter aus Belum entwickelte 2004 einen Klodeckel aus Rattan und meldete ihn zum Patent an.

Martin Hanke aus Belum hat ein außergewöhnliches Klodeckel-Design aus Rattan entwickelt.

Martin Hanke aus Belum hat ein außergewöhnliches Klodeckel-Design aus Rattan entwickelt. Foto: CN/NEZ-Archiv

Seit 2005 sorgt das ausgefallene Stück auf Fachmessen regelmäßig für Interesse. Zwei Glasdeckel schützen das Geflecht vor Spritzwasser und Luftfeuchtigkeit.

Gezeitentrommel

Jedes Jahr ertrinken Menschen im Watt, weil sie Ebbe und Flut falsch einschätzen. Der Cuxhavener Hans Petersen wollte das nicht länger hinnehmen und erfand 1958 die Gezeitentrommel, eine bunt bemalte Blechbüchse von der Größe einer Handcremedose. Mit Hilfe von Hoch- und Niedrigwasserpfeilen lassen sich die Bade-, Wattlauf- und Gefahrenzeiten im Wattenmeer einstellen und ablesen. Mehr als 60 Jahre später versucht der Cuxhavener Sammler Bernhard Jaeger, die Erfindung wieder zurück ins Rampenlicht zu holen.

Rotor-Skooter-Anlage

Der Cuxhavener Georg Gamroth entwickelte in den 1960er Jahren für den amerikanischen Vergnügungspark „Fabulous Cedar Point“ in Chicago eine Art Auto-Scooter. In der „Cuxhavener Zeitung“ beschrieb der Tüftler Sinn und Zweck seiner Erfindung: „Das ist eine tolle und bisher nicht dagewesene Sache. Denken Sie sich einen Teller, legen Sie da hinein 20 Erbsen und schwenken Sie den Teller in der Hand bei gleichzeitiger steter Veränderung der Schräglage. Dann haben Sie das Prinzip dieses Rotor-Skooters selbst vor Augen.“ 20 Autos konnten auf dieser Rotationsebene fahren. Ein Elektromotor sorgte für die nötige Schwingung der Scheibe. Die Rotor-Scooter selbst waren nicht mit Motoren ausgestattet, dafür aber mit Bremsen, „denn ohne Pedal wär’s letztlich nur ein halbes Vergnügen“.

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