TVon Hamburg nach Halle: 16-Jähriger träumt vom Profi-Fußball

Der 16-jährige Julius Heiduk verfolgt den Traum, Fußballprofi zu werden. Foto: Meier
Auf dem Weg zum Fußballprofi? Der 16-jährige Selsinger Julius Heiduk spielt für das Nachwuchsleistungszentrum des Regionalligisten Hallescher FC. Er verfolgt einen Traum, den Traum, Fußballprofi zu werden.
Selsingen. Es ist ein langer, steiniger Weg, der den Selsinger mittlerweile nach Halle an der Saale gebracht hat. Dort lebt und trainiert der Gymnasiast im Nachwuchsleistungszentrum. Halle, das hört sich nicht nach großer, weiter Fußballwelt an. Aber für Heiduk ist dieser Ort, dieser Verein eine Chance, die Chance, Fußballprofi zu werden.
Als 5-Jähriger beginnt er in Selsingen mit dem Fußballspielen. Dort ist gleich zu sehen, er ist deutlich talentierter, besser als die meisten anderen. Sein Weg führt ihn zunächst zum Heeslinger SC, dann der Wechsel zum JFV A/O/Heeslingen und von dort aus geht es nach nur einem Jahr in die U13 des FC St. Pauli. Julius Heiduk hat das geschafft, was nicht sehr viele Talente schaffen, den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum.
Sprung zu einem Profi-Verein ist auch mit einigen Belastungen verbunden
Aber dieser Sprung zum Profi-Verein ist auch mit Belastungen verbunden - nicht nur für den damals 12-Jährigen, der mittlerweile das St. Viti-Gymnasium in Zeven besucht, sondern für die ganze Familie Heiduk, denn der Junge muss ja irgendwie zum Trainingsgelände des Bundesligisten kommen - und das mehrmals in der Woche.
Diesen Fahrdienst übernimmt zumeist seine Mutter. Mit etwas Glück schaffen sie die Strecke, die durch den Elbtunnel führt, in 45 Minuten. Doch oft ist der Elbtunnel dicht - Stau in Hamburg. „Wir haben oft eine Stunde und 20 Minuten, manchmal sogar zwei Stunden gebraucht“, so Julius Heiduk. Und dann folgt noch die Rückfahrt. Oft sind die Heiduks gegen halb zehn zu Hause. Am anderen Morgen heißt es um sechs Uhr aufstehen. Der Schultag steht an.
In der U16 endet abrupt die schöne Zeit beim FC St. Pauli in Hamburg
Das ist der Alltag für Julius Heiduk, für seine Familie. Doch es scheint sich zu lohnen. Heiduk schafft jedes Jahr den Sprung in die höhere Altersklasse. Er spielt mittlerweile in der U16 von Pauli, als es im vergangenen Winter zum großen Bruch kommt. Aus familiären Gründen schafft es seine Mutter nicht mehr, ihn täglich zum Training zu fahren.
Die Karriere bei St. Pauli ist vorbei. Heiduk hält sich im folgenden halben Jahr bei seinem alten Verein A/O/B/H/Heeslingen fit. Er könnte dort spielen – in der Heimat. Das Angebot hat er. Doch er will zurück in die Nachwuchs-Bundesliga.
Von St. Pauli hat er einige Adressen und Telefonnummern von Nachwuchsleistungszentren bekommen. Hier könne er es ja mal versuchen, heißt es. Vielleicht haben diese Vereine einen Platz im Internat für ihn.
Es gelingt der wichtige Sprung zum Halleschen FC in die Nachwuchsliga
Und der Selsinger versucht es mit Erfolg. Halle – der Regionalligist aus Sachsen-Anhalt - meldet sich. Sein Vater fährt ihn zu einem ersten Probetraining in die rund 350 Kilometer entfernte Stadt. Es folgt noch ein zweites Probetraining und dann kommt die Zusage aus Halle: „Ich habe mich sehr gefreut, denn für mich war es wichtig, bei einem Verein in der Nachwuchsliga zu spielen“, so Julius Heiduk.
Jugendfußball
T Patenkind von D/A-Kapitän träumt von der Bundesliga
Der Beginn in Halle im Sommer ist für den 16-Jährigen nicht einfach. Zum ersten Mal lebt er getrennt von seiner Familie. Die ersten zwei Wochen verbringt er auch nicht im Internat, sondern in einer WG, muss sich selbst versorgen. „Die ersten drei, vier Wochen waren echt hart. Ich war in dieser Zeit traurig, so weit weg von meiner Familie und den Freunden zu sein“, so Heiduk.
Selsinger findet schnell Anschluss – in der Schule und auch im Verein
Bald erfolgt der Umzug in das Internat, und es wird besser: Der Selsinger findet schnell Anschluss – in der Schule und im Verein. „Ich wurde gut aufgenommen, habe schnell Freunde gefunden, verstehe mich mit jedem gut“, erzählt Heiduk.
Und vor allem sportlich – und darum geht es ja – läuft es für den Selsinger: Er ist seit Saisonbeginn Stammspieler, hat alle Partien in der neuen Nachwuchsliga bestritten, in beinahe allen Begegnungen durchgespielt.
Dabei traf Halle in der Liga unter anderem auf RB Leipzig, Wolfsburg und Dynamo Dresden. Erfolgreich verlief vor allem der Pokalwettbewerb. Nach einem 3:2-Halbfinalerfolg bei Energie Cottbus trifft Halle im Mai im Verbandspokal-Finale auf Hertha BSC.
In seinem Team gehört Julius Heiduk bereits zum Mannschaftsrat
„Für mich ist dies erste halbe Jahr in Halle sehr gut verlaufen“, so Heiduk, der im neuen NLZ des Regionalligisten auch die kurzen Wege schätzen gelernt hat. „Die Schule, das Internat, die Mensa, alles liegt direkt nebeneinander. Ich habe nun auch mal Zeit für andere Dinge“, so der Selsinger, der im Internat in einem Zweierzimmer wohnt und in seinem Team zum Mannschaftsrat – in Halle „Führungszirkel“ genannt – gehört.
Wie soll es nun weitergehen mit ihm? „Ich habe natürlich weiter das Ziel, Profi zu werden – nicht nur in der Regionalliga“, so Heiduk. „Aber ich denke Schritt für Schritt. Wichtig ist, dass ich auch in der nächsten Saison in der U19 als Spieler des jüngeren Jahrgangs auf meine Einsatzzeiten komme, um mich weiterzuentwickeln und zu empfehlen.“
Möglicherweise wird die Regionalliga Nordost das große Sprungbrett
Ob das in Halle sein wird, muss man sehen. „Ich erhalte gute Rückmeldungen meiner Trainer, kann mir gut vorstellen, hierzubleiben, und die Regionalliga Nordost gilt ja als das Sprungbrett in den deutschen Profi-Fußball“, so Heiduk. „Nur ich bin Norddeutscher und da schaue ich natürlich auch immer mal, ob für mich da auch Möglichkeiten bestehen könnten.“
In der Hauptrunde der Nachwuchsliga trifft Heiduk mit Halle übrigens in den nächsten Wochen und Monaten fast ausschließlich auf norddeutsche Teams. „Für mich natürlich eine tolle Sache – gerade auf die Spiele gegen meinen alten Verein St. Pauli oder Werder Bremen freue ich mich sehr“, so der 16-Jährige.